Die politischen Umstände sind günstig für das Handeln der aufständischen Bewegung und der Bolivarischen Bewegung sagte einst der Oberkommandierende und Gründungsvater der FARC-EP, Manuel Marulanda Vélez. In diesem Gedanken von Manuel Marulanda spiegelt sich die Seele der FARC-EP wider, die vor 61 Jahren in den Bergen von Marquetalia entstand, auf der Suche nach Frieden für Kolumbien, Gerechtigkeit und Würde. Seitdem ist die FARC-EP die bewaffnete Antwort der Entrechteten und Gerechten auf die vielfältigen Gewalttaten des Staates, die auch heute noch präsent sind. Zwar hat dich das Gerüst der aufständischen Bewegung mit der Demobilisierung der alten FARC-EP seit 2016, dem Entstehen von neuen Strukturen unter alten Köpfen und die Zersplitterung eben jener Kräfte grundlegend geändert. Doch der bewaffnete Kampf und das Ziel nach Frieden, Gerechtigkeit und Würde ist fas gleichgeblieben.
Der Frieden ist auch heute noch die Strategie der unterschiedlichen Organisationen, wie aktuell die Gespräche zwischen dem Generalstab der Blöcke und Fronten oder auch die Gespräche der National Guerillakoordination – Bolivarische Armee zeigen. Andere Gespräche bleiben auf der Strecke, so beim Zweiten Marquetalia oder beim Zentralen Generalstab der FARC-EP unter Iván Mordisco. Doch in Kommuniqués und Erklärungen wird allseits das deutlich, dass das Handeln der bewaffneten Bewegung unter der Fahne der politischen Alternative erfolgt, dieses Ziel weiterhin im Fokus zu haben. Der bewaffnete Kampf ist immer die Taktik zur Erreichung dieses Ziels, das sagen auch die Worte des Freiheitskämpfers Bolívars: „Die Rebellion kündigt sich mit dem Geist des Friedens an. Sie widersteht der Tyrannei, weil diese den Frieden zerstört, und nimmt die Waffen nur auf, um ihre Feinde zum Frieden zu zwingen.“
Auf diesem Weg dahin mussten bereits große Guerillakommandanten ihr Leben lassen. Erinnert sei hierbei an Manuel Marulanda Vélez, Jacobo Arenas, Efraín Guzmán, Raúl Reyes, Iván Ríos oder Alfonso Cano aus der alten FARC-EP. Auch später, im Rahmen des Friedensprozesses, ließen unzählige Kommandierende Kämpfer ihr Leben. Dies zieht sich bis heute fort und all jenen sei die Erinnerung an sie gewiss. „Wer seine Ehre sichert“, sagte Bolívar einst, „indem er sein Leben dem Dienst an der Menschheit, dem Schutz der Gerechtigkeit und der Vernichtung der Tyrannei widmet, erlangt ein Leben der Unsterblichkeit, indem er den Rahmen der Materie verlässt, den der Mensch von der Natur erhält. Ein glorreicher Tod triumphiert über die Zeit und verlängert die erhabene Existenz bis in die fernste Nachwelt.“ Auch wenn das politische Projekt der einstigen FARC-EP groß war und ist, wir es heute mit den bestehenden Organisationen auch nicht gleichsetzen können, so erinnern wir doch an jene, die mit dem Gewehr für ihre politischen Ideale kämpfen, Frieden, Gerechtigkeit und Würde für das kolumbianische Land.
Mit Präsident Petro gibt es einen kolumbianischen Präsidenten, der Frieden für wichtig erachtet. Auch der ehemalige Präsident Santos schuf mit dem Friedensvertrag der alten FARC-EP vor fast 10 Jahren sein Lebensprojekt. Doch der damals vereinbarte Friedensvertrag wurde nur zu geringem Maße umgesetzt, die entwaffneten Guerilleros wurden ermordet und die Ungleichheit und Ungerechtigkeit im Land blieb. Petro will mit seiner Politik des totalen Friedens den nächsten Schritt wagen, dich auch hier gibt es berechtigte Zweifel, was sich in den Lehren des Friedensprozesses von 2016 und dem aktuellen Bestehen von zahlreichen Strukturen unter dem Deckmantel der FARC-EP verdeutlichen lässt. Ja, wir sehen einen bedeutenden Unterschied zur alten FARC-EP, in Politik, Programm, Organisation und auch Auftreten. Aber trotzdem haben die Strukturen in den jeweiligen Regionen ihre Daseinsberechtigung und sind Prozess der tiefgreifenden territorialen Umstände, die sich in den politischen, ökonomischen und sozialen Aspekten ergeben.
Noch immer wird von einem Neuen Kolumbien geträumt, von Investitionen in die ländlichen Gebiete, von Land, Arbeit und Häusern, von Schulen und Krankenstationen, von politischer Mitbestimmung und weniger Korruption. Die Entmachtung der transnationalen Konzerne, die das reiche Land zu ihren Gunsten ausbeuten, die Entmachtung der Oligarchie, die sich an Kolumbien bereichert und die einfachen Menschen in Armut sterben lässt, die Entmachtung des Kapitalismus, der all dies auf barbarische Weise aufzeigt, müssen das Ziel sein. Die Perspektivlosigkeit der Menschen und die Ungerechtigkeit, die alltäglichen miserablen Bedingungen der Menschen, die Repression der staatlichen Sicherheitskräfte, sorgen dafür, dass vor allem in der Peripherie die Waffen nicht schweigen. Unweigerlich führt man sich in die vergangenen Jahrzehnte zurückversetzt, so in jenes Jahr, in dem die FARC-EP gegründet wurde.
Anbei ein Fragment der Rede vom Kommandanten Che Guevara bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen am 12. Dezember 1964. „Die Stunde ihrer Wiederherstellung, die Stunde, die sie selbst gewählt hat, wird auch von einem Ende des Kontinents zum anderen genau markiert. Jetzt ist diese anonyme Masse, dieses Amerika in dunklen Farben, schweigsam und traurig, das auf dem ganzen Kontinent mit derselben Traurigkeit und Enttäuschung singt, jetzt beginnt diese Masse endgültig, ihre eigene Geschichte zu schreiben, sie beginnt, sie mit ihrem Blut zu schreiben, sie beginnt, zu leiden und zu sterben, denn jetzt beginnen die Felder und Berge Amerikas, an den Hängen ihrer Gebirge, in ihren Ebenen und Dschungeln, zwischen Einsamkeit und dem Verkehr der Städte, an den Küsten der großen Ozeane und Flüsse, zu erzittern.“
Zur Geschichte der aufständischen Bewegung FARC-EP gibt es rund um den Jahrestag, den 27. Mai, Artikel und Kommuniqués der vergangenen Jahre (Suchfunktion oder Archiv auswählen) oder auch Informationen im Reiter unter Chronologie und Historie.