Journalisten haben über eine alternative Plattform Erkenntnisse an das Tageslicht gebracht, in denen vor einer Rückkehr des Paramilitarismus in Kolumbien und einer Zusammenarbeit mit den staatlichen Sicherheitskräften in mehreren Regionen gewarnt wird. In ihren eigenen Medien können bzw. dürfen sie diese Erkenntnisse ihrer Ansicht nach nicht publizieren. Und doch wollen sie vor einer Verbindung zwischen den Medien und den Sicherheitskräften hinweisen, die sich ebenso in den Dienst der Rechten stellen, die mittels des Paramilitarismus nicht nur die aufständische Bewegung zurückdrängen, sondern auch ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen durchsetzen wollen. Neu sind diese Erkenntnisse jedoch nicht, gerade die Guerilla verweist immer wieder darauf, wie eng paramilitärische Strukturen mit der Armee zusammenarbeiten. Dazu gibt es große Unterstützung aus der Wirtschaft und der Politik. Dies Phänomen existiert seit Jahrzehnten und verläuft in seiner Dimension wellenartig. Medien übernehmen häufig die Darstellung der staatlichen Sicherheitskräfte und hinterfragen gewisse Verbindungen oder Einsätze nicht.
Seit mehreren Jahren richten Journalisten ihren kritischen Blick auf die Neugestaltung von Strukturen, die Trainingslager an Orten wie dem Dorf Ortega in der Gemeinde Cajibío, Provinz Cauca, haben. Die Zeugenaussagen und Videos zeigen Soldaten der Dritten Division der Armee, die Zivilisten in Kriegstaktiken und Kampf trainieren. Oder ebenso militärische Unterrichtungen in der Provinz Caquetá. Im Dezember, bei Kämpfen zwischen diesen Paramilitärs, die sich „Autodefensas Campesinas de Ortega“ nennen und einer Truppe Soldaten, kam es zu Kämpfen mit der Front Jaime Martínez der FARC-EP, bei denen ein Soldat und ein Paramilitär getötet wurden. Diese wurden dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) übergeben. Die Medien berichteten jedoch, dass der Paramilitär ein sozialer Anführer gewesen sei, eine Version, die aus den Kasernen unter dem Kommando von Brigadekommandant Federico Mejía, Kommandeur der Dritten Division, stammt.
Im April enthüllte die FARC-EP, dass sie während des Angriffs auf das Lager, in dem sie trainieren und Aktionen koordinieren, mehrere Mobiltelefone erbeuteten. Damit konnten sie Gespräche zwischen Unteroffizieren, die den Trupp im Dorf Ortega kommandieren und dem angeblichen „sozialen Anführer“, der bei den Kämpfen getötet wurde, alias Joselito, abfangen. Diese Gespräche zeigen Koordinierungen für bewaffnete Zusammenstöße. Sie dokumentieren auch Gespräche desselben Paramilitärs mit dem Kommandanten der Dritten Division, Brigadekommandant Federico Mejía, der unter anderem sagt, dass die Luftunterstützung mit einem Helikopter vom Typ Arpía von den Wetterbedingungen abhängt. Er erwähnt außerdem, dass 120 Männer in Bewegung sind, um Unterstützung in die Region zu schicken.
Die FARC-EP zeigt in den Videos die genauen Orte der Trainingslager und sogar einen Drohnenangriff, den sie gegen die Paramilitärs und Soldaten durchführen. Es ist deutlich sichtbar, dass dort uniformierte Personen und Zivilisten mit Langwaffen zusammen agieren. Sie erwähnen sogar, im Besitz von Gesprächen zu sein, die Militärkommandos in den Drogenhandel ins Ausland verwickeln. Doch nichts davon ist öffentlich bekannt geworden. Es scheint, als wollen die großen staatlichen Medien die Rückkehr des Paramilitarismus. Kritik daran oder eigene Veröffentlichungen sind gefährlich. Staatliche Sicherheitsdienste und Paramilitärs töten gezielt ihre Feinde, verschleppen potenzielle Kritiker und agieren gegen die unliebsame Bevölkerung zur Abschreckung. In den großen Medien wird dann vom inneren Feind der aufständischen Bewegung gesprochen, die die Bevölkerung terrorisieren. Häufig kommt es vor, dass sich auch der Uniformen, Abzeichen und Kommuniqués der Guerilla bedient wird.