Seit geraumer Zeit werden überall im Land falsche Kommuniqués der aufständischen Bewegung verwendet, um für Verwirrung zu sorgen, Angst zu verbreiten, Nutzen daraus zu schlagen oder einfach medialen Krieg zu führen. Die Autoren dieser falschen Kommuniqués sind teilweise die staatlichen Sicherheitskräfte, aber auch lokale Kriminelle oder paramilitärische Strukturen in Zusammenarbeit mit staatlichen Sicherheitskräften. Für die aufständische Bewegung sind diese Kommuniqués jedoch seit Jahrzehnten ein anerkanntes Mittel der Kommunikation mit den lokalen Gemeinden und der Öffentlichkeit im Allgemeinen. Nur wenn Unklarheit herrscht über Authenzität der Mitteilungen und Urheber, dann werden die Kommuniqués für die Bevölkerung zur Bedrohung und Unsicherheit.
Mit der Technologisierung der Gesellschaft werden Kommuniqués auch über Telefone und Sprachnachrichten, so zum Beispiel per WhatsApp verbreitet. Die ist häufig ein leichter und schneller Weg, sind die lokalen Anführer der Gemeinden doch allseits in den Regionen bekannt. Doch hier ist Missbrauch auch sehr einfach und eine regelmäßige Hinterfragung eingehender Kommuniqués muss erfolgen. Dafür gibt es meist die lokalen Ansprechpartner der Guerilla in den Territorien, die auch bei der Bevölkerung bekannt sind. Zuletzt dienten Zitierungen der Guerilla an bestimme Personen, so der 10. und 28. Front der FARC-EP an Landbesitzer in Aracua, auch dem Feind, in diesem Fall der ELN, um Personen festzunehmen und zu verhören.
Die FARC-EP unter dem Kommando von Iván Mordisco, die sich weiter im Krieg mit der Regierung befinden, haben für ihre Kommuniqués ein System der Sicherheit ausgewählt. So werden die wichtigen Kommuniqués mit einem QR-Code versehen, der auf eine einfache Webseite des Zentralen Generalstabs der FARC-EP führt. Ist das Kommuniqué dort hinterlegt, gilt es als ein authentisches Kommuniqué der Guerilla. Andere beliebte Formen sind persönliche, oft handgeschriebene Nachrichten mit Unterschriften, auf mit dem Logo der Guerilla versehenen Handzetteln der Kommandierenden der jeweiligen Fronte. In Zeiten des medialen Krieges ist die Kommunikation, gerade in Territorien mit mehreren bewaffneten Akteuren, undurchsichtiger geworden. Hinzu kommt, dass kaum noch Webseiten und offizielle Kanäle der Guerilla existieren.
Als Beispiel dokumentieren wir ein Kommuniqué des Generalstabs des Zentralblocks der FARC-EP vom 23. März, die dieses Thema aufgreift. Zum Zentralblock gehören die Fronten Adán Izquierdo, Ismael Ruiz, Hernando Gonzalez Acosta, Gerónimo Galeano, Helden von Marquetalia sowie die Front 26. März. Alle Fronten sind jedoch relativ klein und nur die ersten genannten drei Fronten kampfstark. Kommuniqué trägt den Titel „Klarheiten über Bedrohungen in den Provinzen Huila, Tolima, Quindío und Valle del Cauca“ und ist hiermit dokumentiert:
„Der Generalstab des Zentralblocks Isaias Pardo grüßt die Gemeinschaften der Provinzen Huila, Tolima, Quindío und Valle del Cauca, die Opfer einer Medienkampagne zur Verleumdung unserer Organisation und ihrer Fronten sind. Diese Kampagne erfolgt durch falsche Flugblätter, WhatsApp-Nachrichten, Erpressungen. Wir stellen klar:
1. Die FARC-EP greift niemals zu Drohungen oder Erpressungen. In diesem Sinne sind wir nicht die Urheber der Kommuniqués oder Nachrichten, die einigen Anführern zugesendet werden, ebenso wie Einladungen oder Listen, die Räumungen des Territoriums fordern.
2. Wir laden die Personen, die in diesen falschen Auflistungen auftauchen ein, im Territorium zu bleiben, da es sich um Flugblätter handelt, die vielleicht im Rahmen politischer Manöver oder von lokalen Politikern verbreitet werden, um euch zur Räumung des Gebiets zu bewegen.
3. Wir laden die Gemeinschaften und Personen, die in diesen falschen Flugblättern auftauchen, ein, Vertrauen in unsere Organisation zu setzen. Wir sind in diese Provinzen gekommen, um euch zu unterstützen und mit euch ein anderes Land zu bauen.
4. Alle Dokumente der FARC-EP und ihrer Fronten haben dieses Format und einen OR-Code, um ihre Authentizität zu überprüfen.
5. All dies ist ein Verleumdungsplan gegen die FARC-EP aufgrund unserer Präsenz und unseres Fortschritts sowie der Unterstützung, die wir in diesen Provinzen erfahren haben. In einigen Fällen sind es die Militärs selbst, die Unruhe stiften und Unterstützung von ihnen oder von gewöhnlichen Kriminellen suchen, die wirtschaftliche Vorteile erlangen wollen, oder es sind Selbstbedrohungen oder falsche Anführer, die den Namen unserer Organisation zu persönlichem Nutzen verwenden.“