FARC-EP in Catatumbo geschwächt – ELN gewinnt

Der Konflikt im Catatumbo in der Provinz Norte de Santander beschäftigt noch immer die Analysten und Medien. Der im Januar ausgebrochene Krieg der ELN mit der 33. Front der FARC-EP hat für mehr als 50.000 Vertriebene und 70 bestätigte Morde gesorgt, ganz zu schweigen von einer humanitären Krise für die lokale Bevölkerung. Die Zahl der Morde wird inoffiziell höher sein. Es ist ein dramatisches Ereignis gewesen, welches bis heute anhält und bei der die ELN in einer geplanten Operation die 33. Front in der Region vernichten wollte, um so die Kontrolle an der Grenze zu Venezuela zu übernehmen. Zwar sind über 1000 Soldaten der kolumbianischen Armee in das Gebiet entsendet worden, doch es wird klar, dass die ELN nicht entscheidend als Aggressor geschwächt wurde.

Die Operation der Sicherheitskräfte hat große Schwierigkeiten, den Verursacher des brutalen Massakers, die ELN, effektiv zu bekämpfen. Aufgrund der Dynamik des Konflikts, der von einem Waffenstillstand mit der 33. Front geprägt ist, hat sich die militärische Aktion des Staates darauf konzentriert, die geschwächte 33. Front zu demobilisieren. Laut dem Armeebericht wurden 129 demobilisierte Kämpfer der FARC-EP erfasst, jedoch nur zwei von der ELN. Dies verdeutlicht die Einseitigkeit der militärischen Operation, obwohl sich die 33. Front der FARC-EP in Friedensgesprächen mit der Regierung befindet. Der ELN wurde Raum gegeben, die Wiedereroberung des Catatumbo zu erlangen.

Auch die lokale Bevölkerung erhebt schwere Vorwürfe. Sie sehen die Vertreibung und wahrscheinlich nun auch den Exodus durch eine permanente Veränderung nach dem Einmarsch des ELN in Gebiete, die zuvor von der FARC-EP besetzt waren, als Zerstörung ihrer Lebensgrundlage an. Die ELN hat nun die Kontrolle und entscheidet über das Leben. Um dies zu erreichen, hat die ELN selektiv operiert, in kleinen Einheiten, die Zivilkleidung trugen und mit großer Leichtigkeit von einer Seite zur anderen der Grenze mit Venezuela pendelten. Dabei setzen sie die Armee unter Druck und konnten an Raum gewinnen. Nun sucht die ELN an Einfluss unter der sozialen Basis der ehemaligen 33. Front.

Die Vertriebenen aus dem Catatumbo, die wieder zurückkehren wollen, berichten über soziale Kontrolle und Selektionen. Wer zum ehemaligen Unterstützerkreis der 33. Front gehörte, lebt gefährlich. Einst begann die FARC-EP hier mit rund 50 Kämpfern und erreichten eine Zahl von mehr als 500 Personen. Die soziale und politisch-militärische Macht wurde weiter ausgebaut und man war so stark, dass man in Friedensgespräche mit der Regierung Petro eintreten konnte. Dieser Verhandlungstisch wurde 2023 in Tibú ins Leben gerufen, wo ein bilaterales Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde, das auch heute noch mit der Regierung gilt.

Eine der Schwächen des 33. Front war, dass es eine altersmäßig junge Guerillaorganisation war. Einerseits legte die freiwillige Waffenneiderlegung von 129 ihrer Mitglieder das längst bekannte Geheimnis in der Region offen: die Rekrutierung von Minderjährigen, die ihre Reihen auffüllte, da 24 der Demobilisierten minderjährig waren. Andererseits waren auch ihre Kommandeure sehr jung. Zum Beispiel ist Andrey, der Kommandant der 33. Front und Sprecher im Friedensprozess mit der Regierung, 30 Jahre alt. Die Kommandanten der ELN im Catatumbo sind alle über 40 Jahre alt und kämpfen seit 20 Jahren. Sie haben eine solidere militärische Reife, so Quellen.

Zwar hat die FARC-EP die 33. Front personell stark ausgebaut von Hunderten Kämpfern und Milizionären. Aber wie stark konnten sie militärisch sein, wenn das ELN ihnen innerhalb eines Monats rund 100 tötete und sich 120 von ihnen ergaben? Diejenigen, die sich der Armee ergeben haben, stellen bisher die größte Demobilisierung von Mitgliedern einer bewaffneten Organisation während der Regierung von Gustavo Petro dar. Doch es handelte sich nicht um einen Erfolg der Friedenspolitik von Petro, sondern um die individuelle Aufgabe dieser Guerillakämpfer, die vom Vorgehen des ELN eingekesselt waren. Profitiert hat davon nicht der Friedensprozess und nicht die lokale Bevölkerung, sondern nur die ELN.

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