Der dritte Verhandlungszyklus zwischen der kolumbianischen Regierung und der Nationalen Koordination – Bolivarische Armee (Ejército Bolivariano) endete mit entscheidenden Fortschritten im Prozess eines potenziellen Friedens mit der Guerillaorganisation. Im Verlauf des Treffens vereinbarten beide Delegationen, den Plan zur Ersetzung illegaler Pflanzen in der Provinz Nariño zu verstärken, eine Initiative, die zwar bereits im Dezember beschlossen wurde, jedoch noch in der Phase der Abstimmung mit den lokalen Gemeinschaften ist. Außerdem wurden Sicherheitsgarantien für die Durchführung des Friedensprozesses festgelegt und die Schaffung von Unterkommissionen beschlossen, die sich mit den rechtlichen Hindernissen befassen, mit denen die Friedensgespräche permanent konfrontiert sind. Eine der größten Herausforderungen ist, dass die Mitglieder dieser Gruppe, die aus ehemaligen Kämpfern der FARC-EP bestehen, die nach der Unterzeichnung des Friedensabkommens desertiert sind, nicht von den Vorteilen der Übergangsjustiz profitieren können.
Angesichts dieser Realität versicherte der Chefunterhändler der Regierung, Armando Novoa, dass die Suche nach einer rechtlichen Lösung für die Beendigung des Konfliktes einen sozialpolitischen Weg einschlagen müsse, was auch einen möglichen Waffenstillstand umfassen könnte. In diesem Zusammenhang schloss er nicht aus, Mechanismen des Gesetzes für Gerechtigkeit und Frieden anzuwenden, betonte jedoch, dass dafür eine gesetzliche Anpassung erforderlich wäre, um den aktuellen rechtlichen Rahmen zu erweitern. Bezüglich einer möglichen Waffenruhe wurde die Bildung einer technischen Kommission beschlossen, die mit der Aufgabe betraut wird, die Protokolle für einen möglichen beiderseitigen Waffenstillstand zu entwickeln.
Walter Mendoza, der Verhandlungsführer der Nationalen Koordination – Bolivarische Armee, erklärte, dass die Gruppe bereit sei, einen Übergang vom bewaffneten Kampf zur Politik zu vollziehen, sofern es rechtliche Garantien für ihren Prozess gibt. Zuletzt wurde jedoch dieses Ziel stark getrübt. So wurde im Zuge der Verhandlungen Geovany Andrés Rojas, bekannt als alias Araña und ebenso einer der Verhandlungspersonen, festgenommen. Er wurde im Auftrag der Staatsanwaltschaft aufgrund eines roten Interpol-Hinweises festgenommen. Die Kontroverse besteht darin, dass die Haftbefehle gegen diese Person ausgesetzt waren, da er mit der Regierung verhandelte. Diese Ausnahme gilt jedoch anscheinend nicht für rote Mitteilungen wie in diesem Fall, da er von der US-amerikanischen Justiz wegen Drogenschmuggels gesucht wird.
Die Nationale Koordination – Bolivarische Armee gab mit der Führung von Walter Mendoza eine Erklärung ab, in der sie Präsident Gustavo Petro aufforderte, sich zu diesem Thema zu äußern, und in der man die Generalstaatsanwältin Luz Adriana Camargo scharf kritisierte. „Frieden und Leben in Würde sind seit unserer Gründung unsere Fahnen im Kampf, um eine bessere Zukunft in den Regionen, in denen wir präsent sind, zu schaffen. In diesem Sinne führten wir einen Dialogprozess mit der Regierung über das Büro des Friedenskommissars“, so das Kommuniqué. „Dieser Einsatz für den Frieden wird durch die Festnahme eines Mitglieds der Verhandlungsdelegation unserer Organisation (…) durch das CTI der Staatsanwaltschaft schwer verletzt, was einen klaren Versuch darstellt, den Friedensprozess zu vereiteln“, hieß es weiter.
Ebenso sandte die Organisation eine klare Botschaft an Präsident Gustavo Petro: „Wir bitten Sie, sich zu dieser Situation zu äußern, die die Glaubwürdigkeit dieser Regierung im Kontext des Totalen Friedens infrage stellt.“ Die bewaffnete Organisation ist nach dem Auseinanderbrechen des Zweiten Marquetalia entstanden und besteht aus Strukturen wie der „Guerillakoordination des Pazifiks“ und den „Bolivarischen Grenzkommandos“. Während erstere Struktur in Nariño und Cauca tätig ist und aus der alten 29. Front der FARC-EP heraus entstanden ist, besteht letztere Struktur von ehemaligen Kämpfern aus der Provinz Putumayo rund um die 48., 32. und 49. Front der ehemaligen FARC-EP sowie anderen Kämpfern aus kriminellen Gruppen. Beide Strukturen brachen im vergangenen November mit dem Zweiten Marquetalia unter Iván Márquez und kündigten ihre Absicht an, die Verhandlungen mit der Regierung fortzusetzen, die Márquez nicht mehr wollte.