Seit einigen Tagen versuchen Strukturen der FARC-EP im Norden der Provinz Cauca mittels Flugblätter und persönlicher Ansprachen von Geschäften und Händlern Geschenke für Kinder einzufordern. So sammelt unter anderem die Front Dagoberto Ramos des Westblock Kommandant Jacobo Arenas die unter dem Oberkommando von Iván Mordisco steht, Geschenke und fordern die Übergabe von Geschenken durch Ladenbesitzer. In einer Mitteilung der Guerilla heißt es, die Geschenke seien für Kinder zum Weihnachtsfest bestimmt. Je nach ökonomischer Situation des Ladens fordert man zwischen 100 und 200 zu übergebende Geschenke.
Die Nachrichte enthält zwar einen „revolutionären Gruß“ und es wird um „respektvolle und freundliche“ Zuwendungen gebeten, doch die Ladenbesitzer stehen mit der Aufforderung unter Druck, einen Beitrag für das Gemeinwohl leisten zu müssen. Es ist nicht unüblich, dass diese Praxis in den Territorien der FARC-EP angewendet wird, um Kinder und Familien ohne hinreichende Ressourcen zu Weihnachten mit kleinen Geschenken zu überraschen. Auch Sets für die Schule werden häufig gesammelt und an die Schulkinder verteilt. Die Abwesenheit des Staates sorgt dafür, dass die Guerilla „staatliche“ Aufgaben übernimmt und somit das Vertrauen der Bevölkerung gewinnt.
Aktionen wie Bau- und Infrastrukturmaßnahmen, hier der Bau von Straßen und Brücken, die Bereitstellung von Waren und Dienstleistungen und die Organisation von Gesundheitsbrigaden zeigen, wie die Guerilla versucht, ihre territoriale Kontrolle zu konsolidieren und sich gleichzeitig als politischer Akteur zu positionieren. Im Oktober dieses Jahres übergaben zum Beispiel die Bolivarischen Grenzkommandos eine Fahrzeugbrücke in Ipiales, Provinz Nariño. Auch in der Provinz Cauca gab es Straßen- und Brückenbau mit Unterstützung der FARC-EP.
Nach der kürzlich erfolgten internen Spaltung des Zweiten Marquetalia der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Márquez nimmt diese Organisation ihre territorialen Interventionen wieder auf und zwar mit einer Gesundheitsbrigade, die von der Kolonne Jesús Santrich durchgeführt wird. Bei dieser Gelegenheit wurden medizinische Hilfsgüter an Gemeinden verteilt und Freizeitaktivitäten mit Kindern durchgeführt, die sich je nach Standort der Kolonne in der Serranía del Perijá, einem Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Venezuela in der kolumbianischen Karibik, bewegt.