Während die Medien derzeit vor allem aus der Provinz Cauca vom Krieg zwischen der aufständischen Bewegung FARC-EP und den staatlichen Sicherheitskräften berichten, ist der Krieg in der Provinz Caquetá für die meisten unsichtbar, nicht jedoch für die Menschen vor Ort. Mehrere Hundert Menschen wurden aus ihren Häusern vertrieben und suchten Schutz vor den Auseinandersetzungen, die sich zwischen mehreren Akteuren abspielen. Im Süden der Provinz Caquetá, vor allem in den ländlichen Regionen der Gemeinden Cartagena del Chairá und Solano, kämpfen nicht nur die verschiedenen Strukturen der FARC-EP gegeneinander, sondern zusätzlich operiert die Armee im großen Umfang. Bei Kämpfen in den zurückliegenden Tagen kamen mehrere Guerilleros ums Leben.
In Cartagena del Chairá und Solano kämpfen die Strukturen des Zentralen Generalstabs (EMC) gegeneinander. So gibt es hier die Front Carolina Ramírez unter der Führung von Iván Mordisco. Zuletzt hatten sich jedoch die Strukturen aus dem Osten des Blocks Jorge Briceño abgespalten, weil diese im Friedensprozess mit der Regierung verbleiben wollen. Dies sorgt nun für interne Auseinandersetzungen um Einfluss und Kontrolle. Zu den Strukturen des Blocks Jorge Briceño unter dem Kommando von Calarcá gehört die Front Raúl Reyes, die hier operiert und in Kämpfen mit der Front Carolina Ramírez steht.
Hinzu kommt die Präsenz der Bolivarischen Grenzkommandos, die mit der FARC-EP, Zweites Marquetalia, alliiert sind. Diese wiederum stehen im Konflikt mit den Strukturen zu Iván Mordisco. Inwieweit es eine perspektivische Kooperation zwischen der Front Raúl Reyes und den Bolivarischen Grenzkommandos gibt, ist derzeit schwer zu sagen. Die Grenzkommandos, aus der südlichen Provinz Putumayo stammend, haben sich in den vergangenen Jahren zusehends nach Caquetá ausgeweitet. Immer wieder kam es zu Kämpfen zwischen den verfeindeten Strukturen, die sich je in der Nachfolge der FARC-EP sehen. Calarcá machte zuletzt deutlich, dass nach einem Kommuniqué der FARC-EP unter Mordisco und einer Kriegserklärung an seine Strukturen die Spannungen und Kämpfe zugenommen haben.
Angesichts dieser Situation kommen nun noch operative Aktionen der kolumbianischen Streitkräfte hinzu. Hierbei arbeitet die nationale Armee mit der Marine, der Luftwaffe und der Polizei zusammen. Bei der jüngsten Operation in der ländlichen Gegend von Solano wurden mehrere Guerilleros von Mordisco getötet. Darüber hinaus wurden Waffen und Kommunikationsmittel beschlagnahmt. Die Strukturen von Mordisco riefen die Bevölkerung dazu auf, sich gegen das Besatzungsheer zu stellen. Im ländlichen Gebiet sind Soldaten häufig nicht gern gesehen, da sie im Sinne der Aufstandsbekämpfung auch einen Krieg gegen die Zivilbevölkerung führen. In diesem Konflikt allerdings, leidet die Zivilbevölkerung unter allen Akteuren.