Medien für Bedrohungen verantwortlich

Ohne Informationen nachzuprüfen, verbreitete das Journalistenteam des renommierten Radiosenders W eine unbegründete Meldung über angebliche Häuser in der Gemeinde Argelia in der Provinz Cauca der lokalen Bevölkerung, die als Waffen- oder Sprengstofflager für die Front Carlos Patiño des Westblocks der FARC-EP genutzt werden. So sollen laut der Falschmeldung, die auch andere große Medien ohne Nachprüfung verbreiteten, die Anbringung weißer Fahnen in mehreren Häusern im Sektor Pueblo Nuevo oder Puertas del Río dazu dienen, um Orte für die Lagerung von Waffen und Sprengstoff der FARC-EP vor Angriffen der Armee zu sichern. Hierbei berief sich das Journalistenteam des bekannten Radiosenders auf der Grundlage eines von der Nationalen Armee zur Verfügung gestellten Videos. Ohne die Informationen des Militärs zu überprüfen, verbreitete W Radio den Bericht und beschuldigte die Familien, die in den in den Videos gezeigten Häusern wohnen, Mitglieder der aufständischen Organisation zu sein.

Eine lokale Tageszeitung nahm sich dem jedoch an und brachte an das Tageslicht, dass es sich um eine Falschmeldung handelte. „Sie verletzen uns sehr, denn wir sind unschuldige Menschen, zum Beispiel ist das Haus, das in dem Film gezeigt wird, meins, sie beschuldigen mich, dass ich hier Sprengstoff der FARC-Dissidenten aufbewahre, das stimmt nicht, der erste Stock ist an einen Geschäftsmann vermietet, im ersten Stock lebe ich mit meiner Tochter und meiner Enkelin und der dritte Stock ist unbewohnt (…)“, sagt María Zoraida Villamil. Aus diesem Grund und um die Informationen zu überprüfen, reiste der unabhängige Journalist Camilo Fajardo in die Gegend, um die Aussagen der Familien einzuholen, die in den Häusern leben, die in dem Zeitungsbericht erwähnt werden, und bestätigte, dass es sich um ehrliche und hart arbeitende Familien aus diesem Dorf handelt.

Dieses aktuelle Beispiel der großen nationalen Medien ist typisch für die Berichterstattung in Kolumbien, nicht nur über die ländlichen Regionen, sondern auch über die aufständische Bevölkerung. Schlimmer wiegt jedoch, dass mit solchen Meldungen die lokale Bevölkerung einer ernsten Gefahr ausgesetzt wird. Der Stigmatisierung folgen häufig Bedrohungen, unrechtsmäßige Prozesse oder gar Verfolgung und Tod durch staatliche Sicherheitskräfte oder paramilitärische Gruppen, die häufig mit dem Staat Hand in Hand in der sogenannten Aufstandsbekämpfung agieren. Es wird nun eine Stellungnahme von W Radio zu dieser Situation und zu der Frage, wie sie die Familien entschädigen werden, erwartet, die von den falschen Informationen betroffen sind. Aber ob von dort was kommt, steht in den Sternen. Stattdessen ist die kolumbianische Bevölkerung wieder einmal in die Irre geführt worden im medialen Krieg gegen die Guerilla.

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