Spaltung statt Jubiläum

Der 60. Jahrestag der FARC-EP, gegründet wurde die aufständische Bewegung am 27.05.1964 mit der Operation der staatlichen Sicherheitskräfte auf Bauern in der Region Marquetalia, steht ganz im Zeichen der internen Spaltung. Wo sonst in den Jahren zuvor Feierlichkeiten der verschiedenen Strukturen stattfanden, häufig auch in öffentlichen Akten mit der lokalen Bevölkerung, ist in diesem Jahr alles anders. Zum einen läuft der bewaffnete Konflikt vor allem im Südwesten, wo durch die Militäroffensive die Auseinandersetzungen anhalten, zum anderen werden immer wieder Meldungen aus der FARC-EP öffentlich, welche die interne Spaltung innerhalb des Zentralen Generalstabs zeigen. Wie wir bereits berichteten, gibt es Strukturen der FARC-EP, vor allem im Block Jorge Suárez Briceño und im Block Magdalena Medio, die weiterhin den Friedensprozess fortführen möchten, während sich kampfstarke Strukturen wie der Block Kommandant Jacobo Arenas oder der Block Manuel Marulanda Veléz, die noch dem Kommando von Iván Mordisco unterstehen.

So kündigte jüngst das Büro des Friedenskommissars (Occp) an, dass der fünfte Zyklus der Gespräche zwischen der kolumbianischen Regierung und dem Zentralen Generalstab der FARC-EP, die aber zur Fraktion um Alexander Díaz Mendoza, alias Calarcá, gehören, zwischen dem 20. und 26. Juni 2024 fortgesetzt werden. Darüber hinaus bestätigte eine Veröffentlichung des X-Accounts der FARC-EP um Iván Mordisco, dass die Vertreter in diesen Dialogen sie nicht repräsentieren, was die Spaltung verdeutlicht. So heißt es in der Mitteilung an den Präsidenten Petro: „Herr Gustavo Petro, sie belügen sich und die Welt, die Leute, die im Namen der FARC-EP sprechen, vertreten uns nicht, das haben wir ihrer Delegation gesagt. Sie sind nicht einmal 5% der FARC-EP. Fazit: Es gibt in Kolumbien keinen Dialog mit dem Zentralen Generalstab der FARC-EP.“

Die Spaltungen wurden durch veröffentlichte Meldungen am Nachmittag des 28. Mai bestätigt, nachdem Radio Caracol eine Reihe von Audios veröffentlicht hatte, in denen Alexander Díaz Mendoza, alias Calarcá und Kommandant des Blocks Jorge Suárez Briceño sowie ehemals zweiter Kommandant des Zentralen Generalstabs, die Probleme innerhalb der Guerilla schilderte. In der ersten bekräftigt er, dass er Besuche in den Gefängnissen des Landes plant, um den Guerilleros, die inhaftiert sind, die Probleme zu erklären, die im Zentralen Generalstab bestehen. So sollen diese in den Gefängnissen ein Formular ausfüllen müssen, um zu bestätigen, dass sie noch zu ihrer Seite gehören. Bei den weiteren Friedensgesprächen und möglichen Vereinbarungen könnten die Inhaftierten dann in den Genuss von Vorzügen und gegebenenfalls auch Freilassungen kommen. Zudem wird dadurch um weitere Unterstützung für seinen Weg getrommelt, denn tatsächlich sind die am Friedensprozess orientierten Strukturen innerhalb der Guerilla in der Minderheit.

Zudem wies alias Calarcá darauf hin, dass die Differenzen innerhalb des Zentralen Generalstabs nicht in Konfrontationen zwischen ihnen enden werden, und stellte klar, dass es seinen Verbündeten darum geht, zu zeigen, dass „die FARC-EP niemandem gehört“, was als Botschaft an Iván Mordisco verstanden werden könnte, der bis heute als die Nummer eins innerhalb des Zentralen Generalstabs bezeichnet wird. Schließlich gab der Anführer des Blocks Jorge Suárez Briceño bekannt, dass eine der Fronten, die mit ihm den Weg fortschreiten wird, die Front Carolina Ramírez, nun nach Raúl Reyes heißen wird, zu Ehren des im März 2008 von den Streitkräften getöteten Guerillakommandanten. Die Front Carolina Ramírez hatte sich zum Frieden bekannt, auch wenn nicht ganz eindeutig ist, ob sich dem alle Kämpfer unterordnen. In einigen Fronten gibt es wohl ebenso interne Auseinandersetzungen.

Klar hingegen ist jedoch, dass sich ein Großteil der Front zum Friedensprozess bekennt. Diese Front wiederum befand sich zuletzt wieder in starken Kämpfen mit der Grenzkommandos der FARC-EP, die sich dem Zweiten Marquetalia zugeordnet haben und die unter dem Kommando von Iván Márquez stehen. Bei den Kämpfen sollen bis zu 11 Guerilleros getötet worden sein. Die lokale Bevölkerung in der ländlichen Region der Gemeinde San José del Fragua, Provinz Caquetá, musste vor den Kämpfen Schutz suchen. Bereits Anfang des Jahres kam es zu schweren Kämpfen zwischen den beiden verfeindeten Fraktionen der FARC-EP in den Provinzen Caquetá und Putumayo, die zu zahlreichen Toten und Einschränkungen des öffentlichen Lebens führte.

Dieser Beitrag wurde unter General veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.