Schlagabtausch zwischen FARC-EP und Präsident Petro

Kurz vor dem 60. Jahrestag der Gründung der alten FARC-EP gab es bei X, ehemals Twitter, einen Schlagabtausch zwischen der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Mordisco sowie dem kolumbianischen Präsidenten, in dem mehrere Tweets hin- und hergewechselt wurden. In den Tweets geht es um Aussagen des Präsidenten Petro, der vom Zentralen Generalstab der FARC-EP der Lüge bezichtigt wird. Schon vor Wochen kam es offiziell zum Zerwürfnis zwischen beiden Akteuren. Dabei erschienen die Botschaften nur wenige Tage nach dem Besuch des Präsidenten in der Provinz Cauca, wo der Zentrale Generalstab der FARC-EP mit seinen Strukturen sehr stark ist und der bewaffnete Konflikt zuletzt wieder ausgebrochen ist. So behauptete Präsident Petro am vergangenen Donnerstag, dass im Vordergrund der Drogenhandel stehen würde. Damit spricht er der FARC-EP die politische Komponente ab und reduziert die Guerilla, wie seine rechten Vorgänger, auf Drogenterroristen.

Die FARC bekräftigte per Medium X, dass die Aussagen des Präsidenten nicht wahr sind. „Es ist nicht wahr, dass wir der Drogenindustrie kein Ende setzen wollen, eine der ersten Vereinbarungen war der Plan zur Umgestaltung von Micay, die Aufgabe bestand darin, die Gemeinden zu besuchen und mit der Umsetzung des Plans zu beginnen. Die nationale Regierung hat die Bauern im Stich gelassen“, schrieb der Zentrale Generalstab. Der Präsident hingegen sagte, dass der Zentrale Generalstab mit der illegalen Wirtschaft weitermachen wolle, die sich nun verdoppelt hat, da es sich nicht nur um Kokain, sondern nun auch um illegales Gold handelt. Er erklärte weiter, dass die illegale Wirtschaft die Gemeinden Micay und El Plateado zu wichtigen Gebieten für die Guerilla gemacht habe. Der Bruch des Waffenstillstandes sei auch darauf zurückzuführen.

„Die einzige Alternative, die diese Regierung, die behauptet, eine Regierung des Wandels zu sein, den Koka-Bauern bietet, ist Hunger oder Krieg? Nichts Strukturelles, dasselbe wie bei den vorherigen Regierungen“, antworten jedoch die Guerilleros. Dabei reagierten sie auf mehrere Anschuldigungen. „Sie lügen, Herr @petrogustavo, die einzige Straße zum Meer, die es in Cauca gibt, wurde nicht von Drogenhändlern gebaut, sondern von Bauern, Transporteuren und der FARC-EP, mit dem Ziel, die Kosten und die Zeit für den Transport von Lebensmitteln zu reduzieren“, so die FARC-EP. Immer wieder war von einer Drogenroute zur Pazifikküste in den Medien die Rede, ohne die Situation von vor Ort zu kennen.

Der Präsident sprach auch über die Ereignisse in Morales und kritisierte die Einnahme der Gemeinde durch die Guerilla. So würde nicht der Weg zum Frieden aussehen, sagte Petro. Petro sagte, dass „in vielen Teilen des Landes und sogar in der allgemeinen Mentalität der Nation seit Jahrzehnten die illegale Wirtschaft des leichten Geldes und damit des leichten Todes vorherrscht, denn leichtes Geld ist leichter Tod, wie wir alle aus dieser Geschichte wissen, die uns alle berührt hat und die wir durchlebt haben.“ Die FARC-EP versicherte jedoch, dass sie für Frieden sind, aber nicht Teil des aktuellen Friedensprozesses sind. Und diejenigen, die am Tisch sitzen, nehmen die Vertretung einer Gruppe in Anspruch, die nicht zugestimmt hat, Teil des Prozesses zu sein. „Die Leute, die im Namen der FARC-EP sprechen, vertreten uns nicht, das haben wir ihrer Delegation gesagt. Sie sind nicht einmal 5 % der FARC-EP. Fazit: Es gibt in Kolumbien keinen Dialog mit dem Zentralen Generalstab der FARC-EP.“

Bekanntlich gab es vor geraumer Zeit eine interne Abspaltung von einigen Strukturen der FARC-EP, Zentraler Generalstab, um den Friedensprozess mit der Regierung fortzuführen. Die Strukturen aus dem Südwesten, wie der Provinz Cauca, aber auch in anderen Landesteilen, verwehren sich jedoch aktuell dagegen, weil Präsident Petro Krieg gegen die Guerilla führt und den Waffenstillstad aufgekündigt hat. Aktuell ist unklar, ob die Guerilla dadurch geteilt wird. Es ist sicher auch ein Spiel der Regierung, einen Keil in die Guerilla zu rammen. Auf der anderen Seite sind die Strukturen der Guerilla in den verschiedenen Regionen auch unterschiedlich politisch-militärisch aufgestellt und ein geeintes Kommando wohl doch schwerer, als gedacht. Zumindest wird von einigen Strukturen das Oberkommando von Iván Mordisco nicht mehr anerkannt.

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