Die potenziellen Friedensgespräche zwischen der kolumbianischen Regierung der der FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter der Führung von Iván Márquez scheinen festere Formen anzunehmen. Bei der FARC-EP, zweites Marquetalia, handelt sich um eine Abspaltung der FARC-EP, die 2019 von Iván Márquez, dem ehemaligen Unterhändler des Havanna-Abkommens, und anderen ehemaligen Kommandanten der alten FARC-EP, die erst das Friedensabkommen akzeptiert hatten, gegründet wurde. Zu jenen Kommandanten gehören bekannte Personen wie Jesús Santrich, Romaña und El Paisa.
Das Argument für die Wiederbewaffnung und Gründung des Zweiten Marquetalia war der Verrat am Friedensabkommen, dass der Staat nicht eingehalten hatte. Hinzu kam der Fall des Generalstaatsanwaltes Néstor Humberto Martínez, der eine juristische Falle gegen Jesús Santrich gestellt habe, der in flagranti beim Verkauf von Kokain festgenommen worden sei. Im Nachhinein zeigte sich wirklich, dass es Saboteure in der Regierung gab und dass die Generalstaatsanwaltschaft ein böses Spiel trieb. Auch Iván Márquez selbst flüchtete im letzten Moment vor dem Zugriff der Friedenssaboteure.
In den Jahren entwickelte sich die bewaffnete Organisation immer weiter, ein Zusammenkommen mit der anderen Struktur der FARC-EP, dem Zentralen Generalstab unter Iván Mordisco, kam nicht zustande. Beide Strukturen sind verfeindet und bezeichnen sich je als authentische Nachfolger der alten Guerilla. Es wird davon ausgegangen, dass sie mittlerweile rund 1800 Mitglieder haben, wobei rund 1000 klassische Guerillakämpfer sind. Der Einfluss ist wesentlich geringer als der des Zentralen Generalstabs, vor allem sind sie jedoch im Osten an der Grenze zu Venezuela, in Putumayo und im Amazonasgebiet durch die Grenzkommandos sowie mit der Pazifik-Guerilla-Koordination in Nariño und im südlichen Cauca präsent.
Im Februar 2024 kündigte die Regierung von Gustavo Petro an, dass sie auch Friedensgespräche mit dem Zweiten Marquetalia aufnehmen wird. Unter der Verhandlungsdelegation der FARC-EP, zweites Marquetalia, befinden sich namenhafte Personen wie José Aldinever Sierra, bekannt als Zarco Aldinever und ehemaliger Anführer der 53. Front der inzwischen aufgelösten FARC. Ein weiterer Delegierter des Zweiten Marquetalia ist Alberto Cruz Lobo oder Enrique Marulanda, einer der Söhne von Manuel Marulanda, dem Gründer der historischen FARC. Am bekanntesten wird sicher José Vicente Lesmes, alias Walter Mendoza, sein, historischer Guerillakommandant.
Regierungsnahe Quellen bestätigten, dass die Gespräche noch in diesem Monat beginnen werden, dass sie aber auf jeden Fall keine großen Fortschritte machen können, solange die Generalstaatsanwaltschaft nicht die Haftbefehle aufhebt, die gegen die Verhandlungsführer bestehen. Es handelt sich um insgesamt neun Personen. Am Dienstag, den 23. April, forderte der Hohe Kommissar für den Frieden, Otty Patiño, die Generalstaatsanwaltschaft offiziell auf, die Haftbefehle gegen Kommandeure des Zweiten Marquetalias aufzuheben, damit die Gespräche mit den Delegierten beginnen können.
Die Aufhebung der Haftbefehle wird es der Delegation ermöglichen, sich in ein Gebiet im Land zu begeben, damit die Kommandeure ein Treffen abhalten können, um den Ablauf des Prozesses und die zu verhandelnden Punkte zu definieren. Wo das Treffen und die Gespräche stattfinden, ist noch unklar. Es wird spekuliert, dass es im Grenzgebiet zwischen Kolumbien und Ecuador stattfinden könnte, wo vermutlich auch schon Vorgespräche stattgefunden haben. Hier sind die Bolivarischen Grenzkommando als alliierte Fraktion präsent. Es ist eine der wenigen Landesteile, wo sie die absolute Herrschaft und damit auch Sicherheit besitzen.