Krieg in Provinz Cauca nimmt zu

Seit Tagen gibt es schwere Kämpfe in verschiedenen Landesteilen, darunter vor allem in der Provinz Cauca. Hier führt seit geraumer Zeit die Armee in Kooperation mit der Polizei eine Offensive gegen mehrere Strukturen des Westblocks der FARC-EP durch. Leidtragenden sind nicht nur die Kämpfer der Einheiten, sondern vor allem die Zivilbevölkerung, die durch die anhaltenden Kämpfe ihre Häuser nicht verlassen darf oder vertrieben wird.

In die Medien schaffte es die Offensive der staatlichen Sicherheitskräfte besonders durch den tragischen Tod eines vierjährigen Mädchens in der Provinz Huila, die hier an die Provinz Cauca angrenzt. Zuletzt hieß es von Seiten der Medien, die die Version der Armee einfach kritiklos übernehmen, dass die FARC-EP schuld am Tod des Mädchens sei. In einem Kommuniqué vom 27. Juli der Front Ismael Ruiz, aktiv in Huila und Tolima, schaut dies anders aus:

„Die Front Ismael Ruiz des Westblocks, Kommandant Jacobo Arenas der FARC-EP, lehnt die Ermordung des vierjährigen Mädchens durch Angehörige der nationalen Armee in einem ländlichen Gebiet des Landkreises La Plata Huila ab, was einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht darstellt.

Seit drei Tagen führt die Armee Belagerungsoperationen in den Dörfern San Miguel und Gallegos gegen Einheiten der Front Ismael Ruiz durch. Angesichts der möglichen Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung, die dies mit sich bringen könnte, fordern die Gemeinden den Regierungssekretär Andres Mauricio Muñoz Leguizamo auf, einzugreifen, um Konfrontationen zu vermeiden, worauf mit kriegerischer Haltung reagiert wird und die militärische Präsenz bis zum Morgen des heutigen Tages verstärkt wird, wenn 5 Lastwagen mit Truppen eintreffen und eine Offensive gegen unsere Einheiten beginnt.

Am heutigen Morgen kommt es zu Zusammenstößen zwischen Angehörigen der Nationalen Armee und der FARC-EP, wo die Armee unverantwortlich und wahllos schießt und dabei ein vierjähriges Mädchen verletzt. Eine Situation, die sich verschlimmert, wenn der Krankenwagen, der das Mädchen in ein Krankenhaus bringen sollte, daran gehindert wird, durchzufahren, was zu dem tragischen Ereignis führt, das heute das ganze Land bewegt, nämlich dem Tod des Mädchens in den Händen der Nationalarmee.“

Die FARC-EP fordert nun eine unabhängige Aufklärung der Ereignisse und auch die Einstellung der Feindseligkeiten. Das ein Waffenstillstand auch von der Zivilbevölkerung gewünscht wird, zeigen immer wieder die Manifestationen der lokalen Bevölkerung oder auch Schreiben der sozialen Organisationen, die sich an die staatlichen Sicherheitskräfte richten und einen Rückzug fordern. Bei diesen Aktionen ist es logisch, dass sich Strukturen der Guerilla gegen die Belagerung und Offensive wehren.

Auch in der Gemeinde Argelia, Süden der Provinz Cauca, wo die Armee seit mehreren Tagen Operationen gegen die Front Carlos Patiño vorangetrieben hat, werden Tote gemeldet. Darunter sind Tote und Verletzte bei der Guerilla, aber auch verletzte Zivilisten und getötete Soldaten zu beklagen. Die Operationen haben hier am Mittwoch, den 26. Juli, begonnen. Zudem mussten Zivilisten aufgrund der Kämpfe ihre Häuser und Dörfer verlassen.

Der Norden der Provinz Cauca ist ebenfalls von Kämpfen betroffen. Dass es dabei auch Schäden an der zivilen Infrastruktur gibt, zeigte sich bei einem Angriff der Front Jaime Martínez, die in der Gemeinde Suárez, eine Polizeistation angriff. Auch eine Schule wurde bei einer kontrollierten Sprengung einer Bombe in Mitleidenschaft gezogen. In die Medien schaffte es die zerstörte Schule, weil dort die kolumbianische Vizepräsidentin zur Schule ging.

Auch im Dorf Mondomo, Gemeinde Santander de Quilichao, wurde die Polizeistation von der Guerilla angegriffen. Die Angriffe begannen am Samstag, den 29. Juli, am frühen Morgen. Zudem gab es Angriffe auf die Militärstationen. Ob es hier zu verletzten oder toten Personen kam, ist nicht bekannt. Ob all die Angriffe im Kontext der bald stattfindenden Friedensgespräche stattfinden, damit jeder Akteur Boden gutmachen kann, ist fraglich.

Bereits zuvor hat die Front Carlos Patiño die Person Wilmer Andrés Campo Hoyos, den ältesten Sohn des Bürgermeisters der Gemeinde Rosas, im Süden des Caucas freigelassen. In einem Video berichten die Guerilleros, dass die Entführung, die am 14. Juli stattfand, das Ergebnis eines Ermittlungsverfahrens wegen Korruptionsdelikten des Bürgermeisters war. Dies ist keine unübliche Praxis der Guerilla, um auf dem Land die weit verbreitete Korruption der Eliten zu verhindern.

„Wir haben klare Hinweise auf Korruptionsdelikte des derzeitigen Bürgermeisters José Roberto Campo. Erste Nichterfüllung von Verpflichtungen in sozialen Investitionen für die mehr als 2000 Familien, die es in den Dörfern der Gemeinde gibt“, so die FARC-EP. „Fehlendes Management der humanitären Hilfe für die Opfer des Erdrutsches vom Januar 2023“ wird zudem festgestellt.

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