In einem am gestrigen Tag bekannten Kommuniqué, datiert vom 1. Januar, erklärt die aufständische Organisation FARC-EP unter der Führung von Iván Mordisco und des Zentralen Generalstabs als Reaktion auf den bilateralen Waffenstillstand der kolumbianischen Regierung ebenso die Einstellung aller Feindseligkeiten. Zudem wird sich mit weiteren Aspekten von potenziellen Friedensverhandlungen befasst. In Bezug auf den von Petro angekündigten bilateralen Waffenstillstand bekräftigen sie, dass „er hauptsächlich das Ergebnis des Appelles der Gemeinschaften und sozialen Organisationen ist, die Opfer der strukturellen Ursachen des sozialen und bewaffneten Konflikts und seiner Folgen sind; des Willens der nationalen Regierung, der sich in den konkreten Maßnahmen einiger ihrer Vertreter zur Deeskalation der Konfrontationen ausdrückt.“
Und weiter: „Der bilaterale Waffenstillstand erfordert den Zusammenschluss aller Kolumbianer, die für den Frieden kämpfen und sich aktiv an dem Prozess beteiligen möchten, sowie einer internationalen Gemeinschaft, die ihre Rolle übernimmt und die Bedeutung des Friedensaufbaus in Kolumbien anerkennt. Wir teilen unsere Bereitschaft, ein Verifizierungsszenario aufzubauen, das dem kolumbianischen Volk Garantien für den Friedenswillen aller Parteien bietet“. Sie fügen hinzu, dass sie ihr „Engagement für die strukturellen Veränderungen bestätigen, die Kolumbien braucht, um ein demokratisches Land zu sein und sich auf dem Weg zu sozialer Gerechtigkeit zu befinden, für die der bilaterale Waffenstillstand ein Mittel zur Bewältigung der humanitären Krise und die Möglichkeit darstellt, in den Dialogen formell mit der nationalen Regierung voranzukommen, um Lösungen zu suchen und Verpflichtungen unter allen zu generieren, um das neue Kolumbien aufzubauen.“
Zugleich weisen sie an ihre Einheiten die Einstellung aller offensiven Aktionen an: „Wir werden in unseren Gebieten Hand in Hand mit gesellschaftlichen Prozessen gehen, um den Aufbau von Frieden mit sozialer Gerechtigkeit zu organisieren und anzuregen. Wie wir dem Präsidenten der Republik in einem Brief vom 4. September über den Hohen Kommissar für Frieden, Danilo Rueda, angekündigt haben, reagieren wir auf die gleiche Weise und ordnen allen Strukturen, Fronten, Kolonnen und Kompanien, UTC [Taktische Kampfeinheiten] und der Bolivarischen Miliz, die feindseligen Aktionen gegen die öffentliche Streitkräfte sofort einzustellen.“ Im Kommuniqué fordert die aufständische Organisation, dass „wir auf der Grundlage gegenseitigen Respekts, wie sie es mit anderen Organisationen tun, unseren Namen Revolutionäre Streitkräfte Kolumbien – Volksarmee tragen.“ Bisher war in der Außendarstellung häufig einfach nur vom Zentralen Generalstab die Rede.
Wie bekannt, gibt es zwei Organisationen, die sich in der Nachfolge der FARC-EP sehen. Ein Zusammenkommen bieder Organisationen scheiterte, ihr Entstehen ist differenziert zu betrachten. Während sich die FARC-EP um Iván Mordisco mit der 1. Front bereits während des Friedensprozesses mit der „alten“ FARC-EP konstituierte, weil sie bereits während der Verhandlungen Verrat an der revolutionären Sache sahen, gründete sich die FARC-EP, Zweites Marquetalia, nach verschiedenen staatlichen Sabotageakten am Friedensprozess durch ehemalige Kommandierende der „alten“ FARC-EP, die zuvor jedoch am Friedensprozess aktiv beteiligt waren. Darunter unter anderem der ehemalige Verhandlungsführer der Guerilla und heutige Oberkommandierende der FARC-EP, Iván Márquez. Iván Márquez wurde von der 1. Front als Verräter der revolutionären Organisation angesehen, weil er im Friedensprozess der Verhandlungsführer war.
Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter Iván Márquez kündigte ihrerseits den bilateralen Waffenstillstand und die Einstellung aller Feindseligkeiten in einem Kommuniqué per Video aus den letzten Tages des vergangenen Jahres an. Sie stehen bereit für eine neue Phase von Sondierungsdialogen, die sie mit der nationalen Regierung führen und gaben zudem bereits die Namen der Sprecher der aufständischen Organisationen bekannt. „Die FARC-EP, Zweites Marquetalia, wird bereit sein, Friedensgespräche mit der Regierung aufzunehmen, sobald die Sondierungsgespräche, die zu diesem Zweck geführt werden, abgeschlossen sind“, heißt es in dem Kommuniqué. Bevollmächtigt sind demnach Walter Mendoza, Iván Ali und Yurleni Guerrero als Verhandlungsführer für die Friedensgespräche.