Über das Massaker der Armee in Putumayo – Kommuniqués der FARC-EP

Die Aufarbeitung des Massakers in Putumayo, wo bei einer vermeintlichen Militäroperation gegen die Guerilla auch Zivilisten ermordet wurden, geht weiter. Immer mehr Informationen gelangen an das Licht der Öffentlichkeit, so auch, dass die Armee nach Augenzeugenberichten bei ihrem Angriff auch Utensilien der aufständischen Bewegung FARC-EP benutzten. So sollen sie neben den klassischen Armbinden der Guerilla auch mehrmals betont haben, dass sie zur Front Carolina Ramírez gehören. Diese Front der FARC-EP ist tatsächlich in dieser Region aktiv und ist mit den Strukturen um Duarte und Mordisco alliiert. Die Front Carolina Ramírez kämpft hier gegen die staatlichen Sicherheitskräfte, gegen paramilitärische Gruppen sowie gegen die Grenzkommandos (Comandos de la Frontera), die sich zur FARC-EP, Zweites Marquetalia, um Iván Márquez zugehörig fühlen.

Vor wenigen Tagen, am 5. April, hatte sich bereits die FARC-EP, Zweites Marquetalia, in einem Kommuniqué „Die falschen Positiven sind nicht tot“ zu dem Angriff der Armee geäußert. Dabei schildern sie, wie unter Gebrüll der Soldaten alle Zivilisten aus ihren Häusern entführt wurden und sie auf einem Sportplatz unter praller Sonne zusammengetrieben sowie gefangen gehalten wurden. Darunter waren auch schwangere Frauen und Kinder. Die Männer sollten ihre Shirts ausziehen, ihre Telefone wurden weggenommen und sie einzeln verhört. Die Häuser wurden geplündert und kollektiv gesammeltes Geld gestohlen. Anschließend wurde tote und verletzte Personen ohne ein Ziel zu nennen abtransportiert.

Diese Form des Militärangriffs und auch des Auftretens danach wird auch weiterhin für Gesprächsstoff sorgen. Es zeigt, wie das Militär auf dem Land gegen die Bevölkerung vorgeht und wie wenig ihnen Menschenrechte bedeuten. Eine Aufarbeitung von staatlicher Seite scheint nicht gewollt. Erschwerend für die Zivilbevölkerung kommt der Konflikt zwischen den aufständischen Bewegungen hinzu, die hier mit ihren zwei Linien der FARC-EP präsent sind. In der vergangenen Zeit werfen sich beide gegenseitig vor, mit den Militärs zu kooperieren. Das es hin und wieder zu Allianzen bzw. zu einem Informationsaustausch kommt, kann nicht ausgeschlossen werden. Aus wissenschaftlichen Zwecken veröffentlichen wir das untenstehende Kommuniqué der Front Carolina Ramírez.

Diese Front etablierte sich vor wenigen Jahren im Süden Kolumbiens als Allianz zur 1. Front Armando Ríos, die sich nie dem Friedensabkommen angeschlossen hatten und unter Waffen blieb. Die Front Carolina Ramírez, die sich aus ehemaligen Kämpfern der 32., 48. und 49. Front sowie neurekrutierten Mitgliedern speist, hat ihr Aktionsfeld vor allem in Putumayo und gehört zu einem Konglomerat von Strukturen unter dem Einheitskommando von Gentil Duarte und Iván Mordisco. Zuletzt konnte die andere FARC-EP, Zweites Marquetalia, unter Iván Márquez eine strategische Allianz mit anderen bewaffneten Akteuren der Region eingehen, um die Dominanz der Front Carolina Ramírez zu brechen. Daraus entstand der Zusammenschluss von Comandos de la Frontera mit der FARC-EP unter Márquez.

 

Kommuniqué:

Massaker der nationalen Armee in Putumayo beabsichtigter unsere Organisation zu beschuldigen

„Faschismus definiert sich nicht über die Zahl der Opfer, sondern über die Art und Weise, wie er tötet“ (Jean Paul Sartre)

Die Gewalt gegen das kolumbianische Volk durch den narko-paramilitärischen Staat hört nicht auf, wieder einmal steht die Amazonas-Provinz Putumayo aufgrund des Staatsterrorismus durch seinen militärischen und paramilitärischen Apparat im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Genauso wie wir in unserem Kommuiqué vom Februar dieses Jahres (Kommuniqué der Front Carolina Ramírez an die Öffentlichkeit, Februar 2022 – YouTube) über die makabre Allianz zwischen den öffentlichen Streitkräften angeprangert haben: Nationalarmee, Marinestreitkräfte, Luftwaffe und Nationalpolizei und paramilitärische Gruppen und Drogenhändler zur Bekämpfung der FARC-EP in allen Regionen des Landes; im Fall von Putumayo mit der narko-paramilitärischen Gruppe, die sich Comandos de la Frontera nennt.

Das Massaker, das von Mitgliedern der kolumbianischen Söldnerarmee im Dorf Alto Remanso im Bezirk Puerto Ospina der Gemeinde Puerto Leguízamo am vergangenen Montag, dem 28. März, verübt wurde, hatte das Ziel, unsere Organisation für dieses Verbrechen verantwortlich zu machen und für Verwirrung und Angst in den Gemeinden zu sorgen, die die Kriegslust unseres revolutionären Kampfes verringern. Diese gewalttätige Aktion ist kein Zufall, sondern eine ständige Praxis innerhalb der Streitkräfte, die in vielen Fällen neben dem Tragen von schwarzer Kleidung und Kapuzen auch Armbänder mit dem FARC-EP-Logo verwendet haben, um ihre kriminellen Aktionen glaubwürdiger zu machen und unsere Organisation zu diskreditieren. Unglücklicherweise für sie konnten die Überlebenden dieses brutalen Massakers miterleben, wie ein Hubschrauber der Armee die Mörder aufnahm, die sich als Front Carolina Ramírez der FARC-EP identifiziert hatten, bevor sie das Feuer auf die Gemeinschaft eröffneten.

Dieses entsetzliche Verbrechen, bei dem elf Menschen ermordet werden, darunter bekannte Anführer indigener und bäuerlicher Gemeinschaften, verdient die ganze Ablehnung des kolumbianischen Volkes und erfordert nicht nur die Verantwortung seitens der Institutionen des Regimes, sondern auch ein sofortiges Eingreifen der internationalen Justiz, da es sich um einen klaren Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die internationalen Menschenrechtsgesetze handelt, mit dem Ziel zu verhindern, dass es ungestraft bleibt, wie es in Kolumbien üblich ist. Diesmal hat die Söldnerarmee ihren Plan, uns zu belasten, nicht ausgearbeitet, und wir sagen ihnen, dass die FARC-EP niemals so gehandelt hat und auch nicht so gegen unser Volk vorgehen wird, weil wir ein Volk unter Waffen sind. Die Bauernschaft weiß, wie die farianische Guerilla handelt und sie können absolut sicher sein, dass wir niemals gegen sie vorgehen werden. Sie müssen jedoch wachsam sein, denn die Absicht der nationalen Armee in Komplizenschaft mit den Comandos de la Frontera ist es, diese Art von Gewalttaten im Namen unserer Organisation fortzusetzen.

Wir sprechen allen Familien der vom Militärapparat des Regimes Getöteten unser aufrichtiges Beileid aus und übermitteln der gesamten bäuerlichen und indigenen Gemeinschaft von Puerto Leguízamo und Putumayo einen aufrichtigen Gruß der Solidarität.

Wir sind keine Dissidenten, wir sind ein Volk in Waffen; wir sind FARC-EP!

Generalstab der Front Carolina Ramírez

Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Armee des Volkes

Berge und Dschungel von Putumayo

April 2022

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