Die unter dem Namen Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común (FARC) gegründete und nun umbenannte politische Partei Comunes befindet sich weiter in einer schweren Krise. Davon zeugt der Austritt und die Äußerungen von Ramiro Durán, politischer Leiter der Partei in der Provinz Huila. Damit verschärft sich die Krise der Partei und immer mehr ehemalige Guerillakämpfer verlassen diese, weil sie mit der Führung und der politischen Ausrichtung nicht einverstanden sind. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die politische Partei eines der wesentlichen Säulen im Rahmen des Friedensprozesses war. Nun sind nur noch wenige ehemalige Guerilleros in der Partei, die eigentlich ihre Interessen vertreten und den politischen Kampf ohne Waffen fortsetzen wollte. Die Mehrheit hat der Partei Comunes mittlerweile den Rücken gekehrt.
Ramiro Durán, der auch als Ronald Rojas bekannt ist, war zu Zeiten der aufständischen Bewegung der politische Verantwortliche im sogenannten Südblock der FARC-EP. Der Südblock war vor allem in den Provinzen Huila, Caquetá und Putumayo mit der 3., 14., 15., 32., 48., 49., und der Mobilen Kolonne Teófilo Forero präsent. Ihre Kommandierenden waren Joaquín Gómez und Fabián Ramírez. Neben Ramiro Durán als politischer Verantwortlicher galt Frederico Montes als Finanzverantwortlicher für den Südblock. Es war eine der stärksten Strukturen in der ehemaligen FARC-EP. Dazu gab es ein großes Netz an Unterstützern und Milizionären.
Es ist jedoch bekannt, dass gerade aus dem Süden viele ehemalige FARC-Kämpfer andere politische Vorstellungen von der Partei hatten und deshalb alternative Projekte der Wiedereingliederung vorangetrieben haben. So gründeten bereits vor zwei Jahren mehrere ehemalige Führungspersonen wie Fabián Ramírez und Sonia die Vereinigung „Corporeconciliación“, ein von der Partei FARC distanziertes Projekt der Wiedereingliederung Hunderter ehemaliger FARC-Kämpfer. Zu einer neuen Partei oder einem neuen politischen Projekt der Mehrheit der aus der Partei Comunes ausgetretenen Personen gibt es bisher keine Pläne, sagte er Tage zuvor in einem Interview.
Ramiro Durán versicherte, dass er sich von der politischen Partei Comunes nicht mehr vertreten fühle. „Ich fühle und denke, dass diese Parteistruktur mich und vielleicht auch nicht so viele andere repräsentiert. Daher ist es ein Akt der Kohärenz, auf eine solche Gruppe zu verzichten. Auch eine Geste der Würde“, sagte er in einer Erklärung. Er bemängelte einen inquisitionsartigen Umgang mit politischer Verfolgung und Vergeltungsmaßnahmen mit denjenigen, die unterschiedlicher politischer Meinung als die der Führung um Rodrigo Londoño oder Carlos Antonio Lozada waren. Er sieht mittlerweile eine Partei, von der sich die Mehrheit der ehemaligen Guerillakämpfer distanziert hat und die sich in einer schweren Krise befindet.
Unterdessen ist es fraglich, ob man die Partei Comunes noch als ein politisches Projekt der ehemaligen Guerilla bezeichnen kann, wenn sich die Mehrheit von ihr nicht mehr vertreten fühlt und auch politisch entfernt hat. Eigentlich sollte unter dem Deckmantel einer politischen Partei die kollektive (politische) Wiedereingliederung der Guerilla vollzogen werden. Dieses Projekt kann als gescheitert angesehen werden. Zwar versucht die Partei Comunes Allianzen mit anderen linken Kräften zu schmieden, doch unter der Hand geht man davon aus, dass nach dem Ende der im Friedensabkommen zugesicherten festen Periode von Abgeordneten, die Partei in der Bedeutungslosigkeit verschwinden wird, wenn die Basis fehlt.