Vor einer Woche veröffentlichte die Tageszeitung El Espectador, später dann auch andere Zeitungen, eine Nachricht, auf die das Land zwei Jahre warten musste. Es geht um die Vorwürfe gegen Jesús Santrich und auch Iván Márquez im Zusammenhang mit Drogenhandel. Jesús Santrich war als Unterhändler und Mitglied der FARC-EP am Friedensprozess beteiligt und in Havanna, dem Verhandlungsort der Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der kolumbianischen Regierung.
Nach seiner Rückkehr nach Kolumbien gab es schnell Vorwürfe von Seiten der Staatsanwaltschaft, die ihn mit Drogenhandel in Verbindung brachten. Damals schon äußerte Jesús Santrich, dass dies ein Komplott sei und die Vorwürfe konstruiert. Auch aus der FARC, nun politische Partei, und anderen Organisationen gab es Kritik an den Drogenhandelsvorwürfen, da Beweise unglaubwürdig erschienen und die Art und Weise der öffentlichen Brandmarkung eine Strategie der Regierung zur Diskreditierung der ehemaligen Guerilla war.
Nun zeigte sich in den Enthüllungen, mehrere Mitschnitte von Gesprächen, warum die Kritik an dem Auftreten der Regierung und ihres Kampfs gegen unliebsame Personen und Organisationen, der häufig illegal und unter Mithilfe von juristischen Inszenierungen passiert, berechtigt ist. Er hinterlässt aber auch Wut und Schmerz, dass ein sich als Rechtsstaat bezeichnendes Konstrukt so hinterlistig agiert und alle ihre zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt, um den politischen Gegner zu schaden.
Der Generalstaatsanwalt Néstor Humberto Martínez Neira, hauptverantwortlicher der Intrige, äußert sich bisher nicht dazu. Stattdessen werden wohl alle Verantwortlichen ihren Mund halten und keine Stellung beziehen. Der Wut und Schmerz über diese Verlogenheit und versuchte Beschädigung des Friedens bleibt, denn wieder einmal werden die Protagonisten aller Vorrausicht nach nicht zur Verantwortung gezogen werden.
Dabei ist es notwendig, dass sich in Kolumbien mit diesen Lügen und Täuschungen, die als Ziel immer die Beschädigung des politischen Gegners haben, auseinandergesetzt wird. Und diese Lügen und Täuschungen, dieser Feldzug gegen den politischen Gegner, sorgt dafür, dass das Vertrauen in die Regierung weiter sinkt und sich zum Beispiel wieder der aufständischen Bewegung anschließen. Ob aus Frust oder der Gefahr, auch Opfer einer Verschwörung zu werden.
In diese Reihe von namenhaften Personen reihen sich unter anderem Simón Trinidad, der ohne schlagkräftige Beweise in die USA ausgeliefert wurde, aber auch linke Politiker wie Piedad Córdoba, Gustavo Petro oder eine Vielzahl von ehemaligen Guerillakämpfern oder Anhängern von linken Bewegungen. Die Aktion von Néstor Humberto Martínez, mit den Komplizen der US-amerikanischen Antidrogenbehörde, hat dafür gesorgt, dass Santrich und Márquez wieder zu den Waffen gegriffen haben. Viele andere werden folgen.
Wir verweisen anschließend auf einen weiterführenden Artikel von amerika21.de