Politische Mobilisierung der Guerilla überall im Land

Farc TreffenDie politische Mobilisierung der aufständischen Bewegung FARC-EP läuft mittlerweile im ganzen Land auf Hochtouren. Nicht, dass die FARC-EP dies zum ersten Mal seit langer Zeit durchführen – nein, die Mobilisierung läuft alltäglich in den von ihr unter Einfluss stehenden Gebieten. Doch die Intensität nimmt spürbar zu, mit dem Fortschreiten des Friedensprozesses auf ein Ende hin. Und der Prozess der Mobilisierung gewinnt sogar noch an ungeahnte Stärke, seit dem die Regierung erstmals öffentlich die Gefahr eines Auftretens der Guerilla mit der lokalen Bevölkerung betont. Dies hat zur Folge, dass sich die Menschen noch mehr für die Sichtweise der aufständischen Bewegung interessiert.

Also hat der Medienskandal zum Auftreten von einigen Hundert FARC-EP-Kämpfern bei einem Treffen im Rahmen der „Friedenspädagogik“ zwischen Kommandierenden der Guerilla und der lokalen Bevölkerung in der nördlichen Provinz La Guajira durchaus etwas Gutes. Zwar verhängte die kolumbianische Regierung ein Reiseverbot für die Kader der FARC-EP, doch dies wird nicht zur Folge haben, dass keine Treffen zwischen Einheiten der Guerilla und der Bevölkerung zum Stand des Friedensprozesses, zu den politischen Zielen und zur Zukunft des Landes überall im Land geben wird. Das Gegenteil ist der Fall. Es ist das Signal für die politisch-militärischen Kräfte der aufständischen Bewegung, ihre Arbeit aufgrund des Interesses noch zu steigern.

Bereits zuvor gab es große Treffen zwischen Kommandierenden der FARC-EP und der lokalen Bevölkerung in Caqueta, Putumayo, Nariño und Cauca. Besonders Punkt 3 der Agenda der Friedensgespräche steht dabei im Fokus der Aufklärung. Hierbei geht es um recht komplexe Themen wie einem bilateralen Waffenstillstand bis hin zu institutionellen Anpassungen des Staates bei der Umsetzung von Vereinbarungen und bei der Friedensbildung. Weiterhin sind Themen wie das ernste Problem der Beseitigung der paramilitärischen Gruppen, schließlich hat die Landbevölkerung darunter am meisten zu leiden, und die Freilassung der politischen Gefangenen der Guerilla als wichtig zu erachten.

Für einen endgültigen Friedensabschluss bedarf es auch Diskussionen und Vereinbarungen nicht nur zur Niederlegung der Waffen, sondern vor allem zur Reintegration der Guerillakämpfer in das zivile, politische, soziale und wirtschaftliche Leben. Das Interesse aller ist hier enorm groß. Im Fokus der Aufklärung stehen besonders die Regionen, in der die FARC-EP über Jahrzehnte nicht nur präsent ist, sondern sie Teil des Alltags sind. Kein Wunder also, dass nicht nur Propaganda wie Broschüren, Flyer und Handbücher in den Häusern zu finden sind, sondern es regelmäßige Treffen gibt.

Einige der Treffen richten sich nicht nur an die Gesamtheit der Bevölkerung. Oftmals gibt es spezielle Treffen mit Führungspersonen der Zivilgesellschaft, die ihre Erfahrungen und ihr Wissen als Multiplikatoren weiter in die Zivilgesellschaft und in die politischen und sozialen Bewegungen tragen. Für die verschiedenen Regionen sollen teilweise eigene Lösungsansätze im Rahmen des Friedensprozesses und zukünftige Investitionen durch freiwerdende finanzielle Ressourcen gesucht und gefunden werden. Es ist das Ziel, jede Region nach den eigenen Bedürfnissen weiter zu entwickeln, ohne dass die politischen und wirtschaftlichen Eliten auf ihre korrupten Strukturen zurückgreifen können.

Es ist klar, dass viele Treffen, und natürlich diejenigen, an denen Kommandierende teilnehmen, von Einheiten der FARC-EP beschützt werden. Schließlich gibt es noch keinen Friedensabschluss und vor allem keine Lösung des Problems der Paramilitärs, die nicht scheuen, nicht nur die Guerilla anzugreifen, sondern auch die politische und soziale Opposition im Land als Ganzes. Die Elite hat Angst vor dem Machtverfall und will mittels ihrer Medien Angst unter der Bevölkerung schüren. Gerade in Bezug auf den bevorstehenden Generalstreik am 17. März kommt ihr jedes Mittel recht, um Guerilla und politischen Protest im Allgemeinen zu delegitimieren.

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