Doch ist die FARC-EP eine undurchdringliche Wand, die das Vordringen von linken Tendenzen in Kolumbien verhindert?
Die Frage stellt sich, aus Sicht Pablo Catatumbos und der FARC-EP aus zweierlei Sicht: Die Unwissenheit über die Geschichte als eine revolutionäre Organisation samt Aktivitäten auf der einen Seite und zweitens, einer offensichtlichen Absicht, die linke Geschichte Kolumbiens losgelöst von der Guerilla zu betrachten. So, als ob de FARC-EP einfach nur eine militärische Entstehung und Entwicklung gehabt hätten.
Die Realität ist jedoch anders zu dem oben geschriebenen. Die Geschichte der FARC-EP ist das Produkt aus der Übereinstimmung der verschiedenen Ausdrucksformen der sozialen Kämpfe des kolumbianischen Volkes. Als Beispiel hierfür stehen die beiden Anführer Manuel Marulanda Vélez und Jacobo Arenas, die dem Kampf aus zwei verschiedenen Hintergründen, einer aus den liberalen Bauernvereinigungen und der andere aus dem kommunistischen Proletariat heraus, beitraten und sich in Marquetalia vereint im Schützengraben wiederfanden. Im Prozess der Entstehung der verschiedenen Fronten der FARC-EP spiegeln sich die verschiedenen politischen und kulturellen Traditionen des kolumbianischen Volkes wieder. Es sind Indigene, Bauern, Studierende, Personen afrikanischer Abstammung, Frauen, Intellektuelle, Künstler oder Arbeiter.
In der Erklärung beschreibt er die Entstehung der FARC-EP anhand wichtiger historischer Ereignisse. Angefangen vom Mord an oppositionellen Politikern in der Jahrhunderte alten politischen Geschichte des Landes bis hin zur Repression gegen Arbeitende und Bauern in den 40er und 50er Jahren des letzten Jahrhunderts. Diese Gewalt gegen Andersdenkende und Oppositionelle beschreibt er als regelrechte Konstante in der Regierungspolitik. Die Verantwortung für die Gründung von Selbstschutzvereinigungen der Bauern und anderer politisch engagierter Personen, aus denen später die Guerilla entstand, liege eindeutig beim kolumbianischen Regime. Ebenso könne die systematische Verfolgung der Unión Patriótica, die stetige (Para-)Militarisierung des Landes und die neoliberale und pseudo- pazifistische Politik ab den 90er Jahren, die in der Verfassung von 1991 festgeschrieben wurde, nicht losgelöst vom bewaffneten Konflikt und der Guerilla betrachtet werden.
Die FARC-EP können nicht die Alleinschuldigen am Zustand der Linken sein. Sicherlich tragen sie ihren Teil dazu bei, wie alle anderen Parteien und Bewegungen auch, aber hier geht es, wenn überhaupt, um eine Gesamtkrise der kolumbianischen Linken, die ihren Ausdruck auch in der parlamentarischen Vertretung und der Popularität in den Umfragen findet. Doch die Linke besteht eben nicht nur aus einer parlamentarischen Vertretung, sondern auch aus den vielen Gruppen und Bewegungen, die derzeit aus dem Boden sprießen. Und hierin sieht die FARC-EP keinen Gegner, sondern Partner im täglichen Kampf.