Von Lügen und Rechtfertigungen in Kolumbien

In Kolumbien gibt es seit mehreren Jahrzehnten einen bewaffneten Konflikt. Angebote der Guerilla für Gespräche werden regelmäßig abgeschmettert, statt dessen wird weiter in die militärische Aufrüstung des Landes investiert und dies gegenüber der Bevölkerung mit Lügen gerechtfertigt. 

Seit dem Angriff auf die Bauern-Republik Marquetalia im Mai 1964, gab es von damals bis heute 12 Regierungen und es folgte eine 13. Regierung, die alle mit ihren jeweiligen Ministern für Verteidigung und ihren Kommandeuren der Streitkräfte Krieg führen, um die Guerilla zu vernichten. Doch sie haben es nie geschafft. Ganz einfach deswegen, weil die Guerilla die Interessen und Gefühle des kolumbianischen Volkes verkörpert und sie ein integraler Bestandteil der Gesellschaft ist. Hinzu kommen der historische Hintergrund und die Verankerung auf dem Land, besonders in den 40er und 50er Jahren.

Die Guerilla wird nie politisch oder militärisch besiegt werden, weil ihre Wurzeln tief im Land liegen, weil der Kampf im Volk verankert ist und weil sich die Guerilla auf ihren bisherigen Leistungen stützen kann. Ihre Existenz ist nicht das Produkt von der Idee einiger weniger. Ihr Ursprung ist die Verteidigung des Volkes, des Lebens selbst und der Würde.

Nun zu behaupten, dass die Unmöglichkeit im Besiegen der Guerilla an der Unfähigkeit der Armeeführung und ihrer Generäle ist, ist nur ein Wunschtraum und geht an der Realität vorbei. Zudem ist es reiner Zynismus gegenüber dem kolumbianischen Volk dies zu behaupten. Wie so häufig wird versucht die Realität auszuklammern und diese zu manipulieren.

Die gepriesenen Errungenschaften der „Seguridad Democracia“ (Politik der „demokratischen Sicherheit“), und vor allem das angekündigte Ende der Guerilla, sind gescheitert und nun wird dieses Scheitern mit Lügen versucht zu rechtfertigen. Die Mafiosi des Militarismus zeigt ihre Klauen um weiter im Trüben zu fischen, um den Krieg zu schüren und um für ihre Geschäfte Stellung zu beziehen. So hoffen sie auch weiterhin ihre Millionen Gewinne in der Militärindustrie genießen und ungestraft entkommen zu können.

Der politische, soziale und militärische Konflikt kann nur gelöst werden, wenn die Lösungen in den Ursachen gesucht werden, woraus die Konflikte entstanden sind. Und eine Lösung ist möglich mit dem Sieg der Aufständischen, durch die Einheit der im Kampf verschiedenen Regionen und Formen, oder durch Dialog um eine politische Lösung.

Jetzt rühmen sie sich, das Wasser neu erfunden zu haben und sprechen von einer neuen Taktik der Guerilla und wie sie dieser entgegentreten können. Hierbei stützen sie sich auf die Handbücher der Aufstandsbekämpfung der „Gringos“. Sie vergessen, dass es gerade dieser Wechsel der Vorgehensweise ist, der bereits seit der Siebten Konferenz 1982 der FARC erprobt und durchgeführt wird. Seit der Gründung der FARC-EP ist sie eine Guerilla, die der historischen Entwicklung und den Grundsätzen des Guerillakrieges folgt. Jene werden gekoppelt mit den Erfahrungen des täglichen Lebens.

Es ist wahr, dass, wenn immer es möglich ist, auch große Guerilla-Einheiten zusammengezogen und gebildet werden. Dies bedeutet aber nicht, die Grundsätze des Guerillakampfes aufzugeben. Nie sprach die Guerilla davon, bestimmte Gebiete und Territorien zu verteidigen. Und die Guerilla sprach auch nicht davon, zu einem regulären Krieg überzugehen. Die FARC-EP sind eine Guerilla und demzufolge handeln sie auch so.

Aus diesem Grund erfinden sie scheinbar wichtige Gründe für ihre medial aufbereiteten Lügen und Analysen. Sie schüren die Diskussionen, damit die Profiteure aus Krieg und Elend weiterverdienen und deren Gegner und Kritiker mundtot gemacht werden können. Letztendlich führt ihre Arroganz zu Unwissenheit über die eigentliche Stärke der Guerilla und die Fähigkeit der Aufständischen, die Miesere des Landes zu überwinden. Es ist eine Vogel-Strauß-Politik, um die Realität zu leugnen.

Damit begraben sie die Möglichkeit, nach verschiedenen Lösungen des Krieges zu suchen, wie zum Beispiel direkte Gespräche mit Beteiligung der Bevölkerung. Mit ihrer Kriegspolitik verstummen die Stimmen, die aus den verschiedenen Regionen des Landes aufsteigen um Alternativen und Wege des Friedens zu finden.

Sie fordern mehr Geld und Engagement unter dem Vorwand der Unsicherheit im Land, können aber nicht zwischen dem sozial-militärischen Konflikt und der Gewalt unterscheiden, die von der dekadenten, korrupten und zerfallenden Politik des Landes ausgeht.

Historisch gesehen ist diese Politik gescheitert weil die Kraft der Vernunft der großen Mehrheit der Bevölkerung stärker ist als gedacht und eher früher als später Frieden will. Frieden mit direkter und ehrlicher Demokratie, Wohlstand, sozialer Gleichheit und Souveränität.

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Piedad Córdoba ins Exil

Die kolumbianische Senatorin, die im September 2010 vom Oberhaus des Kongresses ausgeschlossen worden ist, weil ihr angeblich Verbindungen zur FARC-EP nachgesagt werden, geht ins Exil. Keine Einzelheit, dass Personen, die nicht der Staatsdoktrin folgen, eingeschüchtert, vom politischen Leben ausgeschlossen, umgebracht werden oder ins Exil gehen. 
Die Senatorin Piedad Córdoba war als liberale Abgeordnete seit 1994 im Kongress präsent. Sie gilt als Friedensaktivistin politisch engagiert und hat in den letzten Jahren viele Verhandlungen zwischen der Regierung und der Guerrilla geführt. Dadurch hatte sie natürlich auch Kontakt zu den Guerriller@s und anderen sozialen Bewegungen.
Im letzten Jahr wurde ihr während eines gescheiterten Gerichtsprozesses vorgeworfen, dass sie geheime Informationen an die FARC-EP geliefert haben soll. Grundlage dieser Anschuldigungen waren abgehörte Telefonate ohne gerichtliche Grundlage und elektronisches Beweismaterial, welches bei einer militärischen Operation im Jahr 2008 gegen ein Camp der Guerrilla sichergestellt worden ist. Bei dieser Operation wurde eine der wichtigsten Personen der FARC-EP (Raul Reyes) getötet und weil der Angriff auf dem Gebiet Ekuadors stattfand, zog dieser eine außenpolitische Krise nach sich. Das Beweismaterial war höchst umstritten, weil es keine unabhängige Untersuchung gab und es Befürchtungen gab, dass dieses Material manipuliert sein könnte. In der Vergangenheit gab es immer wieder Initiativen zu Prozessen gegen politische Gegner aufgrund von zweifelhafter Beweislage. In dem Beweismaterial ging es zum Beispiel um 52 Telefonate zwischen ihr und der Guerrilla. Außerdem hatte sie sich mehrmals mit Hugo Chávez in Venezuela getroffen. Aufgelistet wurde ebenfalls eine Rede in Medellín, wo sie den Studierenden im Theater zugerufen haben soll, gegen das bestehende Establishment zu kämpfen.
Nun ist Piedad Córdoba aufgrund von Morddrohungen ins Exil gegangen und eine weitere wichtige Person der politischen Kultur Kolumbiens verlässt das Land.
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Alfonso Cano richtet seine Worte an das nationale Friedenstreffen

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Die revolutionäre Herausforderung

Dieser Artikeln befasst sich mit der Schwierigkeit der politischen Anerkennung des revolutionären Kampfes und der FARC-EP.
Es muss erkannt werden, dass bestimmte revolutionäre Projekte – die authentischen – eine Komlexität und Aufgaben beinhalten, die erst während eines längeren Zeitraumes machbar werden lassen. Und diese Erkenntnis darf kein Argument sein, solche Projekte zu disqualifizieren. 

Bei einigen Intellektuellen und führenden Personen von Linksparteien, anderen demokratischen Parteien und unabhängigen Linken ist die Einschätzung der Chancen politischer Projekte, die in Lateinamerika (und im Speziellen in Kolumbien) zu Veränderungen führen sollen, bestimmend dafür, ob diese unterstützt bzw. entwickelt werden oder nicht. Parallel dazu werden Vorstellungen über nicht gangbare Wege dargelegt, um die Ablehnung gegenüber anderen Transformationsmodellen in jenen Ländern zu rechtfertigen.
So wird zum Beispiel gesagt, dass gewisse Ziele wie Wahlen und das Zusammenleben innerhalb der vorherrschenden Rahmenbedingungen, durchführbar seien und dass Versuche, durch das Volk revolutionäre Veränderungen herbeizuführen, wegen ihres Inhalts und ihrer Formen nicht machbar wären. Eindeutig wird in Hinsicht auf die Linken und Demokraten bekräftigt, dass ein Bündnis mit der Rechten, mit den Neoliberalen, den Zentristen, dazu dienen kann, die Grundlagen zu legen, um einen gangbaren Weg zu öffnen. Im Gegensatz dazu sei die Option eines Aufstandes, des bewaffneten Kampfes und der Mobilisierung des Volkes nicht machbar.
So wird ein Diskurs auf der Grundlage eines engen und absoluten Konzeptes konstruiert: Das, was innerhalb eines Zeitraumes möglich ist, ist machbar. Das, was unmöglich erscheint, ist nicht machbar. Die Vorstellung, dass ein bestimmter Zeitabschnitt oder eine bestimmte Etappe den Weg bestimmen, der zu gehen ist, birgt schon an sich die erste Niederlage der revolutionären Perspektive.

Werden revolutionäre Veränderungen und wirkliche Transformationen der Gesellschaft angestrebt und besteht die Absicht, das wirtschaftliche und politische System tatsächlich zu ändern, sind auch die dafür erforderlichen und passenden Projekte nötig. Das heißt, die Herausforderung besteht darin, über das „Machbare“ hinauszugehen, um Ziele wie das Erlangen von sozialer Gerechtigkeit, ökonomischer Gleichheit, tatsächlicher institutioneller Demokratie, einen würdigen Frieden und staatliche Souveränität erreichbar zu machen.
Um ein historisches Beispiel zu nennen: Wenn man das Projekt zu Veränderungen, das von Salvador Allende über Wahlen und einen friedlichen Weg begonnen wurde, oder die Strategie der nikaraguanischen Sandinisten, Veränderungen durch den Krieg des Volkes herbeizuführen, untersucht, so könnte man zu der Schlussfolgerung kommen, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt die Chance zum einen oder zum anderen nicht nur in dem Weg zu suchen ist, sondern in ihrer integralen und machtbezogenen Konzeption.
Und wer spielt bei der Umsetzung des „Machbaren“ die Hauptrolle? Es gibt in Lateinamerika viele Beispiele, die zeigen, dass es gewissen Linken gelungen ist, Teil einer „machbaren“ Alternative zu sein, indem sie sich den Kräften des Zentrums, der Liberalen, ja sogar der Rechten unterordnen. Für diejenigen, die einer revolutionären Strategie verpflichtet sind ist jedoch klar, dass die Möglichkeit des Sieges darin begründet liegt, die Führung der Bewegung und des Prozesses beizubehalten. Die einzige Alternative ist schließlich, entweder das Projekt der anderen oder das eigene Projekt durchführbar zu machen.
Diejenigen, die auf formale Chancen setzen, tun das im Allgemeinen aus dem Blickwinkel der sogenannten „kapitalistischen Verwaltung“. Das heißt: Einfügen in das System, um von da aus Raum und Reformen oder Modifikationen zu suchen. Es handelt sich hierbei um nichts anderes, als die „Humanisierung des Kapitalismus“ vorzuschlagen und innerhalb der herrschenden Bedingungen „das herauszuholen, was möglich ist“. Für einige endet diese Erkenntnis darin, an die „Theorie der tröpfchenweisen Umverteilung“ zu glauben: Je mehr Gewinn die wirtschaftliche Macht hat, um so mehr würde davon an die Unterprivilegierten abfallen. Das alles ist ein Irrtum, ein Fehler und ein Fiasko.
Die revolutionären Kräfte befördern nichts innerhalb des herrschenden Systems, es sei denn, dies dient der Stärkung des Projekts für Veränderung und unterstützt seine Entwicklung. Dabei kann ein allgemein bekanntes Problem auftreten: Man führt den Dialog und verhandelt, um Raum zu gewinnen, oder man führt den Dialog und verhandelt, um die Macht zu gewinnen.
Ein entscheidender Aspekt bei alledem ist das Kräfteverhältnis. Wer es negiert bzw. dieses nicht zu seinen Gunsten wenden kann, sieht sich veranlasst, das machbare Projekt der anderen zu unterstützen und stellt sich selber in die Warteschlange. Wem es gelingt, das Kräfteverhältnis zu seinen Gunsten zu entwickeln, weil er den Willen besitzt und dazu in der Lage ist, schafft letztendlich die Bedingungen, um seinem Projekt den Weg zu ebnen. Er bleibt in der Führung.
Es ist die alte Geschichte: Auf die eigenen Kräfte bauen und ihnen und der Möglichkeit zu vertrauen, dass diese sich regenerieren und sich verstärken. Dafür schaffen die Revolutionäre ihre Basis: Unterstützung vom Volk bekommen, aus dem Kreis der explosiven und rebellischen Sektoren und aus den bewussten Bereichen der gesellschaftlichen und politischen Kräfte der Bevölkerung. Die anderen hingegen suchen ihre Basis in den führenden Bereichen der herrschenden Macht, in wechselnden Bündnissen. Damit entfernen sie sich von der Bevölkerung insgesamt und den einzelnen Schichten der Bevölkerung.
Das Thema der historischen Zeiträume bzw. Fristen wird von all diesen Fragen beeinflusst. Man glaubt, dass die Geschwindigkeit und der kurze Zeitraum für das Erreichen eines bestimmten politischen Erfolges Synonyme für die Chancen und Synonyme von etwas Positivem sind. Hinzugefügt wird zugleich, dass die Konzeption, die einen Sieg erst langfristig in Aussicht stellt, nicht machbar ist. Daher möchten einige der Herausforderung einer Revolution eine negative Bedeutung geben. Doch die Zeiten oder Fristen, in denen ein Erfolg errungen werden kann, dürfen nicht bestimmend dafür sein, ob ein Projekt als richtig oder falsch eingestuft wird. Es muss erkannt werden, dass bestimmte revolutionäre Projekte – die authentischen – eine Komplexität und Aufgaben beinhalten, die sie erst während einen längeren Zeitraumes „machbar“ werden lassen. Und diese Erkenntnis darf kein Argument sein, solche Projekte zu disqualifizieren.
All das muss letztendlich in Verbindung mit den Kompromissen gesehen werden, die eingegangen werden müssen. Machbar oder nicht machbar, das ist nicht der Kern. Der Kern liegt in dem Projekt. Jener Satz, dass die „Pflicht eines jeden Revolutionärs darin besteht, die Revolution zu machen“, ist die größte Herausforderung. Allen, die davon überzeugt sind, dass nur eine grundlegende und vollständige Veränderung des Herrschaftssystems der Weg der Völker ist, um ihre ökonomischen, sozialen, kulturellen, historischen, politischen und humanen Forderungen durchzusetzen, bleibt diese Lehre. Alles Übrige führt schlicht und einfach zu einer Bewahrung des Etablierten und zur Anpassung an das bestehende System.

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Die Agrarfrage bei den Aufständischen


Die Agrarfrage nimmt einen wichtigen Platz im politischen Diskurs der FARC-EP ein und das seit einem halben Jahrhundert des Bestehens. Dies wird in den verschiedenen Dokumenten deutlich, welche die FARC-EP veröffentlicht haben und die außerdem auf den Ursprung der FARC-EP hinweisen. In diesen Dokumenten wird die Agrarpolitik des kolumbianischen Staates benannt und Sorge um die Fortführung dieser Politik, wie wirtschaftliche Stärkung der Großgrundbesitzer, Landwirte und Viehzüchter und dem Erlassen von Gesetzen nur für diese Schichten und an den Realitäten und Notwendigkeiten der Campesin@s vorbei, geäußert.
In der Außenwahrnehmung könnte der Diskurs der FARC-EP häufig als reines Reklamieren und Verurteilen oder Aufforderung zu einer demokratischen Agrarreform verstanden werden, aber in den fünf Jahrzehnten des Existierens wurden die Ideen und Vorschläge zur Agrarpolitik immer weiter ergänzt. Und dabei geht es nicht nur einfach um eine Agrarreform um Zugang zum Land zu bekommen, sondern zum Beispiel um komplexe soziale, politische, wirtschaftliche, technische und juristische Zusammenhänge, wie die produktiven Verhältnisse auf dem Land verbessert werden können und wie neue rechtliche Bedingungen für die Landbevölkerung geschaffen werden können, die teilweise von ihrem Land vertrieben worden sind.
Diese Analysen sind mit einem Diskurs über dem Bewahren und dem Schützen der Umwelt einhergegangen, einem adäquaten Umgang mit den natürlichen Ressourcen, dem Verteidigen der Rechte und Souveränität, mit Plänen für eine territoriale Gesetzgebung und der Notwendigkeit des Staates für die Ernährungssicherheit zu garantieren. Zudem wurde mit dem Konzept der lokalen, regionalen und staatlichen Entwicklung Nachdruck auf die angemessene Nutzung des Landes, die Organisierung der Agrarproduktion, die interne Versorgung und die Möglichkeiten zum Anbieten der Produkte im internationalen Markt verliehen.
Die FARC-EP beharren dabei auf den Kampf für das Einführen einer revolutionären Agrarreform, welches im politischen Konzept der Aufständischen zum Ausdruck kommt. Neben dem Aufzeigen der schwierigen Eigentumsverhältnisse, zählen sie verschiedene Maßnahmen auf, um das Niveau der Lebensverhältnisse auf dem Land zu erhöhen. Dazu gehören der Zugang zu lebenswichtigen öffentlichen Dienstleistungen wie Gesundheit und Bildung, aber auch die Vereinfachung zum Erwerb von Krediten, sowie Unterstützung und Technologie für eine bessere Produktion. Damit bestätigt sich die FARC-EP nicht nur als eine Guerilla, die ihren Ursprung und ihre Basis auf dem Land hat, sondern in ihrem politisch-militärischen Kampf propagieren sie Vorschläge und fassen diese in einer sozialen, politischen und wirtschaftlichen Agenda zusammen und werden somit für die Campesin@s als ein politischer Akteur wahrgenommen.
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Die Presse und der Fall Toribío

Anfang Juli kam es in Toribío, in der kolumbianischen Provinz Cauca, zu einem Angriff von rund 400 Gueriller@s der FARC-EP auf Polizei- und Militäreinheitenin diesem Ort. Seit mehreren Wochen finden militärische Offensiven der Regierungsarmee gegen die Guerilla statt. In dem Medien wird die Offensive angeheizt und propagandistisch ausgeschlachtet. Im Folgenden soll ein Dokument der FARC-EP bezüglich der Kämpfe um Toribío veröffentlicht werden. 

Seit einigen Wochen finden in den kolumbianischen Provinzen Cauca, Tolima und Huila militärische Offensiven gegen die FARC-EP statt. Begründet werden die Offensiven mit einer zunehmenden Schlagkraft der Guerilla. Kenner gehen bei der Schlagkraft aber eher von einer Akzeptanz der Guerilla in den ländlichen Gebieten Kolumbiens aus. In der Presse wird der Feldzug von Armee und Polizei als ein Feldzug gegen die führenden Köpfe der FARC-EP und im Besonderen gegen den Anführer Alfonso Cano dargestellt. Damit soll die FARC-EP nachhaltig geschwächt werden. Verschiedene Medien, wie zum Beispiel die landesweit erscheinende und in den Händen der Familie des Präsidenten Santos befindliche Zeitung „El Tiempo“ berichten ausführlich über die Militäroperationen und den seit einigen Wochen immer wieder fast feststehenden Tod des Anführers. In dieser Propagandaschlacht wird aber nicht über die Repressionen und „Kollateralschäden“ der Zivilbevölkerung berichtet, die sich bei den Kämpfen und Operationen mit den FARC-EP ergeben. Und wie im Fall des Ortes Toribío (Cauca) wird bei Verlusten und Zerstörungen die Schuld ausschließlich der Guerilla gegeben. Die Armee verkörpert in der Berichterstattung die Behüterin der Menschenrechte. Während die FARC-EP mehrmals in den letzten Monaten auf die Notwendigkeit einer politischen Lösung des sozialen und bewaffneten Konflikts hinwiesen, setzt der Staat weiterhin auf eine militärische Lösung des Problems. Dass aber soziale Ungerechtigkeit, Armut und fehlenden politische Partizipation nicht mit Gewalt zu lösen sind, gilt für die kolumbianische Regierung nicht. Und das zwischen beiden Fronten, also zwischen Regierung bzw. Armee und der Guerilla, die Zivilbevölkerung noch mehr zu leiden hat, wird in den Medien nicht wird nicht eingesehen, geschweige denn medial verarbeitet. Dort werden mittels der staatlichen Propaganda eine Notwendigkeit der Militäroperationen und eine „humanitär“ handelnde Armee vermittelt, die Opfer und Schäden werden nur den Aufständischen zugeschrieben. Diese Propaganda funktioniert deshalb so gut, weil es kaum Möglichkeiten einer kritischen Berichterstattung gibt. Und sollte es diese kritische Berichterstattung oder Meinungen einmal geben, werden sie automatisch als Unterstützer der Guerilla dargestellt, was im schlimmsten Fall den Tod durch Paramilitärs bedeutet, die seit mehr als drei Jahrzehnten mit der Regierung zusammen arbeiten.

Im Zuge der Kämpfe um den Ort Toribía, bei dem es Verluste in der Bevölkerung gab, wurde vom westlichen Kommando der FARC-EP eine Erklärung veröffentlicht, die hier nun ebenfalls präsentiert werden soll. Natürlich kann mit dieser Erklärung nicht der bewaffnete Konflikt erklärt werden, weder soll der Artikel den bewaffneten Konflikt und die Kämpfe entschuldigen. Der Artikel und das Dokument der FARC-EP dienen ausschließlich dokumentarischen Zwecken.

Veröffentlicht vom Comando Conjunto Central (FARC-EP) am 16. Juli 2011

An die Bevölkerung des Ortes Toribío

Am 9. Juli führten Einheiten der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP) einen Angriff auf die Polizeistation und ein Kommando einer Spezialeinheit der Armee durch, die in Häusern eines Wohngebietes der Gemeinde Toribio stationiert waren. Viele der vom Angriff betroffenen Häuser, wurden zum Zeitpunkt des Angriffs von Angehörigen der Polizei und der Armee angemietet oder von ihren Besitzer an ihnen überlassen.

Wir bedauern den Tod und die Verwundung von Zivilisten sowie andere Schäden, die durch die Kämpfe verursacht wurden. Wir betrachten den Staat als allein Verantwortlichen für den Schaden, weil dieser militärisches Personal und Infrastruktur in mitten der Zivilbevölkerung unterhält. Gleichzeitig appellieren wir an die Medien objektiv und unparteiisch sein, denn in den übermittelten Informationen wurden zu keiner Zeit die Dutzenden von Verlusten sowie die Schäden an der militärischen Infrastruktur erwähnt, die durch Polizei und Armee verursacht wurden.

Es befinden sich militärischen Einheiten mitten in der Bevölkerung, um angeblich „die Zivilbevölkerung zu schützen“, aber was sie in der Realität wollen ist, dass durch die Präsenz in der Bevölkerung die Aufständischen auf Angriffe verzichten. Im Zusammenhang mit der Intensivierung des Krieges, der als charakteristisch für Kolumbien gilt, verletzt die Regierung damit die Regeln des humanitären Völkerrechts, welche von der Regierung unterzeichnet wurden und zu welcher das Büro der Vereinten Nationen in Kolumbien noch keine Stellung bezogen hat.
So bestimmt das Erste Zusatzprotokoll der Genfer Konventionen von 1977, Artikel 58 – Vorsichtsmaßnahmen gegen die Wirkungen von Angriffen:
„Soweit dies praktisch irgend möglich ist, werden die am Konflikt beteiligten Parteien aufgefordert:
a) sich unbeschadet des Artikels 49 des IV. Abkommens bemühen, die Zivilbevölkerung, einzelne Zivilpersonen und zivile Objekte, die ihrer Herrschaft unterstehen, aus der Umgebung militärischer Ziele zu entfernen;
b) es vermeiden, innerhalb oder in der Nähe dicht bevölkerter Gebiete militärische Ziele anzulegen;
c) weitere notwendige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um die Zivilbevölkerung, einzelne Zivilpersonen und zivile Objekte, die ihrer Herrschaft unterstehen, vor den mit Kriegshandlungen verbundenen Gefahren zu schützen.“

Es ist auch üblich, dass Einheiten der Armee und Polizei ihre Macht ausnutzen und mittels ihrer Waffen oder Waffengebrauch die Bevölkerung einschüchtern sowie die Mobilität einschränken und sie als Guerilleros oder Unterstützer der Guerilla bezeichnen. Dadurch werden auch die fundamentalen (zivilen und politischen) Grundrechte der Menschen verletzt. In anderen Fällen sind sie zur Zielscheibe von Schüssen, Maschinengewehrfeuer und wahllosen Bombardierungen geworden oder dem Töten von Dorfbewohnern wie es sich in der Gemeinde Toribío vergangenen Juni ereignet hat, als die Polizei den jungen Wilmer Ovidio Yatacué Yonda im Ortsteil Sesteadero getötet hat. Auf diese Art und Weise verstoßen sie gegen den Artikel 93 der kolumbianischen Verfassung.

„Die durch den Kongress ratifizierten Verträge und Konventionen erkennen die Menschenrechte an und verbieten die Einschränkung im Fall eines Ausnahmezustandes.

Die in dieser Charta verankerten Rechte und Pflichten stimmen mit den von Kolumbien ratifizierten internationalen Verträgen über Menschenrechte überein.“

Angesichts des oben genannten und um weitere Schäden an der Zivilbevölkerung zu vermeiden ist notwendig, den Bau von Anlagen der Polizei im Stadtgebiet zu verhindern und in keinster Weise sollen die Bewohner von Toribío ihre Häuser der Polizei und Armee bereitstellen oder vermieten und darauf bestehen, dass ihre Kommandos und Einheiten die besiedelten Gebiete verlassen.

So wie der Staat allein für den Schaden an den Zivilisten verantwortlich ist, so ist die Regierung selbst dazu verpflichtet die Schäden, die den Bürgern wegen der Kriegshandlungen verursacht werden und die von Tag zu Tag an Intensität zu nehmen, zu reparieren.

Der soziale und bewaffnete Konflikt, der seit Jahrzehnten in unserem Land tief verankert ist, hat seine Ursachen in den sozialen Ungleichheiten und wird nicht mit mehr Bomben und Kugeln gelöst werden. Nur durch den Dialog zwischen Regierung und Aufständischen aus welchen sich Vereinbarungen für eine stärkere soziale Investitionen und wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle und ökologische Garantien für alle Kolumbianer ergeben, können wir den internen Krieg überwinden.

Wir rufen die Menschen, die sozialen Organisationen und Bewegungen und politischen Parteien auf, die faschistische und kapitalistische Regierung von Santos aufzufordern nach einer politischen Lösung des sozialen und bewaffneten Konflikts in unserem Land zu suchen.

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Wo ist Julián Conrado

Am 30. Mai wurde der Liedermacher und Sänger der FARC-EP Julián Conrado in Venezuela von den dortigen Sicherheitsbehörden festgenommen. Der kolumbianische Präsident Manuel Santos bedankte sich daraufhin bei dem Nachbarland und erklärte, dass Julián Conrado an einem sicheren Ort festgehalten werde.
Nach mehr als sechs Wochen ist immer noch nichts über seinen Aufenthalt und seinen gesundheitlichen Zustand bekannt.

Wer ist Julián Conrado?

Julián Conrado nahm die Waffen gegen die kolumbianische Regierung als Folge des erfolglosen politischen Versuchs zwischen seiner Partei, der Unión Patriótica (Patriotische Union = politische Partei von FARC-EP, Kommunistischer Partei und unabhängigen Linken), und der Regierung von Belisario Betancur (1982-1986) auf. In den 1980er Jahren, nachdem die gesamte politische Führung und Sympathisanten der Unión Patriótica von kolumbianischen Militärs und paramilitärischen Kräften ermordet wurden, hat sich Julián Conrado den Aufständischen der FARC-EP angeschlossen. Zu dieser Zeit war er 29 Jahre alt.
Julián Conrado war an der Atlantikküste in der politisch-legalen Bewegung organisiert. Er interessierte sich für die einfachen aber notwendigen politischen Themen. Nach dem seine Freunde und Genossen umgebracht wurden, schloss er sich dem bewaffneten Kampf an. Er sagte einmal, dass es in Kolumbien einfacher sei eine Guerilla zu gründen als eine aktive legale politische Zelle. Erfahrungen hatte er in der politischen Arbeit schon zuvor gesammelt. Seit 1965, unter dem Einfluss von Camilo Torres, war er politisch engagiert.

In den folgenden Jahren wurde er zu einer anerkannten und berühmten Persönlichkeit innerhalb der FARC-EP und in der kolumbianischen Gesellschaft. Geboren 1954 interessierte er sich früh für die Musik. Und so begann er Lieder und sozial kritische Texte zu schreiben. In einer Mischung aus typisch kolumbianischer Folklore (zum Beispiel Vallenato = Musik der Atlantikküste) und seinen Protestliedern war seine Musik stets beliebt. 1989 wurde sein erstes Doppelalbum mit dem Namen „Mensaje fariano“ veröffentlicht. Seine Musik war ein steter kultureller Begleiter in den Radiosendungen des Untergrundsenders „Voz de la Resistencia“ (Stimme des Widerstandes). Viele weitere Veröffentlichungen von Alben und mehr als 100 Lieder, zum Teil mit anderen kritischen Sängern der Guerilla, sollten folgen.
Bekannt waren seine Auftritte in der entmilitarisierten Zone. In dieser Zone fanden die Dialoge zwischen FARC-EP Gründer Manuel Marulanda Vélez und dem Kolumbianischen Präsidenten Andrés Pastrana (1998-2002) statt. Er war Mitglied der 19. Front unter dem Kommando von Simón Trinidad. Bekannt ist unter anderem ein Lied, welches auch als inoffizielle Hymne der FARC-EP bezeichnet wird „Aus meinem Dorf zur Guerilla“. Einen seiner besten Auftritte hatte er im April 2000 bei der Gründung des „Movimiento Bolivariano“ in der Nähe von San Vicente del Caguán.

Wo ist Julián Conrado?

Julián Conrado wurde am 30. Mai 2011 in Venezuela von rund 40 venezolanischen Sicherheitskräften und mit Hilfe der kolumbianischen Sicherheitsbehörden festgenommen. Am 1. Juni erklärte der aktuelle Präsident Kolumbiens Manuel Santos der Presse, dass der Guerillero festgenommen wurde und an einem sicheren Ort in Venezuela festgehalten werde. Er solle mit der Hilfe Venezuelas ausgeliefert werden.
Bereits vorher fiel Venezuela in der Kooperation mit Kolumbien auf, als der linke Journalist und schwedische Staatsbürger Joaquín Pérez Becerra Ende April dieses Jahres auf einem Flug von Frankfurt/Main nach Caracas auf dem Flughafen in Venezuela festgenommen wurde. Becerra beantragte in Schweden politisches Asyl und galt in Kolumbien als internationaler Kopf der FARC-EP.

Seit mehr als sechs Wochen wird Julián Conrado von den Sicherheitsbehörden festgehalten, ohne dass sein Aufenthaltsort oder etwas über seinen gesundheitlichen Zustand bekannt ist.

Solidarität mit den politischen Gefangenen!
Für die sofortige Freilassung!
Venceremos!

 http://www.youtube.com/watch?v=FTZ7Ps9NtWw (Lied „Aus meinem Dorf zur Guerilla“)

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Neue Resistencia (Spanisch) erschienen

Download der Resistencia (März) des Sekretariats der FARC-EP

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47 Jahre FARC-EP

Reflektionen zum 47. Jahrestag der FARC-EP

Der Mythos der FARC-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP) – Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens (Volksheer) lebt auch nach 47 Jahren noch. Die FARC-EP sind die älteste aktive Guerilla in der Welt. Sie wurden am 27. Mai 1964 von weniger als 50 Personen gegründet und haben heute rund 10.000 Kämpfer_innen in ihren Reihen. Doch warum gibt es sie immer noch, warum haben sie unzählige Jahre die Militärschläge mithilfe ausländischer Kräfte überlebt? Was sind die Ursachen, die zu diesem Kampf geführt haben? Und warum ist dieser Kampf auch heute noch legitim?

Damals wie heute sind die Eigentümer und der Landbesitz in den Händen der Oligarchie, in den Händen der traditionellen Eliten. Heute haben sich zu den Eliten die Drogenbarone und Parapolitiker gesellt, um diese Tradition fortzuführen.
Die Korruption in Kolumbien ist dieselbe, wie zu Zeiten der Nationalen Front, dem Pakt zwischen beiden Elite-Parteien in den 60er und 70er Jahren. Die Politik wird aufgeteilt und jene mit Einfluss bekommen den besten Teil des Kuchens ab. So wurde z.B. das öffentliche Gesundheitssystem an Geschäftemacher und Paramilitärs verscherbelt. Alles, um das Gesundheitssystem angeblich neuer und effektiver zu gestalten.
Auch die Verwaltung und die „staatlichen“ Unternehmen sind fest unter dem Einfluss der Oligarchie und ausländischer Kräfte. Die Innenpolitik befasst sich mit dem Ausschalten und mit der Repression der sozialen Bewegungen. Jeder der nicht mit der Regierung kooperiert und kritisch hinterfragt, gilt als Terrorist.
Unter dem Deckmantel der Drogenbekämpfung wird die Militarisierung des Landes fortgesetzt und militärische Operationen gegen unliebsame Regionen oder gegen die Guerilla durchgeführt. Im Kampf gegen den weltweiten Terrorismus kann man hier auf den Zug aufspringen, um Krieg zu führen und die Grundrechte mit den Füßen zu treten.

Die Regierung von Santos folgt, wie jener von Uribe, den Direktiven und Anweisungen aus Washington und jenen der bekannten Drogen-Paramilitärs, jenen finsteren Gestalten die aufgrund von Massakern mit Motorsägen und Drogengeschäften bekannt sind. Diese Mafia finanziert mit Koffern voller Dollarscheine die beiden Wahlkämpfe der Oligarchie. Ja, diese sind es, die gewählt wurden und die nun regieren. Präsident Santos, bekannt durch seine Zeit als Verteidigungsminister unter Uribe und verantwortlich für völkerrechtswidrige Bombardierungen und den Skandal der „falsos positivos“ (dem Tod von unzähligen unschuldigen Zivilisten im Kampf gegen den Terrorismus).

Diese Regierung ist auf Tausenden von Massengräbern und Massakern errichtet, auf dem Land von Millionen von Vertriebenen, mit Tränen und Trauer … Nichts wurde ohne Zustimmung oder Beteiligung der Streitkräfte getan, nichts ohne Verbindungen zu den Paramilitärs.

Die Abkommen der „Demobilisierung waren Pakte der Straffreiheit, in welchem die Regierung lächerliche bzw. symbolische Strafen, Beteiligung in der Politik, die Nicht-Auslieferung, Anerkennung für ihre unrechtsmäßig erworbenen Reichtümer, erworben durch Diebstahl, Drogenhandel und Geldwäsche, versprach und zusagte. Heute soll mit dem „Ley de Tierra y Victima“ ähnliches passieren.

Kolumbien wird auch durch die Politik der Demokratischen Sicherheit (Seguridad Democrática) verletzt, die von Washington entworfen wurde um die Entwicklung der alten Nationalen Sicherheitsdoktrin weiter zu entwickeln welche die Vorherrschaft in Lateinamerika sichern soll. Im Wesentlichen geht es hierbei, so erklärte es General Craddock vom Kommando Süd der USA, um die Wiederbelebung der neoliberalen Politik, die Sicherung der Investitionen und Ausbeutung von transnationalen Konzernen mittels Anwendung von Gesetzen und durch mithilfe der Armee, um somit sozialen Protest und Gegner unterdrücken und vernichten zu können.

Hauptziel der Politik der Demokratischen Sicherheit ist es, die FARC zu vernichten oder sie militärisch so zu schwächen, dass sie an den Verhandlungstisch gezwungen werden sollen. Selbstverständlich haben sie kein gutes Gefühl und keine Ruhe, mit jener alternativen Kraft, die aus dem Widerstand des Volkes heraus entstanden ist aufgrund der jahrzehntelangen Gewalt und Repression des Staates.
Mit dem Ziel die Guerilla zu vernichten werden unzählige Bataillone und Brigaden mobilisiert, in den Süden gebracht und große bis heute andauernde Einsätze und Operationen in anderen Gebieten des Landes durchgeführt. Sie nutzten Spionagesatelliten und Geräte von höchster militärischer Technologie. Sie bilden strategisch wichtige Zonen, blockieren Gebiete der Bauern, vertreiben die Bevölkerung, töten und lassen Personen verschwinden, verbrennen landwirtschaftlich genutzte Flächen, rauben Viehzeug, bombardieren bei Tag und Nacht und zerstören Wälder im Dschungel und in den Gebirgsketten, ohne in den letzten Jahren auch nur ein nennenswertes Ergebnis erreicht zu haben.

Aber parallel zur Militarisierung im Land, begann die Regierung ein Gesetz gegen die Meinungsfreiheit zu forcieren, nämlich die Unterdrückung von kritischen Meinungen. So wurden schließlich mehr als tausende und abertausende Bürger inhaftiert, denen vorgeworfen wurde mit der Guerilla zu sympathisieren. In den Gebieten wo es Unterstützung für das politische und soziale Projekt gab, wurden die kolumbianischen Grundrechte und Möglichkeiten der politischen Partizipation beschnitten. Es reichte ihnen nicht aus, wie in den 80er Jahren eine ganze Generation von Revolutionären physisch auszulöschen, die damals in der linken Partei „Unión Patriótica“ als legale Alternative für einen politischen Wandel organisiert waren. Nun wollen sie ein neues Gedankengut, eine neue Maxime aufzwängen, die der Rechten und des Faschismus. Eine Maxime die den sozialen Protest kriminalisiert mit dem Hinweis, dass hinter aller gängigen Mobilisierung gegen die Politik der Regierung die Guerilla steckt. Es ist ein Autoritarismus der die Autonomie und Unabhängigkeit der öffentlichen und kritischen Macht (Volksmacht) hinweg fegen soll. Man will eine Regierung der Tyrannei etablieren, die nur noch eine Opposition duldet, die keine Änderungen des Status quo beabsichtigt und die die Strukturen der Unterdrückung mitträgt.

Diese politische Rechte nutzt den Finanzhaushalt um einen Krieg zu führen und das Resultat ist eine soziale Katastrophe. Kinder sterben an Hunger, es gibt zunehmend Armut und soziale Ausgrenzung, es erfolgt das Einstellen der Projekte für den sozialen Wohnungsbau und ein Großteil der Bevölkerung ist ohne Zugang zu Wasser, Elektrizität und Kanalisation.

Es gibt eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Mangel an Schulen, Hochschulen und Lehrer, weil sich die Regierung für die Privatisierung dieser Dienstleistung, wie die jener des Gesundheitssystems entschieden hat. Das Kürzen der öffentlichen Gelder lähmt die Entwicklung der verschiedenen Regionen. Es werden rentable Staatsunternehmen verkauft um mehr Mittel für den Krieg akquirieren zu können. Die schrittweise Privatisierung strategischer Unternehmen wie „ECOPETROL“ (ehemals staatliches Erdölunternehmen) wird vorangetrieben. Es kommt zu einer erhöhten Arbeitslosigkeit und Förderung von Niedriglohnjobs, wodurch diese Flexibilisierung des Arbeitsmarktes die Rechte der Arbeitnehmer beschneidet und die Gewinne der Arbeitgeber erhöht. Hunger und die Steigerung der Lebensunterhaltungskosten, durch jene staatlichen Maßnahmen hervorgerufen, sind eine Politik gegen das Volk.

Deshalb gibt es auch heute noch die FARC-EP, weil der Kampf gegen soziale Ungerechtigkeit, für Frieden und Unabhängigkeit immer noch notwendig ist. Ein Wechsel hat es in den 47 Jahren nicht gegeben.

Der Kampf geht weiter!

KURZE GESCHICHTE DER FARC-EP

LA VIOLENCIA UND NATIONALE FRONT
Nach der Ermordung des linkspopulistischen Politikers Jorge Eliecer Gaitán im Jahr 1948, brach eine Gewaltwelle über das Land hinein, was als „Violencia“ („Die Gewalt“), bezeichnet wurde. Diese Phase der Gewalt dauerte bis 1958 an, wenn gleich die letzten Jahre eher als Verteilungskämpfe um Macht und Boden stattgefunden haben. Mehr als 300.000 Menschen wurden in dieser Zeit getötet, die große Mehrheit von ihnen waren Bauern und Tagelöhner die in ländlichen Gebieten lebten. Ziel der konservativen Kräfte war die Vernichtung der Liberalen und der Bauern, die sich in Landbewegungen zusammengeschlossen hatten. Diese hatten letztendlich auch die meisten Opfer zu beklagen. Die Militärdiktatur von Rojas Pinilla ab 1953 konnte die Gewalt zwar dämpfen, ein Ende fand diese jedoch erst 1958.

Im Jahr 1958 handelten die Eliten von der liberalen und konservativen Partei, zusammen mit Kirche und Wirtschaft, eine Vereinbarung aus, so dass ein politischer Pakt geschlossen werden konnte, in dem sich beide Parteien abwechselnd die Macht sichern sollten. Dieser Pakt wurde als „Nationale Front“ bezeichnet. Die beiden Parteien einigten sich zwar Wahlen abzuhalten, die Wahlergebnisse hatten jedoch keinen Einfluss auf den Pakt und das nun starre politische System. Beide Parteien entschieden, dass der Pakt die nächsten 16 Jahre laufen, also bis zum Jahr 1974 andauern sollte. Faktisch gesehen hatten beide Parteien auch darüber hinaus die politische Stellung gesichert. Dies ermöglichte eine Konsolidierung der Macht zwischen kolumbianischen konservativen und liberalen Eliten, bei gleichzeitiger Stärkung des Militärs und der Verhinderung von politischen Alternativen und notwendigen Reformen.

In den 1960er Jahren begann die kolumbianische Regierung mit der Politik zur Förderung von großindustriellen Betrieben, welche für den Export produzierten, anstatt kleinere Betriebe zu fördern, die für den lokalen Verbrauch produzierten. Die Regierung subventionierte Großgrundbesitzer, während kleine Bauern auf dem Land um ihre Existenz kämpften und sich so dem Großgrundbesitz unterwerfen sollten. Eine sehr große Zahl von Kleinbauern wurde von ihrem Land verdrängt und gezwungen, in die städtischen Zentren zu gehen, wo sie als billige Arbeitskräfte für die wachsende industrielle Wirtschaft in den kolumbianischen Städten zu arbeiten hatten. Bis 1969 gab es über 400.000 landlose Familien in Kolumbien, mit einer jährlichen Steigerung von 40.000 Familien. Bis 1970 waren rund 77% des Landes in Kolumbien in der Hand von Großgrundbesitzern, so dass ca. 70% der Anbauflächen in Kolumbien nur 5,7% der Bevölkerung gehörten. Die soziale Situation der Bauern war mehr als prekär, Unterernährung und mangelnde medizinische Grundversorgung waren unter Landarbeitern in den frühen 1960er Jahren Gang und Gebe, was zu vielen Krankheiten und einer hohen Kindersterblichkeit führte. Hinzu kam die Unzufriedenheit mit dem politischen System, welches aufgrund des Paktes eine Partizipation ausschloss.

KOMMUNISTEN UND SELBSTVERTEIDIGUNG
Kommunisten waren im ländlichen und städtischen Kolumbien unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg aktiv. Die kolumbianische Kommunistische Partei (Partido Comunista Colombiano, PCC) wurde offiziell in den 1930er Jahren gegründet. Die PCC begann schließlich mit der Gründung von Bauernvereinigungen in ländlichen Gebieten und forderte bessere Lebens-und Arbeitsbedingungen, mehr Bildung und Rechte für die Arbeiterklasse. Im Programm war ständig die Forderung nach einer gerechten Agrarreform zu vernehmen. Diese Bauernvereinigungen begannen sich zu vernetzen um eine Abwehrfront gegen die staatlich geförderte Gewalt der Großgrundbesitzer zu bilden. Die Mitglieder organisierten Streiks, Proteste, Landbesetzungen und organisierten die Selbstverteidigung der Gemeinden, besonders im zentralen Süden Kolumbiens. Sie verteidigten sich gegen die staatliche konservative Aggression und versuchten gleichzeitig für den Lebensunterhalt und die Bedürfnisse der Bevölkerung zu sorgen. Ziel war es in Ruhe und Selbstorganisation in jenen Gemeinschaften leben zu wollen. Der Geheimdienst des US-Militärs ging davon aus, dass im Jahr 1962 die Größe der PCC auf 8.000 bis 10.000 aktive Mitglieder gewachsen war und zusätzlich 28.000 Unterstützer auf dem Land vorhanden waren.

Die konservative Lleras-Regierung wollte mit den „unabhängigen Republiken“ ein für alle Mal brechen und versuchte unter anderem auf die „Republik Marquetalia“ einen Angriff loszuschlagen. In der Regierung und bei den USA gab es Befürchtungen, dass nach der kubanischen Revolution weitere Länder dem Beispiel folgen könnten. In Marquetalia, der angeblich bekanntesten „Republik“, lebten einige Familien und der Anführer Manuel Marulanda Vélez.

PLAN LAZO (Laso)
Schon im Oktober 1959 schickten die Vereinigten Staaten eine Sondereinheit der Aufstandsbekämpfung nach Kolumbien, um die innere Sicherheit Kolumbiens und die politisch-militärische Situation zu untersuchen. Im Februar 1962, drei Jahre nach der ersten Untersuchung, kam es zu einer zweiten Untersuchung unter dem US-Militär. In einer geheimen Erklärung zum Bericht ermutigte man die Politik und die kolumbianischen Militärs zur Aktionen und zu paramilitärischer Gewalt gegen die Kommunisten auf dem Land.
Die neue Aufstandsbekämpfungs-Politik wurde als Plan Lazo/Laso im Jahr 1962 eingeleitet und nachdem bereits unter dem Diktator Rojas Pinilla erste Militäraktionen stattgefunden hatten, so sollte nun der große Schlag erfolgen. Neben dem Militär sollten auch zivile „Selbstschutz-Gruppen“ die Armee unterstützen. Diese dienten vor allem der Infiltrierung, der Spionage und um Informationen über die Guerillaaktivitäten zu sammeln. Mittlerweile hatten sich auch die Bauern organisiert, da von Angriffen des Staates auszugehen war. Von einer offiziellen Guerilla konnte hier aber noch keine Rede sein.

Auf Geheiß der Vereinigten Staaten begann die kolumbianische Regierung die Gemeinden, die sich in den 50er und 60er Jahren gegründet hatten und die Gebiete wieder unter „staatliche“ Kontrolle zu bringen. Die FARC wurde im Mai 1964 von Manuel Marulanda Vélez und anderen PCC Mitglieder und Bauern, nach einem militärischen Angriff auf die Gemeinschaft der Bauern in Marquetalia gebildet. 16.000 kolumbianische Truppen, unterstützt von den USA, griffen die „Republik“ an, nur 48 von ihnen waren als Selbstverteidigungsgruppe bewaffnet. Marulanda und 47 andere zogen sich in die Berge zurück um den Kämpfen zu entgehen. Diese 48 Männer bildeten den Kern der FARC, die im Laufe der Zeit nach mehreren Konferenzen und Zusammenschlüssen wuchs. Bereits kurz nach Militäroperation wurde ein revolutionäres Agrarprogramm verabschiedet und die Selbstverteidigungsgruppe wurde zu einer mobilen Guerilla mit nationalen Zielen.

SIEBTE KONFERENZ DER FARC
Im Jahr 1982 hielten die FARC ihre Siebte Guerilla-Konferenz ab, die für eine große Veränderung in der Strategie sorgen sollte. Historisch betrachtet war diese Konferenz ein Meilenstein in der weiteren Geschichte der FARC. Bisher beschränkten sich die FARC auf kleine Aktionen gegen die Streitkräfte in den ländlichen Gebieten. Ab 1982 wurden Steuern aus dem Koka-Geschäft erhoben und weitere Finanzierungsquellen gesucht. Aus der kleinen Bauernguerilla sollte nun ein Volksheer entstehen und die militärischen Operationen verstärkt werden. Zudem wurde die politische Arbeit mit der Bevölkerung erweitert. Strategisch wurden nun die Städte und Provinzen, die reich an natürlichen Ressourcen waren, in das Konzept mit eingebunden. Die Zahl der Kämpfer_innen wuchs von nun rapide an. In jener Konferenz wurde der Namenszusatz „EP“ für „Ejército del Pueblo“ (Volksheer) hinzugefügt, um der neuen Stärke und Strategie Ausdruck zu verleihen.

EINSTIEG IN KOKA-HANDEL
Zunächst lehnten die FARC-EP jede Arbeit und Verwicklung in den Koka-Anbau ab, da dies als Ausdruck des krankhaften Kapitalismus betrachtet wurde. Um aber die Basis der Bauern nicht zu verlieren, die nun vom Koka-Boom profitieren wollten, und weil mit dem Koka auch ein gutes Geschäft zu machen war, entschieden sich die FARC-EP 1982 zur Besteuerung und Kontrolle des Anbaus und Handels. So mussten Bauern und Käufer eine prozentuale Steuer für Koka erbringen. Auf der anderen Seite gab es durch die Kontrolle der FARC-EP eine gerechte Arbeitsteilung, Löhne und Sicherheit für die Koka-Bauern.
Mit der Zeit wurden die FARC-EP immer intensiver im Geschäft mit dem Koka und durch ihre Besteuerung hatten sie ganze Landstriche unter wirtschaftlicher und sozialer Kontrolle, was zeitgleich zu Konflikten mit den Paramilitärs (die ihrerseits groß im Koka-Geschäft vertreten waren) und den Streitkräften der Regierung führte.

VEREINBARUNG VON LA URIBE UND UP
In den frühen 1980er Jahren begann Präsident Belisario Betancur Verbindung mit den FARC-EP aufzunehmen um die Möglichkeit von Friedensgesprächen mit der Guerilla zu erörtern. Letztlich wurde mit dem Abkommen im Jahr 1984 von La Uribe (benannt nach dem Ort) zu einem Waffenstillstand aufgerufen, der auch einige Jahre halten sollte.

Im Jahr 1985 bildeten die Mitglieder der FARC-EP zusammen mit einer großen Anzahl anderer linker und kommunistischer Gruppen eine politische Partei, die „Union Patriótica“ (UP). Die UP suchte politische Reformen wie eine Verfassungsreform, mehr Demokratie bei den Kommunalwahlen, politische Dezentralisierung und die Beendigung der politischen und wirtschaftlichen Elite durch die liberale und konservative Partei. Darüber hinaus wurden sozio-ökonomischen Reformen wie die Umverteilung von Land und mehr Gesundheits- und Bildungsausgaben in das Programm aufgenommen. Auch Forderungen wie die Verstaatlichung von ausländischen Unternehmen, kolumbianische Banken, Transport und Verkehr, und einen besseren Zugang zur kritischen Medienlandschaft fanden ihren Platz im politischen Programm. Nur wenige der UP-Mitglieder und Repräsentanten kamen direkt aus den FARC-EP, die meisten von ihnen kamen aus einer Vielzahl von Gruppen, Initiativen, Gewerkschaften und sozialistischen Parteien wie der PCC. Auf dem Land und in den Städten fanden Diskussionen statt und es konnte ein politischer Frühling gespürt werden.

Die UP erreichte als eine linke Partei die besten je erreichten Wahlergebnisse in der kolumbianischen Geschichte. 1986 gewann UP Kandidaten 350 lokale Ratssitze in den Gemeinden, mehrere Bürgermeister, diverse Sitze im Unterhaus und 6 Sitze im Senat. Der Präsidentschaftskandidat von 1986, Jaime Pardo Leal, gewann 4,6% der Stimmen.

Zwischen 1986 und 1990 wurden Tausende von Mitgliedern der UP und anderer linker Parteien ermordet (die Schätzungen reichen von 4.000 bis 6.000). Im Jahr 1987 wurde der Präsidentschaftskandidat der UP, Jaime Pardo Leal, ermordet. Im Jahr 1989 hatte ein einziger Großgrundbesitzer samt Paramilitärs über 400 UP Mitglieder ermordet. Mit dem Terror hörte die Partei in den 90er Jahren auf zu bestehen und die FARC-EP änderten ihre Strategie hin zu mehr militärischen Aktionen. Der Versuch für eine politische Lösung war an staatlicher und paramilitärischer Gewalt und Hilflosigkeit gescheitert.

CGSB
Bis 1985 hatten sich fast alle wichtigen Guerillagruppen (EPL, M-19, und ELN) gemeinsam unter einer Dachorganisation, der Coordinadora Nacional Guerillera (CNG) zusammen gefunden. Die FARC-EP war zu jener Zeit in den Friedensverhandlungen mit der Regierung Betancur, außerdem war eine Gruppe in der CNG dabei, die kurz vorher aus der FARC-EP ausgetreten war. Mit dieser Gruppe (Frente Ricardo Franco) lag man nun im Kampf. Die CNG wurde 1987 in die Coordinadora Guerilla Simón Bolívar (CGSB) umgewandelt, um sowohl politisch als auch militärisch stärker gegenüber der Regierung auftreten zu können. So wurden zum Beispiel Verhandlungen zwischen den zahlreichen Guerilla-Gruppen und der Regierung geführt. Die Erfolge der CGSB waren jedoch sehr begrenzt, zu weit entfernt waren oft die unterschiedlichen Forderungen der verschiedenen Gruppen. Einzig und allein der Friedensprozess mit der M-19 und anderen kleinen Guerilla-Gruppen hatte 1990 Erfolg. Die FARC-EP und ELN beschlossen ihren Kampf weiter fort zu setzen.

1990 BIS 1998
Von den Gruppen, die sich neben dem M-19 demobilisieren ließen, waren auch EPL, ERP, und Quintín Lame, während FARC-EP und ELN den bewaffneten Kampf weiter fortsetzten. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre, darunter die Vernichtung der Unión Patríotica, setzten die FARC-EP nun mehr auf die militärische Komponente.
Gegen Ende des Jahres 1990 griff die Armee ohne Vorwarnung und das Hauptquartier „Casa Verde“ der FARC-EP in Meta an wo das Sekretariat der Guerilla ihr Büro hatte. Die kolumbianische Regierung argumentierte, dass der Angriff auf das Hauptquartier der FARC-EP ihre eigene Schuld gewesen sei, da nicht mehr richtig mit der Regierung verhandelt wurde.
Am 10. August 1990 starb der zweite FARC-EP Chef Jacobo Arenas, der ideologische Führer und Gründer der FARC-EP, an einem Herzinfarkt.
Im Juni 1991 wurde der Dialog zwischen den verbliebenen Guerillas in der CGSB und der Regierung auf neutralem Boden in Caracas, Venezuela und Tlaxcala (Mexiko) fortgesetzt. Doch die Zuspitzung des Krieges war nicht zu stoppen und bewaffnete Angriffe von beiden Seiten wurden wieder aufgenommen bzw. verstärkt. Der Guerilla-Zusammenschluss CGSB wurde nun endgültig aufgelöst und läutete eine neue Phase des Bürgerkrieges ein. Auch ein Brief von kolumbianischen Intellektuellen konnte die Situation zur friedlichen Lösung des Konflikts nicht ändern.
Ab 1995 begannen die FARC-EP eine neue militärische Strategie mit dem Ziel weite Landstriche und Bogotá zu erobern. Mittlerweile war die Anzahl der Guerillakämpfer_innen stark angestiegen. Die politisch-militärische Arbeit auf dem Land und in der Stadt wurde intensiviert und neue Waffen kamen zum Einsatz.

Im August 1996 inszenierte die FARC-EP einen Überraschungsangriff auf eine kolumbianische Militärbasis in Las Delicias in der Provinz Putumayo. Innerhalb von 15 Stunden wurde die Basis völlig zerstört und es wurden 54 kolumbianische Soldaten getötet, 17 verwundet und 60 Geiseln genommen. Im März 1998 griffen FARC-EP-Einheiten mit der Hilfe von örtlichen Sympathisanten eine Elite-Einheit der kolumbianischen Armee an. Dutzende Elitesoldaten wurden von den 600-800 Guerilleros getötet. Im November 1998 griffen Kräfte der FARC-EP die Provinzhauptstadt Mitú in der Provinz Vaupés nahe der Grenze zu Brasilien an und besetzten diese für drei Tage. Erst nach mehr als drei Tagen konnte das kolumbianische Militär die Stadt zurückerobern. Mit diesen Angriffen und der Strategie zum Bewegungskrieg war die Guerilla gefürchtet und ein ernst zu nehmender Feind geworden.

Auch in jenem Zeitraum wurde Kolumbien zu einem großen Kokaanbaugebiet und die FARC-EP hatten in den Kokabauern eine soziale Basis gefunden. So gab es Märsche und Demonstrationen der Kokabauern für ein würdiges Leben, für Alternativen in der Landwirtschaft und gegen die Militärpräsenz in den Regionen. Ein Großteil dieser Basis befand sich im Süden von Kolumbien, wo die FARC-EP traditionell stark vertreten war. Die Guerilla versuchte diese Märsche zu vereinnahmen und hatte auch Erfolg damit, sich als politische Alternative auf dem Land darzustellen.

FRIEDENSVERHANDLUNGEN 1999 BIS 2002
Zum Beginn der Friedensverhandlungen am 7. November 1998 gewährte der neugewählte Präsident Andrés Pastrana den FARC-EP ein ca. 42.000 Quadratkilometer großes Gebiet (ungefähre Größe der Schweiz oder Dänemarks) als entmilitarisierte Zone, in der die FARC-EP schließlich die Macht übernahmen. Diese Zone war eine der Bedingungen für einen Friedensprozess und sollte eine vertrauensbildende Maßnahme sein, um die Verhandlungen in Ruhe führen zu können.
Die Verhandlungen kamen jedoch in den Jahren immer wieder ins Stocken, wohl weil keine der beiden Parteien ein großes Interesse an einem Abkommen hatte. Die Guerilla war auf dem Höhepunkt der Macht und die Regierung Pastrana wollte keine Kompromisse eingehen sondern trieb mit dem Plan Colombia die militärische Aufrüstung. Zudem nahmen in jener Zeit die Aktivitäten der Paramilitärs stark zu, die als verlängerter Arm der Armee dienten und nun zur Ruhe befohlen waren.

Nach einer Reihe von militärischen Aktionen der Guerilla, einschließlich der Entführung eines Flugzeugs, den Angriff auf mehrere kleine Städte und die Entführung von mehreren politischen Persönlichkeiten, beendete Pastrana die Friedensgespräche im Februar 2002 und wies die Streitkräfte an mit der Rückeroberung der von der FARC-EP kontrollierten Zone zu beginnen. Eine 48-Stunden-Frist, die zuvor die Regierung an die FARC-EP gestellt hatte wurde nicht eingehalten, auch sonst war das Klima für weitere Verhandlungen in der kolumbianischen Gesellschaft nicht mehr vorhanden. Der scheidende Präsident Pastrana hatte sein Ansehen in der Bevölkerung verloren. Kurz nach dem Ende der Gespräche, entführte die FARC-EP die Präsidentschaftskandidatin der Grünen Partei Ingrid Betancourt, die im Guerilla-Gebiet unterwegs war. Betancourt wurde erst im Juli 2008 von der kolumbianischen Regierung gerettet.

2002 BIS HEUTE
Der neugewählte Präsident Alvaro Uribe begann sofort mit der Umsetzung des „Plan Patriota“, eine militärische Intensivierung des Kampfes gegen die FARC-EP, getreu seiner Auffassung, dass es in Kolumbien keinen bewaffneten Konflikt, sondern eine terroristische Bedrohung gibt. Die FARC-EP beschloss nun eine Rückkehr zur ursprünglichen Strategie der Guerilla und zog sich in die entlegenen Gebiete zurück. Auf diese Weise konnte die politisch-militärische Struktur bewahrt werden. Trotzdem kam es im Laufe der Zeit zu hohem militärischen Druck und zu einer hohen Anzahl von Deserteuren. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass jene die den FARC-EP den Rücken kehrten als wenig politisch geschult galten, wodurch der Guerilla ein Kern von Tausenden ideologischen Kämpfer_innen erhalten blieb. Die Organisation musste einige Verluste in Regionen wie Cundinamarca (Nahe Bogotá) und in Antioquia (Nahe Medellín) hinnehmen.

Bis zum Jahr 2002 waren mehr als 20.000 Gueriller@s in den Reihen der FARC-EP, hinzu kommen tausende Milizionäre auf dem Land und in den Städten, die auf Abruf bereit stehen oder logistische Arbeit übernehmen. Eine genaue Zahl von Gueriller@s gibt es nicht, Schätzungen gehen aber aktuell von rund 10.000 Revolutionären in der Organisation aus.

Während der ersten Präsidentschaft von Alvaro Uribe (bis 2006) gab es keine ernsthaften Kontakte zwischen den FARC-EP und der Regierung um Friedensgespräche zu initiieren. Einzig und allein einige diplomatischen Bemühungen für die Realisierung eines humanitären Abkommens zum Austausch zwischen Kriegsgefangenen und Häftlingen zwischen der Guerilla und der Regierung wurden bemüht. Letztendlich waren die Fronten zwischen dem Präsidenten, dem Verbindungen zu den Paramilitärs nachgesagt werden, der für die Verletzung der Grundrechte und einen harten Kurs gegenüber sozialen Bewegungen steht, aber so verhärtet, dass sich beide Parteien nicht einigen konnten. Die Aufforderung der FARC-EP, alle inhaftierten Gueriller@s im Tausch gegen Geiseln und andere Häftlinge freizulassen wurde nicht nachgekommen.

Am 1. März 2008 erlitten die FARC-EP einen der härtesten Schläge in ihrer Geschichte, der Tod von Luis Edgar Devia Silva alias Raul Reyes bei einem rechtswidrigen Bombenangriff durch das kolumbianische Militär auf ein Guerilla-Lager in Ecuador, nahe der kolumbianischen Grenze.Dieser Angriff löste im Gegenzug eine diplomatische Krise zwischen Kolumbien, Ecuador und Venezuela aus. Am 7. März 2008 wurde bekannt, dass ein anderes Mitglied des Sekretariats der FARC-EP, Ivan Rios, von seinem Leibwächter wurde getötet wurde und als Beweis die Hand des Getöten übergeben wurde. Am 26. März 2008 starb schließlich, Manuel Marulanda Veléz, der Gründer und Anführer der FARC-EP, so dass in weniger als einem Monat die Spitze der Organisation stark geschwächt war. Sein Nachfolger wurde Alfonso Cano.
Da die Verhandlungen für eine „humanitäre Übereinkunft“ zwischen FARC-EP und Regierung wegen der anhaltenden Repression gegenüber der Guerilla und der sozialen Bewegungen im ganzen Land stagnierten, führten die Streitkräfte Kolumbiens am 2. Juli 2008 eine Rettungsaktion im Dschungel von Guaviare durch, um eine Gruppe Gefangener zu befreien. Dieser Vorgang, genannt „Operation Jaque“, wurde deshalb bekannt, weil das Militär über Jahre in der Guerilla infiltriert war, bei der Aktion das Hoheitszeichen des Roten Kreuzes missbraucht wurde und die ehemalige Präsidentschaftskandidatin, US-Bürger und Soldaten befreit. Auch in der Folgezeit wurden zum Beispiel die beim dem Bombardement in Ekuador gefundenen Daten, deren Wahrheitsgehalt allerdings bezweifelt werden muss und mit dem unliebsame Gegner ausgeschaltet oder diskreditiert werden sollen (z.B. der venezolanische Präsident Hugo Chavéz, der ekuadorianische Präsident Correa, Abgeordnete die sich für eine friedliche Lösung des Konflikts aussprechen)für weitere Aktionen und Repressionen genutzt.

NEUE STRATEGIE
Ab dem Jahr 2009 folgte eine Konsolidierung der Kräfte der FARC-EP. Zwar wurde am 22. September 2010 der Militärchef und zweite Mann der FARC-EP Victor Julio Suarez, alias Jorge Briceño oder Mono Jojoy, in der Provinz Meta getötet, doch die letzten Jahre zeigen einen Strategiewandel, hin zu einem verstärkten politischen Engagement und zu einem militärischen Wandel vom Bewegungskrieg hin zu einem Krieg der Guerilla, die dem Militär und der Polizei schwere Niederlagen in den letzten Jahren zufügen konnte.
Die Ideen des Militärstrategen Mono Jojoy mit der Konzentrierung der Kräfte im Bloque Oriental (östlicher Militärblock) in großen Bataillonen und in den östlichen Kordilleren war fehlgeschlagen. Diese Strategie der Guerilla, im Jahr 1995 entworfen und mit der Höchstzeit bis zum Jahr 2002; in welcher der Bloque Oriental lange Zeit die Geschichte der FARC-EP mitbestimmt hat (z.B. die Verhandlungen in San Vicente del Caguán) wurden nun aufgegeben. Mit dem Tod von Mono Jojoy im September 2010 erfolgten der Tiefpunkt und das endgültiges Scheitern. Bereits seit 2008 gab es Änderungen in der Strategie und seit dem Tod von Mono Jojoy die Initiative von Alfonos Cano und Pablo Catatumbo (Plan 2010) mit der Dezentralisierung der Einheiten und dem Verzichten auf große Camps und große Einheiten. Die neue und eigentlich typische Guerilla-Strategie ist es, Einheiten zu Angriffen zusammen zu ziehen, zuzuschlagen und um dann wieder blitzschnell zu verschwinden. Heute ist Bloque Occidental (westlicher Militärblock) die aktivste Einheit der FARC-EP. Die militärische und politische Neustrukturierung im ländlichen Gebiet erfolgt unter anderem durch den Aufbau und die Zusammenarbeit einer neuen sozialen Basis mit Kampagnen wie die zum 1. Mai (Kooperation mit Bauernbewegungen und sozialen Bewegungen), aber auch durch Hilfeleistungen in der Infrastruktur oder sozialen Diensten (Gesundheitsbrigaden).

Resistencia
Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP)
Informationsbeilage der Internationalen Kommission zur Massenarbeit

A) In unserem Hauptziel, der Machterlangung, müssen wir das Bewusstsein und das Herz der Bevölkerung gewinnen. Deshalb müssen alle unseren militärischen, politischen, organisatorischen und propagandistischen Aktionen dahingehend orientiert sein, dass die Massen auf dem Land und in den Städten fühlen, dass wir für ihre Interessen, Notwendigkeiten und Ideale kämpfen, diese verteidigen und vertreten.

B) In unserer Arbeit der Organisation, der Agitation und der politischen und militärischen Propaganda, ist es sehr wichtig, dass die Bevölkerung versteht, warum wir jede unserer Aktivitäten unternehmen. Sowohl bei unserer offenen als auch verdeckten- konspirativen – Arbeit müssen die Massen unseren Kampf als ihren eigenen verstehen; dass die FARC ein Teil des bewaffneten Volkes sind.
C) Unsere Organisation und unsere Waffen müssen immer im Dienste des Volkes stehen, damit dieses uns als ihre Armee versteht. Dazu ist es sehr wichtig, permanent unsere Politik in der Bevölkerung zu verbreiten, damit sie ein Bewusstsein darüber erlangt und damit wir so das Volk für den Kampf gewinnen können.
D) Die Massenarbeit muss sich immer dahingehend orientieren, das Bewusstsein der Massen zu wecken und sie an jedwelche Kampforganisation zu binden. Das können die Gewerkschaften sein, die Juntas Comunales (gemeinschaftliche Gemeinderäte), die bolivarianischen Milizen, die Solidaritätsgruppen, die Guerilla etc.
E) Besondere Aufmerksamkeit müssen wir den Volksführern widmen, die an der Spitze der Gemeinschaften deren Forderungen und Kämpfe orientieren und führen, um sie auf unsere Seite zu bringen.
F) Wir müssen immer unsere Eigenschaft als einfache Menschen darstellen, die bereit sind, das Beste zu geben für die Wünsche und Bedürfnisse des Volkes.
G) Wir müssen uns immer daran erinnern, dass man der Zivilbevölkerung keine Befehle gibt. Wir gewinnen ihr Bewusstsein und ihr Herz, damit sie den Kampf unterstützen.
H) Die Konferenz unterstreicht die Wichtigkeit der unaufschiebbaren Aufgabe, eine geheime politische Organisation zu gründen als notwendiges Werkzeug, um die Ziele, die wir uns gesetzt haben, zu erreichen.

Die politisch-militärische Aktivität der FARC-EP ist reglementiert durch:
• die Statuten
• das Reglement des Disziplinarregimes
• die internen Kommandonormen

o Die Zweite Nationalkonferenz (1966), mit der die FARC gegründet wurden, erließ in einem internen Reglement die Normen, die die Organisation führen, sowie ihre Organisationsform und ihr Strafregelungen bestimmen.

o Die Dritte Nationalkonferenz der FARC brachte einige Änderungen und baute eine neue politisch-militärische Konzepte ein.

o Die Sechste Nationale Guerrillakonferenz reglementierte das interne Leben (Organisation) der FARC, auf den genannten Dokumenten basierend.

o Die Siebte Nationalkonferenz (1982) reformierte und erweiterte die vorgenannten Dokumente entsprechend den Schritten, die die Bewegung vollzog, indem sie sich den Charakter einer Volksarmee gab (FARC-EP).

o Die Achte Konferenz der FARC-EP (1993) aktualisierte und fügte reglementarische, disziplinarische und Statuten-Anordnungen ein.

Alle in den wichtigsten Dokumenten unserer Organisation genannten Normen lassen sich von den Prinzipien, der Ethik und der Moral der Revolution leiten und sind verpflichtend für alle Mitglieder, ohne Unterschiede und Ausnahmen.
Wir sind integraler Bestandteil des Volkes, wird seine revolutionäre Armee, der Grund unseres Kampfes ist die Lösung der Probleme aller Kolumbianer; deshalb entspricht es nicht unserer Politik, die Interessen und die Rechte des Volkes zu verletzen.

Als Beispiel zitieren wir einige Artikel aus unserem Regelwerk:

• Die FARC-EP, als höchster Ausdruck revolutionären Kampfes zur nationalen Befreiung, sind eine politisch-militärische Bewegung, die ihre ideologische, politische, organisatorische, propagandistische und bewaffnete Aktion durchführt, in Übereinstimmung mit der Taktik der Kombination aller Kampfformen der Massen für die Macht des Volkes.

• Die FARC-EP wenden auf die kolumbianische Realität die fundamentalen Prinzipien des Marxismus-Leninismus an und leiten diese mittels ihres Strategischen Planes und ihres Revolutionären Programmes, den Schlussfolgerungen der Nationalen Konferenzen, der Plenen ihres Generalstabes und durch ihr Internes Reglement ab; sie inspirieren sich im revolutionären Gedankengut des Antiimperialismus, den Ideen des Befreiers Simón Bolívar, der lateinamerikanischen Einheit, der Gleichheit und des Wohlstandes des Volkes.

• Die Disziplin der FARC-EP ist politisch-militärisch und sie ist verankert in den Statuten, dem Reglement des Disziplinarregimes, den Normen des Kommandos und in den Resolutionen und Beschlüssen der Nationalkonferenzen.

• Die FARC-EP stehen unter dem Befehl des Generalstabes, der das höchste Führungs- und Befehlsorgan ist. Seine Treffen, Befehle und Beschlüsse sind verbindlich für die ganze Bewegung und alle ihrer Mitglieder.

• Alle Materialien, die durch die Konferenz und den Generalstab verabschiedet wurden, unterstehen der obligatorischen Erfüllung durch die Gesamtheit der FARC-EP.

• Der Eintritt in die FARC-EP ist persönlich, freiwillig und bewusst im Alter zwischen 15 und 30 Jahren.

Pflichten:
• Verteidigung der Interessen und Güter der Bewegung, der politischen Organisation und der Massen.
• Respektierung der Kriegsgefangenen bezüglich ihrer physischen Integrität und ihrer Überzeugungen.

Vergehen:
• Verleumdung und Aufstachelung gegen die Massen.
• Die Verbreitung von Gerüchten, die Verwendung von beleidigenden Namen und die Verwendung von Drohungen gegen Einzelpersonen.
• Der fehlende Respekt der Mitglieder der Bewegung gegenüber den Massen.
• Die Ermordung von Männern und Frauen der Zivilbevölkerung.
• Die sexuelle Vergewaltigung.
• Der Raub an der Zivilbevölkerung.
• Unehrliche Geschäfte oder Geschäfte mit Menschen, um Vorteile zu erlangen.
• Der Konsum von Rauschgift.
• Jegliche Tätigkeit, die gegen die revolutionäre Moral, gegen die Gewohnheiten der Bevölkerung gehen, oder die das Bild der FARC-EP negativ beeinträchtigen könnten.
• Jegliche Handlungen, die der gläubigen Bevölkerung die Ausübung ihrer Gottesdienste und Rituale verhindern würde.

An die Zivilbevölkerung:
„Die FARC-EP verwenden die juristischen Ausdrücke des Internationalen Humanitären Völkerrechts nicht, aber in einigen ihrer Dokumente sind Normen festgehalten, die zum Ziel haben, die Zivilbevölkerung vor dem Konflikt zu schützen. Außerdem sind dazu Kriterien aufgestellt worden, die mit den Grundprinzipien des Internationalen Humanitären Völkerrechts übereinstimmen, wie z.B. die Unterscheidung zwischen kämpfenden und nicht-kämpfenden Personen und die Immunität der Zivilbevölkerung.“

Empfehlungen an die kolumbianische Zivilbevölkerung:
• Die Zivilbevölkerung muss verhindern, dass sich Militär-und Polizeistationen in der Nähe ihrer Häuser oder in der Nähe von Orten öffentlicher Versammlungen befinden.
• Die Zivilbevölkerung muss verhindern, dass Militärs und Polizisten ihre privaten Fahrzeuge oder Fahrzeuge des öffentlichen Verkehrs für ihre Einsätze benutzen. Wenn die Eigentümer oder Betreiber trotzdem dazu genötigt werden ist es vorzuziehen auszusteigen, die Schlüssel auszuhändigen sowie die Verantwortung an die Militärs zu geben und sich dies auf einem Papier mit Unterschrift bestätigen zu lassen.
• Die Zivilbevölkerung sollte die Benutzung von militärischen Fahrzeugen aller Art unterlassen.
• Zivile Fahrzeuge auf den Straßen müssen einen Mindestabstand von 500 Metern zwischen ihnen und Militärfahrzeugen und militärischen Konvois halten.
• Die Zivilbevölkerung sollte Hilfestellungen für die Patrouillen von Sicherheitskräften in den ländlichen Gebieten unterlassen.
• Zivilisten sollten das Betreten von militärischen Garnisonen oder Polizeistationen vermeiden. Auch sollte nicht in ihnen geschlafen werden.
• In Konfliktgebieten müssen Fahrzeuge der Presse und der von humanitären Organisationen mit deutlich sichtbaren Erkennungszeichen und einer Mindestgeschwindigkeit fahren.

Verabschiedet von der Internationalen Kommission der FARC-EP am 8. Juli 1998.

Verhaltensnormen gegenüber den Massen:
Überzeugt, dass wir gegenüber unserem Volk wie Revolutionäre zu handeln und gegenüber dem Volk als die zukünftigen Männer und Frauen mit Bereitschaft und Teilnahme am Kampf aufzutreten haben, haben die Befehlshaber der Guerilla-Koordination Simón Bolívar bei ihrem ersten Gipfeltreffen „Jacobo Arenas“ folgende Normen und Regeln zum Verhalten mit den Massen benannt.

1. Unser tägliches Verhalten und unsere Pläne müssen Teil der Interessen des Volkes sein.
2. Wir respektieren die Ideen, die religiösen, philosophischen und politischen Einstellungen der Bevölkerung, insbesondere die Kultur und die Autonomie der indigenen Gemeinschaften und anderer ethnischer Minderheiten.
3. Wir sollten die Menschen nicht dazu zwingen zu wählen oder nicht wählen zu gehen.
4. In den Plänen der militärisch-politischen Arbeit, mit ihren Entwicklungen und den täglichen Vertreibungen sollte die Sicherheit der arbeitenden Menschen, ihre Häuser und ihr Eigentum berücksichtigt werden.
5. Wir müssen die verschiedenen Mittel und Maßnahmen, die von unseren Unterstützern angewendet werden respektieren, um ihre Vertraulichkeit und Beziehung zu uns weiter aufrecht zu erhalten.
6. Die interne Disziplin und Arbeit mit den Massen muss sich vorrangig um die Aufmerksamkeit der einfachen und befreundeten Menschen handeln damit sich bei negativen Handlungen oder Fehlern nicht das Bild des Terrorismus oder der Hass wie bei der Armee und deren Paramilitärs festsetzt.
7. An jedem Ort und zu jeder Zeit, wenn die Menschen von der Armee und den Paramilitärs mit Bombardierungen oder der Zerstörung von Eigentum angegriffen werden müssen wir mit Anzeigen oder Aktionen gegen diese terroristischen Aktivitäten aktiv werden, so dass die Menschen sich von uns unterstützt fühlen.
8. Ist es ein Verbrechen, Mord und alle Arten von Misshandlungen gegen die Bevölkerung zu begehen.
9. Von unserer Seite sollte es keine Zwänge an die Menschen geben. Wir müssen danach streben, dass sie unsere Waffen als ihre eigenen sehen.
10. Die Beschwerden von Gemeinden über Angriffe durch Kombattanten oder andere Personen, sollten gründlich unter dem Aspekt des Gemeinwohls des Klägers untersucht werden.
11. Die Kommandierenden und Kämpfer sollten die Praxis und Regeln des humanitären Völkerrechts in Übereinstimmung mit den Bedingungen unseres revolutionären Krieges studieren.
12. Für den Fall dass es notwendig ist und eine Person, ob Kämpfer in unserer oder Mitglied in einer Schwesterorganisation, im nachgewiesenen Fall einen Fehler begangen hat und geschützt wird, so ist diese an unsere zuständige Instanzen zu übereichen.
13. In jedem Fall ist unser Grundprinzip der Respekt und das Recht des Lebens.
14. Die Kommandierenden und Kämpfer sollten sich bewusst sein, dass Hinrichtungen nur für schwerste Verbrechen der Volksfeinde und mit ausdrücklicher Genehmigung in jedem Fall von den höchsten Instanzen der jeweiligen Organisationen durchgeführt werden dürfen. In allen Fällen müssen Beweise geliefert werden, die Entscheidungen müssen kollektiv getroffen werden und die Führungspersonen sollten amtliche Vermerke und Protokolle dazu machen.
15. Alkoholismus, Drogensucht, Diebstahl, Unehrlichkeit, sind konterrevolutionäre Angewohnheiten, die das Vertrauen unseres Volkes verletzen.
16. Wir müssen den Missbrauch von Vertrauen und Großzügigkeit gegenüber den Menschen ebenso vermeiden wie die persönliche Bereicherung.

Plattform für eine Regierung des Wiederaufbaus und der nationalen Aussöhnung:

1993 stellten die FARC im Rahmen der Plattform für eine Regierung des Wiederaufbaus und der nationalen Aussöhnung einen Zehnpunkte-Plan auf, der als Gesprächsgrundlage mit der Regierung dienen sollte und folgende Forderungen beinhaltete:

1. die Lösung des Konflikts mit politischen Mitteln;
2. die Armee darf keine innenpolitischen Funktionen wahrnehmen;
3. Durchsetzung der Gewaltenteilung zwischen Justiz und Politik, Pressefreiheit und demokratische Mitbestimmungsmöglichkeiten auf allen Ebenen;
4. Stärkung des internen Konsums, Schutz der einheimischen Industrien vor ausländischer Konkurrenz sowie staatliche Kontrolle über den Energiesektor;
5. Verwendung von 50% des Staatshaushaltes für Sozialausgaben und 10% für die Förderung der Wissenschaften;
6. Einführung eines progressiven Steuersystems;
7. Entwicklungsprogramme für ländliche Regionen;
8. Revision der Energiepolitik und Neuverhandlung der Verträge zum Abbau der Bodenschätze mit den multinationalen Unternehmen;
9. Aufbau souveräner, auf dem Recht auf Selbstbestimmung basierender Beziehungen zu allen Ländern der Welt;
10. nicht-militärische Lösung des Drogenproblems.

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