Die EU soll die Waffenlieferungen beenden!

Die EU soll die Waffenlieferungen beenden!
FARC-Sprecher zum Stand der Gespräche in Havanna

In einem Exklusivinterview für Europa hat der Pressechef der Friedensdelegation der FARC-EP in Havanna, Kommandant Andrés París, knapp erklärt, wie es um die Dialoge mit der Regierung steht und einige Aspekte angerissen, die für eine spätere Mitwirkung der Europäischen Union von Bedeutung sind.

Die Fragen stellten für „Tercera Información“ (Spanien) Eliécer Jiménez und José Antonio Gutiérrez. Übers.: G.P.

F: Können Sie für einen mittelmäßig am Konflikt, dem Dialog und dem Frieden in unserem Land interessierten Europäer zusammenfassen, wie dieser Prozess bislang verlief und wie weit man zu einem Friedensabkommen für Kolumbien gekommen ist?
Andrés París: Wenn wir mit anderen Erfahrungen vergleichen, dann ist Havanna gut vorangekommen. Beim ersten Punkt, der Landfrage, haben wir einige strategische Aspekte auf später verschoben und sind nun beim zweiten Punkt der politischen Teilhabe, die wir von unserer „strukturellen politischen Reform“ her angehen, bei der es um mehr Demokratie und Garantien geht, angefangen beim Recht auf Leben. Es gibt einen medialen Druck von Regierungsstrategen um die Guerilla sozusagen mit der „Zeitpeitsche“ zu bestrafen. Aber was da verheimlicht wird, sind die Wahlinteressen der politischen Kräfte des Staates, der Regierung selbst. Die größte Schwierigkeit für eine Vereinbarung liegt nicht in der Geschwindigkeit des Friedensprozesses, sondern in der Konzeption zu glauben, dass man zum Frieden kommen kann ohne etwas im Land zu verändern und anzunehmen, dass eine revolutionäre Guerilla vor einem Verfassungsfetisch aufgebe. Es muss tiefgehende Reformen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geben.

F: Sind Sie zufrieden mit der Unterstützung der Europäischen Union für die Dialoge und worin sie besteht – oder sehen Sie sie eher als halbherzig an?
Andrés París: Nun, Europa und einige seiner Länder haben den Friedensprozess unterstützt, und das ist positiv. Nun muss es darum gehen die FARC von der Liste der Terrororganisationen zu nehmen und aufzuhören der kolumbianischen Regierung Waffen zu verkaufen.

F: Wenn es um eine Verstärkung der Vermittlung geht und um Unterstützung anderer europäischer Regierungen um die Dialoge zu stabilisieren – haben Sie dabei an die Teilnahme von Staaten wie der Schweiz, Irland oder auch Schweden gedacht?
Andrés París: Die Vereinbarung ist offen dafür, dass später andere Länder teilnehmen können, und wir haben vorgeschlagen eine Art „Freundesgruppe des Prozesses“ zu schaffen.

F: Die irische Regierung hat mehrfach gesagt, dass sie mitmachen und ihre Erfahrung bei der Schaffung eines Friedensabkommens beitragen will, das dort den Krieg beendete. Wie sehr interessiert dieser Vorschlag und wie tauglich ist die irische Erfahrung, auf dass Sie ihr positive Aspekte abgewinnen könnten?
Andrés París: Wir haben mit irischen Delegationen gesprochen, die aus beiden Seiten bestanden. Und wir haben darum gebeten, dass sie mit der kolumbianischen Regierung sprechen, damit diese versteht, dass der Frieden Änderungen und Reformen beinhaltet. Das ist normal in allen Friedensprozessen. Die Regierung aber will einen Express- und Gratisfrieden.
Kolumbien und seine Regierenden sind im neunzehnten Jahrhundert, was die Agrarfrage angeht, wobei eine Agrarreform in Irland vor zweihundert Jahren gemacht wurde. Das ist der Unterschied zwischen beiden Prozessen: einer endete erfolgreich in Irland, und der andere in Kolumbien öffnet für unser Land hoffentlich die Türen des zwanzigsten Jahrhunderts. Um es an das einundzwanzigste Jahrhundert anzupassen, gehören wir Revolutionäre in eine neue Regierung, die in der nächsten Wahldebatte aus einem Linksbündnis entsteht.

Originalinterview

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Die Worte von General Mantilla

„Heute erinnern wir an den Kommandanten Jacobo Arenas in seiner 23-jährigen Abwesenheit.“ Mit diesen Worten begann der FARC-EP Kommandierende und Leiter der Friedensdelegation Iván Márquez am 10. August 2013 eine Gesprächsrunde und zugleich eine Antwort auf die Äußerungen des Generals der kolumbianischen Armee, der die Guerilla als geschlagen und demoralisiert bezeichnet.

„Eine Guerilla, die in der Relation in Zahlen und Technologie der größten bekannten Offensive gegen Aufständische in der amerikanischen Geschichte widerstanden hat, kann keine demoralisierte  Guerilla sein, Herr General …“, so die Aufständischen in einer offiziellen Erklärung mit dem Namen „Die Worte von General Mantilla“, die in auf verschiedenen Webportalen der Guerilla veröffentlicht wurde. General Sergio Mantilla ließ in verschiedenen Medien verlautbaren, dass die FARC-EP am Ende sei und der Krieg bald vorüber. Immer wieder in den letzten Jahren ließen Präsidenten oder Offizielle der Armee verkünden, dass die Guerilla geschlagen sei. Die Realität sieht anders aus.

Auch wenn die FARC-EP in den letzten Jahren aufgrund der Aufrüstung der Streitkräfte in einigen Gebieten zurückgedrängt wurde und wichtige Führungspersonen ihr Leben verloren, so hat sie sich in anderen Gebieten und in der politischen Arbeit konsolidiert und verstärkt. Mit der Strategie des Ausbaus der politischen Arbeit in den verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen hat die Guerilla ihren Einfluss in der Bevölkerung ausgebaut. Die Milizen, die Bolivarianische Bewegung (MB) oder die Kommunistische Untergrundpartei (PCCC) als politische Arme der FARC-EP reichen in die verschiedenen Instanzen und politischen Organisationen. Auch wenn es die Regierung oder die Armee nicht anerkennen will, die Guerilla ist weit in der Bevölkerung verankert und das wissen sie auch. Nicht umsonst gibt es einen Friedensprozess zwischen Regierung und Guerilla.

Eher kann man an der Schlagkraft der Aufstandsbekämpfung der Armee zweifeln, die hochgerüstet und unterstützt durch die USA seit Jahrzehnten versucht, die Guerilla zu besiegen. Doch soziale und politische Probleme kann man nicht militärisch lösen. Und solange es soziale und politische Missstände im Land gibt, solange wird auch die Guerilla ihre Existenzberechtigung haben.
Viele Offiziere mit langjährigen Erfahrungen der kolumbianischen Armee gehen ins Ausland, bevorzugt in den Nahen Osten, um dort ihr Geld unter besseren Bedingungen zu verdienen, weil sie in Kolumbien keinen Krümel dafür bekommen, dass sie hier ihr Lebens aufs Spiel setzen.

Wie viele Soldaten und Angehörige protestieren zurzeit gegen die Zustände bei der Armee und die schlechte Bezahlung. Wehrdienstpflichtige und einfache Bauern und Arbeiter, zu Soldaten gemacht, werden für die Interessen der Oligarchie und der transnationalen Konzerne missbraucht. Sie kämpfen nicht für die Befreiung Kolumbiens, sondern sie opfern ihr Leben für einige wenige reiche Menschen. Ihnen gegenüber stehen auf Seiten der Aufständischen auch Bauern und Arbeiter, einfache Menschen, die für ein besseres und gerechtes Kolumbien kämpfen. Es ist für viele Soldaten ein sinnloser Krieg gegen Landsleute. Die Stimmung ist schlecht, wenn man die einfachen Soldaten in den abgelegenen Provinzen fragt. Und seit 50 Jahren hört die Bevölkerung dieselben Lügengeschichten von Präsidenten und Generälen.

Die Presse, als Teil der Oligarchie und Führungsschicht, ist der andere Part dieser unsäglichen Propaganda, denn sie bieten den Raum, um Hetzkampagnen und Diffamierungen in die Bevölkerung zu tragen. Unüberlegt und oftmals aus purem Eigeninteresse werden Falschmeldungen über die Guerilla inszeniert und in die Welt gesetzt. Auf der anderen Seite gibt es für kritische Medienarbeit und Journalismus sowie für die Erklärungen und Darstellungen der Guerilla keinen oder nur eingeschränkten Platz in der Medienlandschaft. Es gibt kein Interesse an einer kritischen Aufarbeitung des Konflikt und der sozialen und politischen Probleme im Land. Doch die Menschen sind nicht dumm und wissen genau, was um sie herum passiert. Und sie wissen auch, ein Volk in Waffen ist nicht besiegbar.

Timoleón Jiménez über die Worte von General Mantilla und Präsident Santos 
Friedensdelegation der FARC-EP an General Mantilla 

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Jacobo Arenas – Unvergessen

Am Morgen des 10. August 1990 starb unser Genosse Jacobo Arenas im Guerillalager von El Pueblito, dass für die nationale und internationale Presse unter dem Namen „Casa Verde“ bekannt war. Dieses auch als Hauptquartier der FARC-EP bezeichnete Camp lag in der ländlichen Gegend der Gemeinde La Uribe, in der Provinz Meta. 26 Jahre kämpfte Jacobo Arenas an der Seite von Manuel Marulanda für die bolivarische Revolution. In seiner Zeit in der FARC-EP war er mit Tausenden von Frauen und Männern in der Guerilla verbunden und seine Ausstrahlung und sein Kampfgeist beeinflusste Menschen weit über die Guerilla hinaus.

Zwanzig Jahre später hat die überwiegende Mehrheit der Mitglieder der ältesten und stärksten bewaffneten revolutionären Organisation im Land und auf dem Kontinent nicht die Gelegenheit seine Person kennenzulernen. Heute sind es Persönlichkeiten wie Manuel Marulanda, Raúl Reyes, Alfonso Cano und Mono Jojoy, die bei der neuen Generation von Kämpfern aufgrund ihres späteren Todes in einem engeren Kontext zur FARC-EP stehen. Aber jeder weiß, dass das Denken und Handeln dieser Revolutionäre durch die  inspirierende politisch-militärische Führung von Jacobo Arenas geprägt wurde. Jacobo Arenas war der Denker und der kommunistischen Kader in der FARC-EP. Er hat die politische Linie der Guerilla maßgeblich getragen.

Jacobo Arenas – Unvergessen!
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Wasser ja, Gold nein!

Historische Abstimmung der Einwohner von Piedras in der Provinz Tolima (Zentralkolumbien) gegen ein Minengroßprojekt.
Deutlich haben die Einwohner der Gemeinde Piedras ihre Ablehnung gegenüber dem transnationalen Konzern AngloGold Ashanti und den Plänen der Ausweitung der Mine in Cajamarca gezeigt. Mit 98% ablehnenden Stimmen bei einem Wahldurchgang stellen sie sich gegen die weitere Ausplünderung der natürlichen Ressourcen, gegen Prostitution, Umweltverschmutzung und Vertreibung, die dieses Projekt mit sich bringt. 3004 Stimmen waren gegen den transnationalen Konzern und nur 24 stimmten für die Konzernpläne ab. Die Abstimmung zeigt, wie wichtig zum einen die Teilhabe der Bevölkerung an Entscheidungsprozessen ist und zum anderen, wie die Politik der energetisch-minerischen Lokomotiven von Präsident Santos zum Aufschwung der Wirtschaft in Kolumbien gesehen werden. Soziale und politische Bewegungen haben genau wie die FARC-EP beständig auf die Probleme in der Region hingewiesen und ein Ende der Minenprojekte der transnationalen Konzerne gefordert. Die Abstimmung und das Ergebnis sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
AngloGold Ashanti ist ein in Südafrika ansässigen multinationales Unternehmen, welches ein großes Interesse im Abbau von Gold in Kolumbien hat. Das Unternehmen kontrolliert mittlerweile 821.087 Hektar des kolumbianischen Territoriums mit 410 Konzessionen für den Bergbau. Eines der größten Projekte befindet sich in  der zentralkolumbianischen Region Tolima. Hier in der Gemeinde Cajamarca sind 60% des Territoriums (30.440 Hektar) in den Händen des Unternehmens um Bergabu zu betreiben und die natürlichen Ressourcen auszubeuten.  Das Bergbauprojekt zielt darauf ab, bis zu 24 Millionen Unzen Gold, plus 100 Tonnen Abraum pro Unze, zu fördern. Schätzungen gehen davon aus, produzieren kann. Um eine Ahnung davon zu haben, wie ökologisch belastet dieses Vorhaben ist, nun ein paar Zahlen: Um 50 Kilo Gold zu fördern, fallen rund 100.000 Tonnen Abraum, also minerischer Abfall, 8 Tonnen Cyanide, 500 Tonnen Kohlendioxid an und werden 70 Millionen Liter Wasser verwendet.
Das Leitbild des Unternehmens sagt, dass es nachhaltige Praktiken und Projekte unterstützt. Ob ein Tagebau wie in Cajamarca angesichts der enormen Umweltbelastungen wirklich so nachhaltig sein kann, darf bezweifelt werden. Auch für den Menschen und die ortsansässige Bevölkerung hat der Bergbau weitreichende Folgen. In dieser Region wird aufgrund der klimatischen Bedingungen ein erheblicher Anteil an Nahrungsmitteln, Gemüse und Obst produziert, welches in der Metropole und Hauptstadt Bogotá verbraucht wird. Nun werden die Flüsse und der Boden der Region durch die im Bergbau eingesetzten Chemikalien und durch den Abraum vergiftet, die Bauern vertrieben und das soziale Gefüge der Region und Bauerngemeinschaften zerstört. Viele Menschen, die das Projekt kritisieren, sich für den Umweltschutz und ihre Belange einsetzen, werden bedroht, verfolgt oder sogar umgebracht. Verantwortlich dafür sind nicht nur paramilitärische Gruppen, sondern auch der Konzern selbst und die örtlichen Behörden.
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Angriffe auf soziale Bewegungen

In der Juliwoche vom 16.07. 2013 bis zum 20.7.2013 haben sich erneute Angriffe gegen soziale und politische Bewegungen in Kolumbien zugetragen. Diese stehen im Zusammenhang zu Gerichtsprozessen, die von sozialen und politischen Bewegungen gegen transnationale Konzerne und ihre Machenschaften angestrengt wurden.
Neben Bedrohungen und Morddrohungen gegen Aktivisten und ihre Familienangehörigen, gab es unter anderem auch Cyberattacken gegen alternative Internetmedien der sozialen Bewegungen sowie einen Einbruch in das von REDHER betriebene Büro. Diese Vorfälle zeugen ein Bild davon, wie schwer und gefährlich es in Kolumbien ist, politische Arbeit zu betreiben und eine kritische Meinung zu äußern.
Viele Organisationen sind voller Sorge über die Drohungen und die im Anschluss an die
Anhörungen zur Förderung von Erdöl durch das transnationale Unternehmen Pacific Rubiales vom 13 Juli 2013 in der Gemeinde Puerto Gaitán im Bundesstaat Meta, stattgefunden Vorfälle. Die Anhörung, und die dort per Audio und Video gesammelten Zeugenaussagen und Beweise, sind Teil des ethisch-politischen Verfahrens gegen transnationale Firmen, das demnächst in Bogotá stattfinden
wird.

Vorfälle:

Dienstag, 16. Juli: “Unser Beileid für den Verlust deiner Frau und deines
Sohnes”
Gerade einmal 2 Tage nachdem die Anhörung in Puerto Gaitan beendet war, drangen
Unbekannte in das Haus von Héctor Sánchez ein, einem der führenden Aktivisten der
Region. Er hatte die Vorbereitungstreffen in den Gemeinden organisiert, mit denen für die
Durchführung der Anhörung gegen Pacific Rubiales geworben wurde. Die Unbekannten
hinterließen ein Schreiben auf dem Esstisch, auf dem mit Buchstaben aus Zeitungspapier
folgende Todesdrohung geschrieben war:
“Ruhe in Frieden. Juan David und Costeña. Wir kennen jeden Schritt den du mit deiner Familie
machst. Es ist gut, dass du Hilfe suchst aber sie wird dir nichts nutzen. Wir wissen auch, dass du
arbeiten gehst. Such dir keinen bescheuerten Tod. Das gleiche gilt für deine Frau und deinen Sohn.
Unser Beileid für den Verlust deiner Frau und deines Sohnes. Hinterlasse keinen vaterlosen Sohn
und keine Witwe und werde auch selbst nicht Witwer.”

Mittwoch, 17. Juli: “Wir gehen in die Offensive gegen die USO”
Eine Person mit dem Namen, Alex Iván Ortiz, die sich als Gewerkschaftsfunktionär der
“Vereinigung der Arbeiter der Elektronikindustrie”, UTEN, eine Gewerkschaft die versucht
die Erdölgewerkschaft USO und ihre Aktivitäten innerhalb der Erdölunternehmen zu
ersetzen, kontaktierte verschiedene Medien in Verteidigung der Aktivitäten der Pacific
Rubiales unter Berufung auf seine guten Beziehungen zum Unternehmen.
Im Gespräch mit dem anerkannten Radiosender “Radio W”, in dem Pacific Rubiales
permanent für sich wirbt, wies er mit Verweis auf nationale und internationale
Öffentlichmachungen gegen das Unternehmen auf folgendes hin: “wir sind müde von
unserem eigenen ruhigen Verhalten, wir gehen in die Offensive gegen die USO”. Eine
Bedrohung, die vor dem Hintergrund der Praktiken des Verschwinden Lassen und
Ermorden von Gewerkschaftsaktivisten der USO und dem derzeitigen Kontext der
Auseinandersetzung gesehen werden muss.

Freitag, 19.Juli: Webseiten einiger einladenden Organisationen außer
Betrieb
Am Freitag, einige Stunden nachdem die Webseite der Nachrichtenagentur Colombia
Informa die Anklagen gegen Pacific Rubiales in Puerto Gaitán veröffentlicht hatte, ist die
WEB-Seite plötzlich ausgefallen, wodurch der Zugang zu der Information verhindert war.
Dasselbe passierte mit anderen Internetseiten, die mit dem gleichen Server betrieben
werden. Eine von ihnen ist die vom Congreso de los Pueblos, ein Netzwerk verschiedener
sozialen Bewegungen und Gewerkschaften, die das Juicio Ético fördern, sowie die
Internetseite des Solidaritätskomitees der politischen Gefangenen, über die ebenfalls
Informationen erhältlich waren.
Auf die gleiche Art und Weise hatte die Internetseite des Comité para los Derechos Humanos
en América Latina, eine kanadische NGO, die auf der Anhörung anwesend war,
unerklärbare technische Probleme. Es wird eine Hackerangriff vermutet, der die
Aktualisierung der Seite seit dem 19.07.2013 verhindert. Die letzte Nachricht, die dort
veröffentlicht war, war die Ankündigung der Beteiligung von CDHAL an der Anhörung.

Samstag, 20. Juli: Einbruch in das Haus der Red de Hermandad y
Solidaridad con Colombia (REDHER)
Am vergangenen 20. Juli wurde in das Haus der REDHER eingebrochen. REDHER ist
eine der Vereinigungen, die zusammen mit der USO die Anhörung in Puerto Gaitan
organisiert.
Am Samstag, den 19.07 am frühen Morgen, drangen Unbekannte ins Haus der REDHER
ein, ohne dabei die Türschlösser aufzubrechen. 4 Computer, 3 Lap-Tops, ein Scanner und
ein Fotoapparat der Organisation wurde gestohlen.
Gestohlen wurden außerdem persönliche Gegenstände von Personen, die gerade dort
leben und arbeiten. Diese Gegenstände sind 2 Aufnahmegeräte, 2 Lap-tops und ein
Fotoapparat von einem argentinischen Delegierten der Frente Dario Santillán und einer
kanadischen Delegierten des Comité por los derechos humanos en America Latina – CDHAL,
die zum Zeitpunkt des Einbruchs im Haus schliefen.
Das gestohlene Material wurde für die Dokumentierung der Anhörung in Puerto Gaitán
verwendet, und enthielt Beweise, die bei der Anhörung präsentiert wurden.

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FARC-EP Homepage auf Englisch

Das erste Mal in ihrer Geschichte veröffentlichen die FARC-EP eine Homepage auf Englisch.

Zur Homepage (Englisch) der Friedensdelegation der FARC-EP

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Schwere Kämpfe und Gefangennahme US-Bürger


Bei Kämpfen an diesem Wochenende sind mehr als 20 Soldaten und eine unbestimmte Anzahl Guerilleros getötet worden. Die folgenschwersten Gefechte ereigneten sich dabei am Sonnabend, dem Nationalfeiertag Kolumbiens, in Fortul, welches in der Region Arauca liegt. Bei den Kämpfen zwischen der 10. Kampffront der FARC-EP und dem 14. Bataillon der 18. Brigade der Armee sind mindestens 17 Soldaten gestorben. Auch wenn zur Zeit die Untersuchungen anhalten und die Informationen noch sehr unzureichend sind, gibt es weitere Verletzte Soldaten und auch Spekulationen über die Gefangennahme weiterer durch die Guerilla. Arauca gilt als eine der Hochburgen der Guerilla, in der es immer wieder zu Zusammenstößen zwischen staatlichen Sicherheitskräften und der Guerillabewegung kommt.
Ebenfalls am Sonnabend kam es zu einem Angriff von Einheiten des militärischen Südblocks der FARC-EP auf die Armee in El Doncello in der Provinz Caquetá. Auch hier dringen staatliche Sicherheitskräfte immer wieder in die von der FARC-EP kontrollierten Gebiete ein, um angeblich die subversiven Kräfte zu vertreiben und die Bevölkerung zu schützen. Doch diese Militäroperationen führen zu Angst, Bedrohungen und Vertreibungen bei der lokalen Bevölkerung, die die Armee sowie die Polizei als Fremde und Besatzung aufgrund ihres Verhaltens ansieht. Bei den Gefechten wurden vier Soldaten getötet und weitere verletzt.
Am Wochenende wurde auch die Gefangennahme eines US-amerikanischen Staatsbürgers durch die FARC-EP bekannt. Laut einem Kommuniqué des Sekretariats des Zentralen Generalstabs der FARC-EP wurde der Soldat Kevin Scott Sutay am 20. Juni dieses Jahres von Einheiten der FARC-EP in der Gemeinde El Retorno in der Provinz San José del Guaviare festgenommen. In dem Kommuniqué heißt es, dass der US-Amerikaner nach seiner eigenen Aussage vom 17. November 2009 bis zum 22. März 2013 Mitglied der US-amerikanischen Streitkräfte war und zwischen 2010 und 2011 in Afghanistan  im Einsatz war. Dort war er als Anti-Sprengstoffexperte eingesetzt und spezialisiert auf Minenräumung. Doch was macht ein US-amerikanischer Staatsbürger und Minenexperte in San José del Guaviare, wenn er aktuell nicht mehr bei der Armee ist, er sich aber in einer Region bewegt, wo es viele Minenfelder, eine große US-Militärbasis und mehrere Armeeeinheiten und Anti-Drogeneinheiten der Polizei gibt?
Es ist kein Geheimnis, dass das US-Militär in Kolumbien Einsätze durchführt. Rund 2000 US-Beamte und Soldaten sind in sieben verschiedenen Basen in Kolumbien tätig und führen unter anderem Einsätze zur Aufstandsbekämpfung durch. In dem Kommuniqué kündigen die FARC-EP die Freilassung des Soldaten an eine humanitäre Kommission unter der Führung der Senatorin Piedad Córdoba an. Immer wieder werden gefangengenommene Mitglieder der staatlichen Sicherheitsorgane an humanitäre Kommissionen freigelassen, während Tausende Guerilleros in den kolumbianischen Gefängnissen keinen Rechtsstatus als Kriegsgefangene besitzen und ein menschenunwürdiges Dasein fristen.

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Wir sind in Havanna um den Konflikt zu beenden

Iván Márquez, Chefunterhändler der FARC-EP in den Friedensgesprächen mit der Regierung in Kuba, erklärt, dass die Guerilla in Havanna ist, um eine Lösung zu finden , die den kolumbianischen Konflikt beendet. Außerdem sagt er, dass die Guerilla nicht einseitig die Waffen niederlegt, die Linke im Land vereint kämpfen müsse und dass er mit einer Beteiligung der Guerilla ELN am Verhandlungstisch einverstanden wäre.
In einem Interview mit dem Radiosender RCN wird Iván Márquez zu verschiedenen Themen gefragt.
„Wir sind in Havanna, um eine Vereinbarung zu suchen, die zur Beendigung des Konflikts in Kolumbien führt „, sagte der Chefunterhändler der Friedensdelegation der FARC-EP in dem Interview.  Außerdem appelliert er an soziale Organisationen und Parteien, sich gemeinsam gegen die Feinde des Friedens zu stellen. Die FARC-EP suchen direkt den Kontakt zu den sozialen und politischen Organisationen und räumen der Guerillabewegung ELN ein, ebenfalls am Verhandlungstisch Platz zu nehmen. Dies hängt jedoch davon ab, was das ELN und die Regierung davon hält.
In Bezug auf eine Niederlegung der Waffen gibt er sich sehr reserviert.  Die FARC-EP analysiert zwar andere Konflikte in der Welt und hat sich unter anderem mit einer Delegation aus Irland getroffen, aber die Erfahrungen aus der Geschichte zeugen von Vorsicht. Der Frieden braucht seine Zeit, sagt er, ein schlecht gemachter Frieden ist schlimmer als der Krieg. Der fünfte Punkt der Verhandlungsagenda, jener der Opfer des Konfliktes, soll dann besprochen werden, wenn der Moment gekommen ist. Ein Punkt, der schon von der FARC-EP öffentlich gemacht wurde, ist die Bildung einer Kommission der historischen Verantwortung, in der die Menschen und die Opfer beteiligt werden sollen.
Während der Verhandlungen beharren die FARC-EP auf eine verfassungsgebende Nationalversammlung als Instrument der Legitimität. Sie soll Ausdruck des Friedensabkommens sein, eines politischen Abkommens mit institutionellen Veränderungen und einer Diskussion mit allen. Ziel der Guerilla ist der Übergang zu einem demokratischen System in der die FARC-EP und alle anderen Menschen und Organisationen teilhaben können. Auch hierzu gibt es noch Gespräche mit der Regierung. Die Anerkennung der Rechtsstellung der Unión Patriótica durch die Regierung ist ein erster Schritt in diese Richtung, auch wenn er sehr spät kommt. Wichtig sind Garantien des Staates für die Sicherheit einer politischen Beteiligung. Hier gibt es bereits Überlegungen an einer möglichen Beteiligung der FARC-EP und einer Verschiebung der bevorstehenden Wahlen.
Am Ende werden Fragen aus der ländlichen Thematik diskutiert. Zur Krise in Catatumbo sagt er, dass es nicht gut ist die Proteste der Bauern durch Infiltration seitens der FARC-EP zu stigmatisieren. Die Schutzzonen für Bauern, für welche unter anderem in Catatumbo gekämpft wird, gehören jedoch legalisiert. Mit diesen Agrar-Schutzzonen sollen keine unabhängigen Republiken abseits des Gesetzes entstehen, sondern Gebiete, in denen die Bevölkerung am kulturellen, politischen, sozialen und wirtschaftlichen Leben mitbestimmen kann. Diese Zonen müssen behutsam und unter der Teilhabe der lokalen Gemeinden entwickelt werden, so der Chefunterhändler der FARC-EP.
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Der Spirit von 1999

Auch in Kolumbien gab und gibt es im Fußball linke Aktivitäten. Ereignisreich waren die letzten beiden Jahrzehnte, tonangebende Fangruppen aus den Kurven, den Barras, positionierten sich offen gegen soziale Missstände, Krieg und Bedrohungen durch Paramilitärs und Staatsmacht. Das Jahr 1999 in der Region Valle del Cauca gilt als exemplarisch, weil kurzzeitig die Einheit vormals rivalisierender Fangruppen zu einer Politisierung vieler Menschen führte. Heute gibt es nicht wenige, die sehnsüchtig auf diese Jahre zurückblicken.
Das Jahr 1999 war eine besondere Zeit für die Provinz Valle del Cauca im Westen Kolumbiens. Die Bevölkerung erlebte die Ankunft des Blockes Calima der Vereinten Paramilitärischen Kräfte Kolumbiens (AUC), eine berüchtigte rechtsextreme und paramilitärische Einheit, in der Region. In Zusammenarbeit mit der Bourgeoisie aus der hier stark vertretenen Zuckerrohrindustrie, der Dritten Division der staatlichen Armee und Hunderten von Paramilitärs, die aus Urabá und Córdoba hierherkamen, begannen die Operationen, Vertreibungen, soziale Säuberungen und Massaker in den Dörfern und Städten.
In den gleichen Jahren erlebte Cali, die Hauptstadt der Region, eine beeindruckende Welle der Jugendrebellion. Es war die Zeit der großen Streiks von Arbeitern bei Emcali, die der Rebellionen in den Stadtteilen und Nachbarschaften und die der Auseinandersetzungen an der Universität Valle in Cali (Univalle). Es entstanden neue Punkte der Begegnung und Sozialisation und es wurden generell politische und soziale Themen aufgegriffen. Aber es war auch die Zeit des Krieges der Farben, ein erbitterter Streit zwischen den Fußballfangruppen.
In jedem Viertel der Stadt Cali waren die Fahnen  mit den zwei verschiedenen Farben des jeweiligen Temas zu sehen. Die Grünen, Bewunderer der englischen Hooligans und italienischen Tifosi,in der Mehrzahl Metallfans, aber auch viele Rapper und Skinheads, vereint in der „Frente Radical“ vom Team Deportivo Cali. Die Roten, Anhänger der Fanbewegung aus dem Süden des lateinamerikanischen Kontinents, Punks und Kampferprobte aus den Kämpfen an der Univalle, organisiert in der nach der spanischen Metallband benannten Organisation „Barón Rojo“, zugehörig zum Verein América Cali. Die Farbe Grün oder Rot stand für territoriale Kontrolle, Loyalität und zur Gemeinschaft des jeweiligen Teams, zu dem sie gehörten. Tote und Verletzte in Hunderten von Schlachten waren die Folge, dazu unzählige Graffiti-Kämpfe um Mauern und Wände.
Und von einem Moment zum anderen kündigte der Calima-Block öffentlich die beiden Fangruppen zu einem militärischen Ziel an. Die „Frente Radical“ und „Barón Rojo“, zwei Massenbewegungen, sollten von den rechtsextremen Schlägern und Mördern  vernichtet werden. Doch diese Rechnung hatten sie ohne diese jungen Menschen gemacht. Und plötzlich wurde aus dem Krieg der Farben ein neues Phänomen, denn nun erkannten die Fans, dass sie, egal welche Farbe und welches T-Shirt sie trugen, selbst Teil einer Unterdrückung und Bedrohung werden konnten. Bisher kannten sie dies maximal aus dem Fußballumfeld oder aus dem Kontext von Erzählungen von den Vertriebenen, die vor dem Terror auf dem Land in die Stadt flüchteten. Trotz der unterschiedlichen Farben erkannten sie nun, dass es einen gemeinsamen Feind gab, der ihnen den Krieg erklärt hatte.
Es kam zu einer Einheit, zu gemeinsamen Blöcken auf der 1. Mai-Demonstration, zu Workshops über Menschenrechte, zur Unterstützung sozialer Kämpfe, die die Stadt überflutet hatten, es erfolgte die antifaschistische Aktionseinheit und schließlich die Suche nach einer eigenen Fußballfankultur als ein Spiegelbild der kolumbianischen Gesellschaft.
Die Jahre und die Meisterschaften vergingen. Die Wege trennten viele der damals Aktiven. Heute sind einige Bürokraten in der Politik, andere haben führende Positionen im Sport übernommen. Viele haben ein scheinbar normales Leben, Jobs, Familie, Kinder oder müssen zusehen, wie sie überleben.  Sie sehen den kolumbianischen Alltag, den bewaffneten und sozialen Konflikt. Aber es gibt auch jene, die den Spirit von 1999 gefolgt sind und die der Einheit des Kampfes gehen. Einige beschreiten die Pfade der Guerilla auf dem Land. Andere sind Wortführer sozialer und politischer Organisationen. Andere übernehmen  Aufgaben der Stadtguerilla. Aber alle eint, dass sie 1999 mit der Überzeugung für eine gemeinsame Sache gekämpft haben und sie im Fußball, der schönsten Sache der Welt, eine Politisierung für ihr zukünftiges Leben erfahren haben. Revolutionär und Fußballfan, ja das geht!
Als ein Fußballfan und Revolutionär galt Esteban Ramírez, Guerillero des westlichen Militärblocks der FARC-EP „Comandante Alfonso Cano“. Mit 31 Jahren starb er im November 2012 in den Bergen Caucas, nicht weit von Cali entfernt. Hier in Valle del Cauca, begann er auf den staubigen Fußballplätzen seine Leidenschaft für den Fußball, die ihn Ende der 1990er Jahre in Cali auf die Tribünen des Stadions führten. Hier war er Bestandteil bei der Entwicklung der neuen Fußballfangeneration.
Doch Esteban wurde nicht nur im Fußballstadion sozialisiert, sondern die rebellische Zeit sorgte für große Auseinandersetzungen mit der Staatsmacht und soziale Kämpfe in den Vierteln von Cali. Auch die Bibliothek der Universität Valle entwickelte sich zum Schlachtfeld für ihn. Schon früh begann er für die Zeitung „Identidad“ des Movimiento Bolivariano zu schreiben. Zu Letzt war er aufgrund seiner Poesie und Schreibfähigkeit sogar für die Hommage des gefallenen Oberkommandierenden Alfonso Cano zuständig. Irgendwann war die konspirative Arbeit im Stadion, in der Universität und auf den Straßen in Cali zu gefährlich geworden und er tauschte das Fußballtrikot gegen ein Camouflage-Hemd der Guerilla ein.
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Gegen die Kriminalisierung der Proteste

In den kolumbianischen Medien wurde in den letzten Tagen viel über die Proteste der Landbevölkerung in Catatumbo/Kolumbien berichtet. Dabei ging es jedoch nicht um ihre Forderungen nach einer Entmilitarisierung, bessere Lebensbedingungen, Mitbestimmung und der Schaffung eines Schutzgebietes für die Landbevölkerung, sondern hauptsächlich um die Kriminalisierung der Proteste und die angeblichen Beziehungen eines der Wortführer zur Guerilla FARC-EP. 

Die Delegitimierung und Kriminalisierung von sozialen Protesten, aber auch Drohungen und Angriffe gegen Linke und Aktivisten, sind alltäglich in der kolumbianischen Politik. Ein wichtiges Argument dabei ist die oftmals vorgebrachte Behauptung, dass die Proteste oder in ihr tätige Personen Beziehungen zur FARC-EP hätten. Häufig erweisen sich diese Anschuldigungen als unhaltbar heraus. Doch selbst wenn es Kontakte zwischen den politischen Wortführern und der Guerilla gäbe, die wir auch nicht verneinen wollen, so spricht dass nur dafür, dass politische und soziale Organisationen einen Austausch pflegen, der in einer politischen und sozialen Auseinandersetzung nur allzu natürlich ist. Warum soll auch nicht Kontakt zur FARC-EP bestehen, die sich seit Jahrzehnten unter anderem für die politischen Rechte der Landbevölkerung einsetzen und in ihr auch ihren Ursprung haben? Deswegen aber Proteste ganzer Regionen ihren politischen Charakter abzusprechen, zeugt von Überheblichkeit und Missachtung.

In einer Erklärung der FARC-EP heißt es Anfang der Woche an den Innenminister: „Um die Repression zu rechtfertigen, sollten Sie nicht die Bauern und ihre Sprecher als Infiltrierte oder Angehörige der FARC beschuldigen. Man muss sie nicht stigmatisieren, sondern man muss nur auf die Leute sehen was sie sind: Bauern, bescheidene Menschen, die vor langer Zeit, lange vor dem Beginn des Prozesses von Havanna, mit gerechter Agenda und eigener Stimme friedlich ihre verletzten Rechte einforderten.“ Und tatsächlich ist es so, dass sich die Bevölkerung von Catatumbo nicht mit oder aufgrund einer Initiative von der FARC-EP erhebt, sondern dies autonom und unabhängig von der Präsenz der Guerilla geschieht. Und tatsächlich ist es aber auch so, dass sich die Guerilla aber aufgrund der Lebensbedingungen solidarisch mit den Protestierenden zeigt und der ein oder andere durchaus ein Mitglied oder Sympathisant der Guerilla oder ihrer nahestehenden Organisationen sein wird.

Link zur Erklärung der FARC-EP (Spanisch)

Doch auch durch Drohungen und Angriffe gegen Wortführer, Linke und andere Aktivisten sollen soziale Proteste beendet und ihre Teilnehmenden eingeschüchtert werden. Kolumbien ist für politisch Engagierte ein gefährliches Land. Für Politiker, Guerilleros, Gewerkschafter, Anführer der Organisationen von Bauern oder Minderheiten, Studenten oder Basisaktivisten, also all jene, die sich kritisch mit der Regierung auseinandersetzen und zu ihr in Opposition stehen, gehören Drohungen und Angriffe zum Alltag. Zum typischen Bild für eine Bedrohungssituation gehört es, wenn zwei Personen auf einem Motorrad neben einem Aktivisten auftauchen, ihn mit Namen ansprechen, eine Waffe auf ihn richten und Morddrohungen sowie Einschüchterungen aussprechen. Häufig bekommen die bedrohten Aktivisten zudem mittels Schlägen eine Lektion erteilt, die beim nächsten Mal für den Fall einer weiteren politischen Betätigung den Tod bedeuten könnte.

Dies ist eine von vielen Szenarien, die täglich in Kolumbien, sowohl auf dem Land, als auch in der Stadt passieren. Die Bedrohungen gibt es nicht nur dort, wo sich Gebiete mit Reichtum von natürlichen Ressourcen befinden, sondern betreffen jede Ecke des Landes. Es ist egal, ob es sich dabei um Bauern handelt, die ihr geraubtes Land wieder haben möchten, um Mitglieder linker Parteien, Künstler, die die kolumbianische Politik kritisieren oder Familienmitglieder von Guerilleros, die seit Jahren in den Bergen kämpfen. Wer für den Frieden ist, der gilt automatisch als Sympathisant der Guerilla. Während in Havanna Friedensgespräche zwischen der FARC-EP und der Regierung stattfinden, der Staat große Geldsummen für den Schutz von ihren wichtigen Personen oder strategisch wichtigen Gebieten ausgibt, werden die einfachen Menschen und Aktivisten mit dem Leben bedroht. Immer wieder, aktuell aus Catatumbo, Cesar oder Caquetá, tauchen Berichte oder Videos von Übergriffen der staatlichen Sicherheitskräfte auf Menschen und Aktivisten auf.

Einige Nichtregierungsorganisationen haben Zahlen veröffentlicht, wonach bereits in den ersten drei Monaten des Jahres 2013 fünfzehn Aktivisten aus bekannten linken Organisationen ermordet wurden, drei mehr als im Vergleichszeitraum des Jahres zuvor. Gegen 20 weitere Aktivisten wurden Drohungen gerichtet. Nicht mitgerechnet sind die Opfer der Guerilla, der unabhängigen Aktivisten innerhalb der Gewerkschaften und jene, die sich aus Angst vor weiteren Bedrohungen nicht öffentlich äußern. Obwohl die Regierung Sicherheitsgarantien beteuerte, hören die Morde und Angriffe nicht auf. Besonders in den Gebieten der ländlichen Großprojekte und im Einflussbereich der transnationalen Konzerne zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcenwerden immer wieder Drohungen und Angriffe durch die extreme Rechte, paramilitärische Gruppen und den staatlichen Sicherheitsorganen bekannt. 

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Die Ausbildungszentren der FARC-EP

Seit dem Bestehen der FARC-EP gibt es Bestrebungen, ihre Kämpfer und Kämpferinnen politisch und militärisch zu schulen. Schon frühzeitig wurden diese Bestrebungen umgesetzt, doch erst seit den 1980er Jahren entstanden im ganzen Land Ausbildungszentren, in denen professionelle Schulungen und Kurse abgehalten wurden.
Auch wenn in Zeiten der Militarisierung des Landes und der zunehmenden Operationen von staatlichen Sicherheitskräften sowie angesichts der technologischen Überlegenheit der Waffensysteme des Staates die Guerilla mehr um ihre Sicherheit fürchten muss, als noch vor 20 Jahren, so spielt die Bildung und Ausbildung von Bevölkerung und Guerilleros weiterhin eine große Rolle. Viele der Schulen und Ausbildungszentren befinden sich nicht mehr in den großen Camps der FARC-EP, sondern werden mehr oder weniger geheim und gut versteckt in den ländlichen Regionen des Landes betrieben, in denen die Guerilla eine große soziale Basis hat und sie unter der Bevölkerung solidarische und gleichgesinnte Leute findet. So gibt es weiterhin Unterricht und Alphabetisierungskampagnen für die Landbevölkerung, aber auch Basis- und Spezialkurse für Guerilleros der FARC-EP.
Dass die Bildung und Ausbildung  im alltäglichen Leben eines Guerilleros groß geschrieben wird, zeigt nicht nur die täglich durchgeführte kulturelle Stunde am Abend eines jeden Tages, sondern die weitreichende Auseinandersetzung mit politischen, sozialen und kulturellen Themen in der Ausbildung. Aktuell werden besonders im Rahmen der Friedensgespräche die Vorschläge von der Friedensdelegation der FARC-EP und der Regierung erörtert, diskutiert und gegeben falls ergänzt. Im Zuge dessen wurde auch die politische Arbeit mit der Bevölkerung erhöht. In mehr oder wenigen offenen und großen Versammlungen werden in den Dörfern die verschiedenen Meinungen und Vorschläge ausgetauscht, sowie die Bevölkerung über den aktuellen Stand informiert. Leider ist es in Kolumbien so, dass die Massenmedien recht einseitig und regierungsnah über die Ereignisse während der Friedensverhandlungen berichten.
Organisationen, die sich mit dem bewaffneten Konflikt in Kolumbien beschäftigen, gehen in der Vergangenheit von mindestens neun großen bekannten Ausbildungszentren in Kolumbien aus. Die meisten Zentren entstanden in den 1980er Jahren, als die Guerilla schnell wuchs und die Ausbildung ein wichtiger Bestandteil innerhalb der Guerilla wurde. Besonders in den historischen Einzugsgebieten der FARC-EP, wie in Zentralkolumbien, im Osten des Landes oder im Magdalena Medio waren diese angesiedelt. Die meisten befanden sich in den Schlüsselregionen von La Macarena (Meta) und in San Vicente del Caguán (Caquetá).  Auch heute noch werden Ausbildungszentren von der FARC-EP am Leben erhalten, denn die Ausbildung und Schulung spielt weiterhin eine wichtige Rolle im Leben der Guerilla.
Die Kurse der Guerilla sind höchst unterschiedlich. Es gibt Kurse für Sprachen, Geschichte und Kultur, also Kurse, die sich mit der Allgemeinbildung beschäftigen. Ein Teil der Guerilleros kommt aus ärmlichen Verhältnissen vom Land, wo die Bildung keine Rolle gespielt und der Staat keine Investitionen in das Bildungssystem unternommen hat. Auf der anderen Seite werden Kurse und Schulungen speziell für das Leben in der Guerilla angeboten. Diese haben meist einen politischen und militärischen Charakter. Es wird taktisches Verhalten gelehrt, der Umgang und die Herstellung von Waffen bzw. Waffensystemen geübt und es gibt Kurse zur Aufklärung. Des Weiteren werden Schulungen zur politischen Ideologie des Sozialismus, zum Bolivarismus, zum Rechtswesen und zur politischen Arbeit mit der Bevölkerung abgehalten.
Hinzu kommen Spezialkurse für Guerrileros, die sich in einem bestimmten Fachgebiet verorten bzw. verorten wollen. Dazu zählen Personen, die in den Sanitätsbrigaden tätig sind und vorrangig auf dem Land unterwegs sind, um die Bevölkerung medizinisch zu versorgen und Präventionsmaßnahmen zu leisten. Auch im kulturellen Bereich gibt es Ausbildungsangebote. Mittels von Liedern oder Theaterstücken können leicht politische Inhalte transportiert und der Kontakt zur Bevölkerung gehalten werden. Alle Kurse und Schulungen haben gemein, dass die Ideen und Schlussfolgerungen der Guerillakonferenzen und des Sekretariats des Zentralen Generalstabs diskutiert werden und politische Themen aus Kolumbien und der ganzen Welt in die Diskussionsrunden miteinbezogen werden. Je nach Themengebiet können die Kurse von einem bis zu acht Monate dauern.
Die Schule „Isaías Pardo“ wurde im Juni 1984 gegründet und befand sich an der Grenze der Region La Macarena (Meta) zur Region Cartagena del Chaira (Caquetá). Diese Schule nutzte man hauptsächlich zur Ausbildung von Führungspersonen und Kommandierenden der militärischen Einheiten im östlichen und südlichen Militärblock. „Isaías Pardo II“ war eine weitere Schule selben Namens, war aber in der Region von San Vicente del Caguán (Caquetá) und wurde während der späten 1990er Jahre erbaut. Sie diente der politischen und militärischen Schulung von Guerilleros. Mehrere Hundert Personen durchliefen die Angebote des Bildungszentrums. Im April 2012 wurde die Schule und Teilnehmende höheren Ranges eines gerade stattfindenden Kurses durch einen Militärangriff getötet.
Ebenfalls im Jahr 1984 wurde das Ausbildungszentrum „Hernando González Acosta“ durch die Oberkommandierenden der Guerilla gegründet. Die Schule befand sich in La Macarena (Meta) an der Grenze zur Region San José del Guaviare. Aufgrund der Lage wurden hauptsächlich Guerilleros aus dem südlichen und östlichen Militärblock geschult. Auch in diesem Ausbildungszentrum, das man für politische und militärische Schulungen nutzte, durchliefen sowohl Kader als auch Guerilleros. Die Schule „Hernán Murillo Toro“ hingegen befand sich in der Region Tolima (Zentralkolumbien), entstand 1997 und hatte mehrere Ausbildungsstätten auf verschiedene Dörfer verteilt. Sie war Bestandteil des zentralen Militärblocks der FARC-EP. In ihr fand ein sechsmonatiger Basiskurs für Guerilleros, aber auch Sport-, Erste Hilfe- und Kartografiekurse statt. Für erfahrene Guerilleros gab es Spezialausbildungen für Kämpfe in den Bergen und im offenen Gelände. Hinzu kamen Kurse zur Spionage, politischen Massenarbeit und Rekrutierung zukünftiger Kämpfer, die ebenfalls sechs Monate dauerten. 2005 wurden einige Ausbildungscamps durch das Militär zerstört. 
Weitere wichtige Schulen befanden sich im Norden Kolumbiens, die unter der Kontrolle des Blocks Magdalena Medio standen. Ein weit verzweigtes Netz von Zentren befand sich unter anderem in den Regionen Antioquia, Bolívar, Norte de Santander und Santander. Viele der Schulen hatten Namen, die sich auf die indigene und kolumbianische Kultur beriefen. So hieß zum Beispiel eine Schule in Antioquia „Cacique Pipatón“, nach einem lokalen Anführer der Indígenas. Auch in den Montes de María oder in Catatumbo, beides historische Widerstandsregionen der Guerilla, errichtete die aufständische Bewegung Ausbildungszentren. Die meisten Schulen dienten politischen und militärischen Basiskursen, die zwischen einem und vier Monaten dauerten. Bekannt war ein Ausbildungszentrum in La Esperanza (Norte de Santander), in welchem Kurse zu Funk- und Radiotechnik angeboten wurden.
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Treffen zwischen ELN und FARC-EP

Auf verschiedenen Internetseiten der FARC-EP wurde ein Kommuniqué veröffentlicht, in der die FARC-EP von einem Treffen zwischen den beiden aufständischen Organisationen berichtet. Das Gipfeltreffen, welches vor kurzem an einem unbekannten Ort in Kolumbien stattfand, diente dem Zweck der weiteren Einheit der Guerilla. Unterzeichnet wurde das Treffen von beiden Oberkommandierenden der revolutionären Organisationen.

Bereits in der Vergangenheit gab es in bestimmten Regionen des Landes zwischen den politisch-militärischen Einheiten treffen. Diese fanden unter anderem in Magdalena Medio oder in Catatumbo (Norte de Santander) statt. Vorrangig ging es um gemeinsame Absprachen zu politischen oder militärischen Initiativen und um die Beendigung von Feindseligkeiten. Die Stärkung der gemeinsamen revolutionären Front ist ganz im Sinne der Forderung der FARC-EP, Friedensgespräche mit allen aufständischen Bewegungen und der gesamten Bevölkerung zu führen.

Kommuniqué

Die höchsten Kommandierenden der Nationalen Befreiungsarmee ELN und den Revolutionären Streitkräften Kolumbiens – Volksarmee FARC EP benachrichtigen die Mitglieder der beiden Organisationen, ihre organisierten Massen, ihre Sympathisanten, das kolumbianische Volk und die nationale und internationale Öffentlichkeit, dass irgendwo im Land ein Gipfeltreffen inmitten einer brüderlichen Atmosphäre der Einheit und Kameradschaft stattgefunden hat, mit dem Ziel der Stärkung des Prozesses einer einheitlichen revolutionären Guerillabewegung in unserem Land.

Neben dem aufarbeiten, reflektieren und schließlich dem überwinden verschiedener Zwischenfälle, die in der Vergangenheit zu Widersprüchen, Distanzierungen und Zusammenstößen zwischen den beiden Kräften geführt haben, sprachen wir bei dem Treffen verschiedene Angelegenheiten von strategischer Bedeutung für die Zukunft der Nation an.

Dazu gehören die Bedeutung der Anstrengungen für die Einheit aller politischen und sozialen Kräfte in der Durchführung von tiefgreifenden Veränderungen in Gesellschaft, ihrer Wirtschaft, Politik und kolumbianischen Institutionen, die Wichtigkeit die der Frieden mit Würde und sozialer Gerechtigkeit für die Zukunft der Nation und den Kontinent hat, sowie die ausdrückliche und aufrichtige Anerkennung jeder Lösung für den internen Konflikt in unserem Land durch die Wege des Dialogs, mit der unausweichlichen Notwendigkeit, die Gespräche mit den gesamten kolumbianischen Aufständischen voranzubringen.

In unserem Amerika wehen heute leistungsstarke Winde in Richtung Demokratie, der Souveränität, der sozialen Gerechtigkeit, des Rechts auf gutes Leben und der Integration unserer Völker. Die Kolumbianer können aus diesem historischen Prozess bis zur endgültigen Unabhängigkeit nicht fern bleiben.

ELN und FARC-EP sind engagiert und vereint in demselben Ziel, eine demokratische, umfassende, souveräne und friedliche Gesellschaft für alle Kolumbianer zu schaffen und laden unser ganzes Land ein, zusammen zu arbeiten und sich für diese Richtung einzusetzen.

Berge von Kolumbien, Juni 2013

Nicolás Rodríguez Bautista (Oberkommandierender ELN) Timoleón Jiménez (Oberkommandierender der FARC-EP)

Kommuniqué im Original auf der Seite der FARC-EP
Video zum Kommuniqué

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