Die schleppende Umsetzung des im Friedenabkommen Vereinbarten und das fehlende Vertrauen von Guerilleras und Guerilleros in die offiziellen Stellen, auch in die FARC, sorgt dafür, dass es ehemalige Kommandanten wie Fabián Ramírez gibt, die parallele Strukturen aufbauen. Fabián Ramírez war der ehemalige Kommandant des militärischen Südblocks der FARC.
Dabei sabotieren diese Personen nicht den eigentlichen Wiedereingliederungsprozess, wie im Abkommen vereinbart, sondern durch ihre Kenntnis der verschiedenen Regionen und ehemaligen Guerillastrukturen, haben Kommandanten wie Fabián Ramírez eine gewisse Beliebtheit und pragmatische Sichtweise auf den Prozess.
So trafen sich in der letzten Woche mehr als einhundert ehemalige Guerilleras und Guerilleros aus den südlichen Strukturen wie den Provinzen Huila und Caquetá in der Nähe von Pitalito, im südlichen Huila, um über zwei Wiedereingliederungsprojekte hier in Pitalito und in Puerto Rico, Caquetá, zu reden.
Die Idee von Fabián Ramírez ist, dass sie auf großen Farmen mit jeweils etwa 100 Häusern leben und arbeiten werden. Um dies zu erreichen, sagte er der FARC-Gemeinschaft, die sich bisher aus dem Prozess zurückgezogen hätten, dass sie sich in Botschaften und anderen internationalen Organisationen stark dafür einsetzen müssten, um das notwendige Geld zu bekommen und daher nicht von der Regierung oder den nationalen Richtlinien der FARC abhängig zu sein.
Er berichtete über ein Treffen zwischen ihm und anderen ehemaligen FARC-Anführern mit Delegierten der UN-Mission in Neiva. In diesem Treffen berichtete Ramírez seine Idee, diese neuen Wiedereingliederungszonen zu schaffen, die eine parallele Wiedereingliederung sein würde, von der er glaubt, so dass ehemalige Kämpfer*innen, die vom Friedensprozess nicht begeistert sind, auf ihn setzen werden.
Alle Teilnehmenden kamen dabei unweigerlich auf die Probleme der Umsetzungen zu sprechen. Einige der im Friedensabkommen vereinbarten Wiedereingliederungs- und Ausbildungszonen für die ehemaligen FARC-Kämpfer*innen waren territorial transnationalen Konzernen untergeben. In La Carmelita in Putumayo zum Beispiel, konnten eigentlich keine Agrarprojekte durchgeführt werden, weil das Land durch den Bergbau verseucht ist. Vieles war nicht mit den Personen vor Ort koordiniert.
Die neuen Wiedereingliederungspunkte aber kennt man nun genau, hier könne man die Voraussetzungen besser nutzen. Zudem spiele die Provinz Huila eine Schlüsselrolle, denn hier befinden sich derzeit 400 ihrer eigenen Mitglieder verstreut, ehemalige Milizionäre mit einberechnet, die einen alternativen Weg der Wiedereingliederung gehen würden und derzeit außen vorgelassen sind.
Dafür sind jedoch vor allem finanzielle Aufgaben zu lösen. Hier und da gebe es bereits Zuspruch, doch das Finanzieren von großen Höfen und ihren produktiven Projekten wird nicht preiswert sein. Dies kann man aktuell an den bereits bestehenden Wiedereingliederungszonen sehen und der Schwierigkeit, dort Projekte zum Beispiel in der Landwirtschaft zu stemmen. Nicht umsonst haben viele dieser Wiedereingliederung den Rücken gekehrt und fühlen sich von den Verantwortlichen, auch der FARC-Direktive, nicht ernst genommen.
Schon vor Wochen sagte Fabián Ramírez, der wie andere Kommandanten in der FARC einen kritischen Blick hat, dass es ihm gelungen sei, eine beträchtliche Anzahl von ehemaligen Kämpfer*innen zu vereinen, Personen, die seit Jahren in der FARC sind, die sich nicht nur von der Regierung, sondern auch von der nationalen Direktive der FARC im Stich gelassen fühlen, weil sie sich in ihr nicht vertreten fühlen.
In den vergangenen Monaten gab es eine große Diskrepanz zwischen FARC-Direktive und ehemaligen Guerilleras und Guerilleros. Dazu zählt das Abtauchen einiger Kommandanten im südlichen Kolumbien wegen Unzufriedenheit und Sicherheitsproblemen, aber auch das Entfernen von immer mehr ehemaligen Kämpfer*innen aus dem kollektiven Prozess der Wiedereingliederung wegen einer fehlenden Perspektive und fehlendem Vertrauen in das Friedensabkommen.