Anfang Juli kam es in Toribío, in der kolumbianischen Provinz Cauca, zu einem Angriff von rund 400 Gueriller@s der FARC-EP auf Polizei- und Militäreinheitenin diesem Ort. Seit mehreren Wochen finden militärische Offensiven der Regierungsarmee gegen die Guerilla statt. In dem Medien wird die Offensive angeheizt und propagandistisch ausgeschlachtet. Im Folgenden soll ein Dokument der FARC-EP bezüglich der Kämpfe um Toribío veröffentlicht werden.
Im Zuge der Kämpfe um den Ort Toribía, bei dem es Verluste in der Bevölkerung gab, wurde vom westlichen Kommando der FARC-EP eine Erklärung veröffentlicht, die hier nun ebenfalls präsentiert werden soll. Natürlich kann mit dieser Erklärung nicht der bewaffnete Konflikt erklärt werden, weder soll der Artikel den bewaffneten Konflikt und die Kämpfe entschuldigen. Der Artikel und das Dokument der FARC-EP dienen ausschließlich dokumentarischen Zwecken.
Veröffentlicht vom Comando Conjunto Central (FARC-EP) am 16. Juli 2011
An die Bevölkerung des Ortes Toribío
Am 9. Juli führten Einheiten der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo (FARC-EP) einen Angriff auf die Polizeistation und ein Kommando einer Spezialeinheit der Armee durch, die in Häusern eines Wohngebietes der Gemeinde Toribio stationiert waren. Viele der vom Angriff betroffenen Häuser, wurden zum Zeitpunkt des Angriffs von Angehörigen der Polizei und der Armee angemietet oder von ihren Besitzer an ihnen überlassen.
Wir bedauern den Tod und die Verwundung von Zivilisten sowie andere Schäden, die durch die Kämpfe verursacht wurden. Wir betrachten den Staat als allein Verantwortlichen für den Schaden, weil dieser militärisches Personal und Infrastruktur in mitten der Zivilbevölkerung unterhält. Gleichzeitig appellieren wir an die Medien objektiv und unparteiisch sein, denn in den übermittelten Informationen wurden zu keiner Zeit die Dutzenden von Verlusten sowie die Schäden an der militärischen Infrastruktur erwähnt, die durch Polizei und Armee verursacht wurden.
Es befinden sich militärischen Einheiten mitten in der Bevölkerung, um angeblich „die Zivilbevölkerung zu schützen“, aber was sie in der Realität wollen ist, dass durch die Präsenz in der Bevölkerung die Aufständischen auf Angriffe verzichten. Im Zusammenhang mit der Intensivierung des Krieges, der als charakteristisch für Kolumbien gilt, verletzt die Regierung damit die Regeln des humanitären Völkerrechts, welche von der Regierung unterzeichnet wurden und zu welcher das Büro der Vereinten Nationen in Kolumbien noch keine Stellung bezogen hat.
So bestimmt das Erste Zusatzprotokoll der Genfer Konventionen von 1977, Artikel 58 – Vorsichtsmaßnahmen gegen die Wirkungen von Angriffen:
„Soweit dies praktisch irgend möglich ist, werden die am Konflikt beteiligten Parteien aufgefordert:
a) sich unbeschadet des Artikels 49 des IV. Abkommens bemühen, die Zivilbevölkerung, einzelne Zivilpersonen und zivile Objekte, die ihrer Herrschaft unterstehen, aus der Umgebung militärischer Ziele zu entfernen;
b) es vermeiden, innerhalb oder in der Nähe dicht bevölkerter Gebiete militärische Ziele anzulegen;
c) weitere notwendige Vorsichtsmaßnahmen treffen, um die Zivilbevölkerung, einzelne Zivilpersonen und zivile Objekte, die ihrer Herrschaft unterstehen, vor den mit Kriegshandlungen verbundenen Gefahren zu schützen.“
Es ist auch üblich, dass Einheiten der Armee und Polizei ihre Macht ausnutzen und mittels ihrer Waffen oder Waffengebrauch die Bevölkerung einschüchtern sowie die Mobilität einschränken und sie als Guerilleros oder Unterstützer der Guerilla bezeichnen. Dadurch werden auch die fundamentalen (zivilen und politischen) Grundrechte der Menschen verletzt. In anderen Fällen sind sie zur Zielscheibe von Schüssen, Maschinengewehrfeuer und wahllosen Bombardierungen geworden oder dem Töten von Dorfbewohnern wie es sich in der Gemeinde Toribío vergangenen Juni ereignet hat, als die Polizei den jungen Wilmer Ovidio Yatacué Yonda im Ortsteil Sesteadero getötet hat. Auf diese Art und Weise verstoßen sie gegen den Artikel 93 der kolumbianischen Verfassung.
„Die durch den Kongress ratifizierten Verträge und Konventionen erkennen die Menschenrechte an und verbieten die Einschränkung im Fall eines Ausnahmezustandes.
Die in dieser Charta verankerten Rechte und Pflichten stimmen mit den von Kolumbien ratifizierten internationalen Verträgen über Menschenrechte überein.“
Angesichts des oben genannten und um weitere Schäden an der Zivilbevölkerung zu vermeiden ist notwendig, den Bau von Anlagen der Polizei im Stadtgebiet zu verhindern und in keinster Weise sollen die Bewohner von Toribío ihre Häuser der Polizei und Armee bereitstellen oder vermieten und darauf bestehen, dass ihre Kommandos und Einheiten die besiedelten Gebiete verlassen.
So wie der Staat allein für den Schaden an den Zivilisten verantwortlich ist, so ist die Regierung selbst dazu verpflichtet die Schäden, die den Bürgern wegen der Kriegshandlungen verursacht werden und die von Tag zu Tag an Intensität zu nehmen, zu reparieren.
Der soziale und bewaffnete Konflikt, der seit Jahrzehnten in unserem Land tief verankert ist, hat seine Ursachen in den sozialen Ungleichheiten und wird nicht mit mehr Bomben und Kugeln gelöst werden. Nur durch den Dialog zwischen Regierung und Aufständischen aus welchen sich Vereinbarungen für eine stärkere soziale Investitionen und wirtschaftliche, politische, soziale, kulturelle und ökologische Garantien für alle Kolumbianer ergeben, können wir den internen Krieg überwinden.
Wir rufen die Menschen, die sozialen Organisationen und Bewegungen und politischen Parteien auf, die faschistische und kapitalistische Regierung von Santos aufzufordern nach einer politischen Lösung des sozialen und bewaffneten Konflikts in unserem Land zu suchen.