Nachdem die ELN bereits landesweit in ihren territorial beherrschten Gebieten einen bewaffneten Streik ausgerufen hat und medial Beachtung fand, sorgte nun auch die Front Carolina Ramírez des Zentralen Generalstabs der FARC-EP unter dem Oberkommando von Iván Mordisco für einen bewaffneten Streik. Durch eine über WhatsApp verbreitete Audionachricht jener Front, die im Disput mit dem Generalstab der Blöcke und Fronten unter dem Oberkommando von Calarcá Córdoba steht, wurde nun offenbar das Ende des bis Jahresende geltenden bewaffneten Streiks bekannt gegeben, der seit dem 9. Dezember angeordnet worden war. Ein bewaffneter Streik wird genutzt, um das öffentliche Leben zum Erliegen zu bringen. Es werden Geschäfte geschlossen, der öffentliche Nahverkehr eingeschränkt und somit das öffentliche Leben wie in einer Ausgangssperre stillgelegt. Damit wird nicht nur Macht in einer Region demonstriert, sondern ein bewaffneter Streik wird auch vollzogen, um militärisch Profit zu schlagen. So können Truppenbewegungen des Feindes besser kontrolliert oder unterbunden werden bzw. eigene Bewegungen durchgeführt werden.
Durch die Beendigung des Streiks wird erwartet, dass in den Provinzen Caquetá und Putumayo, die im Süden Kolumbiens liegen und stark von Dschungel und Flüssen geprägt sind, wieder Normalität einkehrt. Insbesondere auf den Flüssen der Provinzen hofft man nun, dass der Verkehr wieder aufgenommen wird. Das aktuelle Problem wird jedoch der niedrige Wasserstand der Nebenflüsse sein, die aufgrund der starken Trockenperiode sehr wenig Wasser führen, sodass Boote kaum navigieren können. Größere Schiffe müssen weiterhin im Hafen bleiben und auf das Einsetzen der Regenfälle warten. Seit dem 9. Dezember war die Navigation auf strategisch wichtigen Flüssen wie dem Orteguaza, dem Caguán und dem Caquetá sowie auf mehreren Nebenflüssen des Putumayo ausgesetzt worden. Laut der verbreiteten Nachricht wurde die Entscheidung zur Aufhebung der Maßnahme mit dem Argument getroffen, die Gemeinden nicht weiter negativ zu belasten, insbesondere in dieser wichtigen Zeit für Handel und Versorgung.
Mit dem Auseinanderbrechen der FARC-EP in den Block Jorge Suárez Briceño, die sich unter Calarcá in einem Friedensprozess mit der Regierung Petro befinden, und dem Amazonas-Block Manuel Marulanda Vélez, wozu die Front Carolina Ramírez gehört, ist ein offener Konflikt in Caquetá und Putumayo um die territoriale Herrschaft ausgebrochen. Hinzu kommen Akteure wie das Zweite Marquetalia unter dem Oberkommando von Iván Márquez und auch die Guerillakoordination mit den Bolivarischen Grenzkommandos. Die Grenzkommandos befinden sich mit weiteren aufständischen Gruppen ebenso in einem Friedensprozess mit der Regierung. Auch hier erfolgte ein Auseinanderbrechen vom ursprünglich alliierten Zweiten Marquetalia aufgrund der Friedensgespräche. Caquetá und Putumayo sind geografisch schwer durch den Staat zu kontrollieren, zudem sind es große Anbaugebiete von Koka. Die geostrategisch wichtige Lage im Süden zu Brasilien, Ecuador und zum Pazifik macht sie für die Akteure bedeutsam.
