Konflikt zwischen Guerillastrukturen fordert Tote

Ein neues Massaker im Norden der Provinz Cauca verdeutlicht den Konflikt einer Abspaltung der FARC-EP innerhalb der Guerilla. Wir berichteten bereits mehrmals über den Konflikt der 57. Front Yair Bermúdez mit dem Westblock der FARC-EP Kommandant Jacobo Arenas. Besonders die Front Dagoberto Ramos des Westblocks, unter dem Oberkommando von Iván Mordisco, ist in den Fokus der Auseinandersetzungen geraten. So hat sich die 57. Front vom Norden aus der Provinz Valle del Cauca, wo von Seiten des Westblocks die Front Jaime Martínez operiert, nach Süden in die Provinz Cauca verlegt, wo sie auf die Front Dagoberto Ramos trifft.

Der Kommandant der 57. Front Yair Bermúdez ist Luis Carlos Pinilla, alias Óscar Barreto. Er ist seit mehr als 15 Jahre in der aufständischen Bewegung aktiv. Er begann zuerst im Norden des Cauca seine politisch-militärische Laufbahn in den Reihen der ELN, schloss sich aber später den Strukturen der FARC-EP an. Mit der Reorganisation der FARC-EP nach dem für sie gescheiterten Friedensabkommen war er 2019 Mitinitiator und Kommandant der Kompanie Adán Izquierdo, die vor allem in Valle del Cauca in den Gemeinden Tuluá, Sevilla und Buga aktiv war. Im Jahr 2021 übernahm er die Führung der Struktur Urías Rondón des Zentralen Generalstabs der FARC-EP in der Provinz Nariño, an der Grenze zu Ecuador.

Zum Konflikt mit der FARC-EP und dem Zentralen Generalstab unter Gentil Duarte und Iván Mordisco kam es schließlich um das Jahr 2023, als er versuchte ein nicht autorisiertes Bündnis mit den Strukturen der anderen FARC-EP des Zweiten Marquetalia unter dem Oberkommando von Iván Márquez zu etablieren. Er brach mit seinen Befehlshabern, kehrte nach einer Verletzung nach Valle del Cauca zurück und gründete die 57. Front Yair Bermúdez. Dabei halfen ihm teilweise seine alten Gefolgsleute der Kompanie Adán Izquierdo. Er versuchte, die territoriale Kontrolle in den Gemeinden Sevilla, Bugalagrande, Tuluá, Buga und Guacarí zu festigen. In der letzten Zeit dehnte er sich jedoch nach Süden in die Provinz Cauca aus.

Nun wurde am Montag, den 3. November, ein weiterer Akt in der gewaltsamen Auseinandersetzung geschrieben. Eine Gruppe von Menschen, die den Tag der Toten feierten, sind in einer Bar im Zentrum der Gemeinde Corinto unter Beschuss geraten. Der Vorfall forderte vier Todesopfer und mehrere Verletzte. Alle Toten waren lokale Bewohner der Gegend und laut Zeugenaussagen, die vor Ort waren, betrat eine Gruppe schwer bewaffneter Männer das Lokal und eröffnete für mehrere Minuten wahllos das Feuer auf die Gäste, was unter den Anwesenden Panik auslöste. Laut lokalen Quellen soll eines der Opfer Bekannte innerhalb er Front Dagoberto Ramos haben. Dies könnte einer der Gründe für das Massaker sein.

Laut Informationen gab es bereits mehrere Hinweise, dass Mitglieder der 57. Front mögliche Gewalttaten in Corinto verüben könnten. Es gab eine Warnung von einem möglichen Massaker, das auf öffentliche Einrichtungen ausgerichtet war, die von Personen frequentiert wurden, die mit der Front Dagoberto Ramos in Verbindung standen. Schon seit längerem gibt es Warnungen und bereits erfolgte Auseinandersetzungen, zwischen den beiden verfeindeten Guerillastrukturen, der Front Dagoberto Ramos und der 57. Front Yair Bermúdez. Oftmals sind die Leidtragenden die Zivilbevölkerung, so auch in diesem Fall. Es zeigt aber auch, wie unsichtig die Strukturen um territoriale Macht kämpfen.

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