Widerstand gegen Soldaten

Am vergangenen Wochenende kam es in Kolumbien zu zwei großen Widerstandsaktionen der Bevölkerung gegen die staatlichen Sicherheitskräfte. Sowohl in der Gemeinde La Plata, Provinz Huila, als auch in der Gemeinde La Macarena, Provinz Meta, organisierte sich die lokale Bevölkerung gegen Einsätze der Armee. Dabei wurde in Huila gegen eine Militäroperation protestiert und dutzende Soldaten festgehalten. In der Provinz Meta wurde aktiv die Verhaftung eines Guerillakommandanten verhindert. Dies zeigt, dass sich die Bevölkerung gegen die Militarisierung wehrt und selbstverständlich mit der Guerilla als lokaler Akteur fest verbunden ist. Die Guerilla übernimmt in den ländlichen gebieten häufig die Funktionen eines Staates und organisiert das soziale, politische und ökonomische Zusammenleben. Besonders in der Region La Macarena ist die Guerilla seit Jahrzehnten präsent und Teil des zivilgesellschaftlichen Zusammenlebens.

Kein Wunder also, dass die Gegenwehr gegen anerkannte Personen aus der Guerilla groß ist, wenn eine Verhaftung droht. So auch in der Ortschaft La Samaria im ländlichen Gebiet von La Macarena, als Truppen der Task Force Omega gemeinsam mit Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft eintrafen, um die Festnahme von Oliver Lozano Serna, bekannt unter alias Chimbo de Oro, durchzuführen. Dutzende Dorfbewohner griffen aktiv ein, um die Verhaftung zu verhindern. Innerhalb weniger Minuten kam es zu einem Gerangel zwischen uniformierten Kräften und Zivilisten: Die einen versuchten, den Festgenommenen in einen Hubschrauber zu bringen, während die anderen versuchten, ihn zu befreien. Nach über 15 Minuten angespannter Auseinandersetzung gelang es den Dorfbewohnern schließlich, den Guerillakommandanten zu befreien. Unter lautstarken Beschimpfungen gegenüber den Soldaten tauchte Lozano in der Menschenmenge unter und entkam.

Alias Chimbo de Oro ist einer der logistischen und politischen Kommandanten der Struktur Éver Castro des Blocks Jorge Suárez Briceño unter dem Oberkommando von alias Calarcá. Diese sind in der Region präsent und auch in Friedensverhandlungen mi der Regierung. Die Front Éver Castro ist nach einem Arzt der Guerilla benannt, der sehr anerkannt war und zu dem die lokalen Sanitäter gingen, wenn sie mit einem Fall nicht mehr weiterwussten. Er hatte die Medizin in den Reihen der Guerilla erlernt und bewegte sich zwischen verschiedenen mobilen Kolonnen des ehemaligen Ostblocks der FARC-EP. Er demobilisierte ab 2016 im Rahmen des Friedensabkommens. Chimbo de Oro als Kommandant war bereits in der 40. Front, in der 7. Front und nun in der Front Éver Castro aktiv. Mit den Bauernverbänden und der lokalen Bevölkerung ist er fest verankert, weil er aus der Region kommt und die Probleme der Menschen kennt.

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