Es ist selten, dass in den großen nationalen Medien Berichte von Augenzeugen abgedruckt werden, die sich in gewisser Hinsicht positiv über das Auftreten der Guerilla äußern. Denn die kolumbianischen Massenmedien berichten häufig eigentlich nur die Version des Staates und seiner Sicherheitskräfte. So werden unreflektiert die Versionen von „Drogenterroristen“ und „Kriminellen“ übernommen, um der aufständischen Bewegung jegliches politische Auftreten abzusprechen. Umso erstaunlicher, dass in der größten Tageszeitung Kolumbiens „El Tiempo“ Anfang Dezember ein Artikel erschien, der sich mit der Festnahme sowie Freilassung von zwei Händlern befasst, die kurzzeitig verschwunden waren.
So waren die beiden Händler Edwin Alejandro Carvajal (24 Jahre) und Hernando Obando Tavera (34 Jahre) auf einer Geschäftsreise in einem Auto von Cali nach Florencia (Caquetá) unterwegs, als sie von Freunden als vermisst gemeldet wurden. Sie waren in die Provinz Valle del Cauca gefahren, um dort Waren zu kaufen. Bei ihrer Reise durch die Provinz Cauca, verloren Verwandte schließlich den Kontakt und meldeten sie bei den Behörden als vermisst, die mit der Suche begannen. Laut ihren Meldungen kamen sie in eine Kontrolle der FARC-EP, die sie verhörten und zu ihrer Reise befragten. Nach einigen Tagen wurden sie schließlich freigelassen, als sich ihre Darlegungen als richtig erwiesen.
In verschiedenen Regionen Kolumbiens ist dieses Ereignis keine Seltenheit, jedoch ihre in diesem Fall außergewöhnliche mediale Darstellung. So gibt es aufgrund der territorialen Kontrolle der FARC-EP in einigen ländlichen Regionen regelmäßige Checkpoints und Kontrollen der Landstraßen. Dabei werden ortsfremde Personen verhört und nach ihrem hiesigen Aufenthaltsgrund befragt. Zum einen dient dies der Kontrolle vor vermeintlichen Spionen und Agenten der staatlichen Sicherheitskräfte, zum anderen generell der Ausübung territorialer Autorität als Schutzmacht und der politischen Außendarstellung, indem über Auftreten und Ziele der aufständischen Bewegung informiert wird.
„Gott sei Dank sind wir in die Hände der FARC-EP geraten, einer äußerst respektvollen Organisation bezüglich der Menschenrechte, einer Organisation, die uns nicht demütigte und uns nicht misshandelt hat“ erzählte einer der Kaufleute, Edwin Alejandro Carvajal, der Zeitung. Weiter sagte er, dass aufgrund ihrer strengen Sicherheitsprotokolle Maßnahmen ergriffen wurden, die nicht gewaltvoll waren, aber die auch zur Aufklärung ihrer Situation führten. So habe der Sicherheitsapparat der FARC-EP Maßnahmen ergriffen, um sie als Personen und ihre Version als Händler bei der Durchreise zu überprüfen. Dabei stellten er klar, dass die FARC-EP viele Informationszuträger besitzen.
Diese Informationszuträger sind in den meisten Fällen Milizionäre, die logistische und politische Arbeit für die FARC-EP leisten. So kann sich die aufständische Organisation auf ein großes Netz an Milizionären im ganzen Land verlassen, die unauffällig ein normales Leben führen. Wir finden es beachtlich, dass ein Artikel eine Festnahme von Händlern und deren, wenn auch kurzzeitiger, Freiheitsentzug in der Öffentlichkeit so positiv dargestellt wird und finden den Fall deswegen so prädestiniert, ihn auch hier auf dem Portal zu veröffentlichen. Schließlich argumentieren wir seit 10 Jahren für die politische Komponente der aufständischen Organisation FARC-EP.