Nach dem der aktuelle Präsident Iván Duque nach einem Jahr und etwas mehr als drei Monaten im Amt ist, erlebt er die größte Mobilisierung seit vielen Jahren in Kolumbien und erfährt damit seine bisher größte politische Krise. Grund der im ganzen Land getätigten Demonstrationen, Streiks und anderen Aktionen sind die Sozialreformen der Regierung sowie die aktuelle politische und soziale Situation im Land wie die mangelnde Umsetzung des Friedensabkommens mit der FARC.
In vielen Wochen wuchs eine Mobilisierungswelle im ganzen Land heran, die ihren Ursprung in den Zentren der Arbeiterschaft und bei den Studenten haben. Nach und nach schlossen sich viele soziale und politische Bewegungen an. Die letzten großen Mobilisierungen gab es im Jahr 2016 im Rahmen des Friedensabkommens und davor sicherlich die sogenannten Märsche gegen die FARC im Jahr 2008. Dabei waren nicht nur die großen Städte involviert, sondern auch mittlere und kleinere Städte im ganzen Land.
Große Demonstrationen gab es in Bogotá, Cali, Medellín, Valledupar, Cartagena, Sincelejo, Neiva, Barranquilla, Popayán, Pasto, Villavicencio oder Manizales. Die meisten Demonstrationen bleiben im Laufe des gestrigen Tages friedlich, obwohl in vielen Städten eine besorgniserregende Militarisierung stattfand. Neben der Polizei und der Aufstandsbekämpfungseinheit Esmad waren auch Soldaten der Armee im Einsatz. Im Vorfeld versuchte man, die Protestbewegung zu kriminalisieren.
Zum Nachmittag und Abend hin änderte sich in einigen Städten die Lage. Gewalttätige Zusammenstöße wurden schließlich aus Bogotá und Cali gemeldet. In Cali spitzte sich die Lage im Süden der Stadt zu und in Bogotá kam es zu Straßenkämpfen im Bereich der Avenida El Dorado und auf dem zentralen Platz Plaza de Bolívar. Die Polizei versuchte Demonstranten festzunehmen und die Märsche aufzuhalten. Daraufhin wurden Barrikaden errichtet und die Polizei angegriffen, was diese mit Tränengas und Gummigeschossen beantwortete.
Auch in Cartagena, Popayán, Manizales, Pasto und Medellín kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen, bei der vor allem die Einheit Esmad durch Brutalität auffiel. Menschenrechtsorganisationen sprechen hier von zahlreichen Übergriffen und Festnahmen. Es bleibt abzuwarten, wie sich nun die Regierung, aber auch die politische Mobilisierung zu diesem Streiktag selbst verhalten werden.