Wir haben es ja schon durchklingen lassen. Nach der Niederlage der FARC bei den letzten Wahlen im vergangenen Jahr sollen nun zu den Kommunal- und Provinzwahlen die Strategien etwas anders aussehen. Die Alternative Revolutionäre Kraft des Volkes will sich vor allem auf dem Land und in den Gebieten des Konfliktes, und auch dort wo ihre soziale Basis ist, breit aufstellen und mit progressiven Partien und sozialen Bewegungen zusammenarbeiten und koalieren.
Mit dem Beginn des Wahlkampfs werden nun vor allem die Sondierungen vorangetrieben. Zum einen sollen mit jenen Kräften, die an der Umsetzung des Friedensabkommens interessiert sind, zusammengearbeitet werden und zum anderen wird anerkannt, dass jede Region ihre Besonderheiten aufweist, aus der heraus entschieden wird, mit wem und wie kooperiert wird.
Dazu sagte der Genosse und Senator im kolumbianischen Kongress Carlos Antonio Lozada der Zeitung El Espectador: „Wir haben festgelegt, dass wir auf nationaler Ebene das Zusammenwirken mit den Grünen, dem Polo und Decencia anstreben. Über die Basis suchen wir einen Konsens über die zu nominierenden Kandidaten und einige programmatische Überschneidungen, entsprechend den Problemen jeder Region. (…) Aber wir wollen auch das Zusammenwirken mit sozialen Bewegungen und populären Anführern herstellen in Regionen, in denen wir stets präsent waren.“
Generell soll geprüft werden, in welcher Region und Provinz man eigene Kandidaten aufstellt und wo im Rahmen von Wahlbündnissen. Dazu touren die Führungspersonen der FARC derzeit durch das Land und stellen lokale Probleme und Fragen fest und erörtern mit sozialen Aktivisten und Politikern die Lage. Pablo Catatumbo ist zum Beispiel für den Süden und Südwesten des Landes zuständig, Carlos Antonio Lozada für die Mitte, Marcos Calarcá für Valle, Victoria Sandino für die Karibikküste, Griselda Lobo in Boyacá und Norte de Santander, Jairo Quintero in der Region des Magdalena Medio oder Joaquín Gómez für La Guajira.
„Wir schlagen vor, programmatische Linien zu entwickeln, ausgehend von den lokalen Gemeinschaften, damit diese die Vorschläge vortragen, also eine Politik aufbauend auf der lokalen Basis, wo es darauf ankommt, den Prozess der sicheren Umsetzung des Friedensabkommens anzustoßen und zu mitzutragen“, sagt Pablo Catatumbo. Im Fokus stehen die ländlichen Rahmenbedingungen zur Umsetzung, also die Agrarreform, die regionalen Entwicklungspläne oder die freiwillige Substitution von illegalen Drogenpflanzen.
Die nächste Zeit dürfte also interessant werden, wenn die ehemaligen Kommandanten der Guerilla durch das Land touren und Gespräche führen. Nicht zu Unrecht aufgrund der aktuellen Situation wird von der Regierung eine adäquate Sicherheitslage gefordert. Im letzten Jahr musste die FARC zeitweise den Wahlkampf einstellen. Erinnernd an die Geschichte sagte Catatumbo dazu: „Es wäre verheerend und ein schlimmes Zeichen für die Zukunft, wenn sich das Massaker an der Unión Patriótica wiederholen würde.“
Als Strategie zählt sich weiter lokal zu verankern und vor allem in den lokalen Aktionsräten, dem kleinsten politischen Gremium in den Regionen und kleinen Städten, Kandidaten aufzustellen, die bisher bereits unter der ehemaligen Guerilla und den sozialen Bewegungen aktiv waren. Für Bürgermeister oder Posten in den Provinzen dürften kaum reelle Möglichkeiten bestehen, hier werden die Wahlbündnisse greifen, auch wenn zum Beispiel Joaquín Gómez das Amt des Gouverneurs in der Provinz La Guajira anstrebt. Innerhalb der FARC spekuliert man, dass über Wahlbündnisse 3-5 Bürgermeister und rund 30 Sitze in Gemeinderäten gewonnen werden können. Wir sind gespannt…